Ob er wirklich der “letzte Ninja” ist, darüber scheiden sich die Geister. Für Kawakami Jin’ichi, Ehrendirektor des Ninja Museum in Iga und Leiter der Iga-ryū-Schule des Ninjutsu, sind die Techniken die er seit dem zarten Alter von sechs gelernt hat, viel mehr als nur Kampfkunst. Es ist eine “Überlebenstechnik”, die Körper, Geist und Lebenseinstellung beeinflusst.
Was ist ein Ninja?
Schwarz maskierte Schatten, die bei Nacht und Nebel heimlich ihre Gegner ausschalten – in der Praxis ist die Jobbeschreibung Ninja etwas weniger dramatisch. Bei Ninja handelt es sich zwar um Spione und Strategen. Es geht ihnen aber weniger darum, im Zweikampf körperlich überlegen zu sein, sondern darum, den Gegner durch eine strategische Analyse von dessen Stärken und Schwächen zu besiegen.
In der tumultreichen Sengoku-Zeit (1467-1603) war Japan von zahlreichen Bürgerkriegen zerrüttet. Um sich vor der Übernahme durch Kriegsherren zu schützen, formten die Regionen um Iga (Mie) und Kōga (heutiges Kōka, Shiga) Gemeinden zum Selbstschutz. Diese Gemeinden gaben ihre Techniken von Generation zu Generation weiter. So entwickelten sich verschiedene Schulen des Ninjutsu, die bis heute in Iga und Kōka präsent sind.
Wie arbeitet ein Ninja?
Dem Mythos nach setzen Ninja Magie im Kampf ein und verwirren mit Superkräften den Geist ihrer Gegener. Das Murmeln von “Zauberformeln” in Kombination mit komplizierten Handgesten hat jedoch ursprünglich andere Zwecke: Der Ritus bekräftigt die Einheit von Körper und Geist und stärkt die Kontrolle über den eigenen Zustand.
Auch das Vorurteil, Ninja könnten sich urplötzlich in Luft auflösen, übertreibt… ein wenig. Tatsächlich haben Ninja seit jeher allerlei Techniken und Werkzeuge verwendet, um den Gegner bei einer Konfrontation zu schwächen. So unter anderem auch Rauchbomben, die dem Gegner die Sicht nehmen und dem Ninja erlauben, sich zurückzuziehen.
Drei verbreitete Irrtümer über Ninja
1. Ninja sind von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. – Nein. Was Camouflage betrifft, war es zur Zeit der Bürgerkriege sehr viel gängiger, als Bauer oder Farmer gekleidet zu sein, um nicht aufzufallen. Auch dunkles Gewand, das in der Nacht Deckung bietet, war eher von dunkelblauer Farbe. Schwarz bot dem dunkelblauen Nachthimmel zu viel Kontrast.
Der schwarze Anzug entspringt dem Kabuki-Theater der Edo-Zeit. Ähnlich wie Bühnenarbeiter, die ganz in schwarz gekleidet ungesehen auf der Bühne ihr Werk verrichten, sollen schwarze Kostüme die “Unsichtbarkeit” der Ninja repräsentieren.
2. Ninja benutzten Wurfsterne, um ihre Gegner aus der Distanz zu töten. – Nein. Wurfsterne wurden eher zur Ablenkung und Verwirrung des Gegners eingesetzt. Außerdem verriet das Tragen eines Wurfsterns die Identität eines Ninja, der unerkannt bleiben wollte.
Als Bauer verkleidet war es viel sinnvoller, umfunktionierte Sicheln oder ähnliches Werkzeug als Waffe zu verwenden.
3. Ninja waren tödliche Assassine. – Nein. Die physische Konfrontation war für einen Ninja der letzte Ausweg. Viel wichtiger als den Gegener auszuschalten, war es, die gesammelten Informationen über diesen an den Auftraggeber zurückzubringen.
Viele Techniken der Ninja dienen der Flucht oder dazu, im Falle eines Kampfes den Angriff des Gegners so unbeschadet wie möglich zu überstehen.
Am 22. Februar ist übrigens der offizielle Tag der Ninja in Japan! Der Tag wird landesweit zelebriert, besonders aber in Iga und und Kōka, wo sich sogar Stadtangestellte als Ninja verkleiden. Besucher können an Veranstaltungen und Workshops teilnehmen und sich einen Tag lang wie Ninja fühlen.
Das Ninja Museum in Iga (1) und das Kōga Ninja Dorf (2)
Kommentare