Bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts, also der Heian-Zeit (794 – 1185), geht die Geschichte des japanischen Schwertes (nihontō) in Japan zurück. Ursprünglich wurden diese vor allem als Zeichen von Wohlstand reich verziert und im Haushalt präsentiert.
Geschichte des Schwertes in Japan
Auch als Waffe fanden Schwerter zu Beginn ihrer historischen Fertigung zahlreich Einsatz, wobei dies im Laufe der Jahre ausschließlich privilegierten Kriegern – den Samurai – vorbehalten war: Einfache Kämpfer hingegen waren mit Speer sowie Pfeil und Bogen ausgestattet.
Bis zum Verbot des Tragens eines Schwertes und damit der Samurai ab der Meiji-Restauration 1868 wurde in Japan das Handwerk des Schwertschmiedens hoch angesehen. Obwohl Schmiede auch heute noch einen sehr guten Ruf – vor allem bei Kunstinteressieren – genießen, wird das Handwerk immer weniger ausgeführt. Viel eher erinnern Zeremonien und Rituale an die eigentlich bedeutende Stellung des Schwertes in der japanischen Gesellschaft: So ist das Schwert neben einem bohnenförmigen Juwel und einem Spiegel eins der drei Insignien der kaiserlichen Familie in Japan.
Der Respekt gegenüber Schwertträgern ist trotz allem bis heute in Japan spürbar. So widmen einige Menschen ihr Leben dem Schwertkampf, der im Allgemeinen als Kenjutsu bezeichnet und bis zur Perfektion in den beiden bekanntesten Arten Iaidō und Kendō praktiziert wird.
Iaidō – Der Weg des Schwertziehens
Mit Iaidō wird in Japan der sogenannte „Weg des Schwertziehens“ bezeichnet, wobei das Katana-Schwert nach präzise erlernten Formen so gezogen wird, dass dieses noch während des Ziehens als Waffe eingesetzt werden kann. Ziel ist es, während der Ausführung der kata – also der festgelegten Form – eine Einheit zwischen Körper, Geist und Schwert zu entwickeln.
In seinen Ursprüngen trainierten die Krieger in langjährigen Übungen mittels Iaidō jede erdenkliche Kampfsituation. Heute erproben sich die Übenden weniger gegen einen Feind, sondern entwickeln mit dem Training ihre Persönlichkeit weiter und finden darin einen reichen Quell der Entspannung.
Kendō – Weg des Schwertes
Als Kendō wird eine abgewandelte Form des ursprünglichen japanischen Schwertkampfes, wie ihn Samurai ausübten, bezeichnet. Im Fokus steht wie auch beim Iaidō nicht nur der Umgang mit dem shinai (Bambusschwert), sondern auch die spirituelle und mentale Festigung der Kendōka (die Schwertührenden). Das Konzept, dem Kendō unterliegt, wurde 1975 von der All Japan Kendo Federation verfasst:
Das Ziel des Praktizierens von Kendō ist:
Den Geist und den Körper zu formen,
einen kräftigen Geist heranzuziehen
und durch richtige und unbeugsame Ausbildung
die Kunst des Kendō zu verbessern,
die Achtung der menschlichen Höflichkeit und Ehre zu erhalten,
andere mit Aufrichtigkeit zu behandeln
und für immer die eigene Ausbildung zu verfolgen.
Dann wird man in der Lage sein:
sein Land und seine Gesellschaft zu lieben,
zur Entwicklung der Kultur beizutragen
und Frieden und Wohlstand unter allen Völkern zu fördern.
In Wettkämpfen wird die im 18. Jahrhundert entwickelte Tradition gegeneinander ausgetragen. Dabei wird ein Ippon (Punkt im Kendō) dann erzielt, wenn Geist, Schwert und Körper Eins sind, was als ki ken tai ichi bezeichnet wird. Wie ein solcher Kendō-Wettstreit aussieht, wird im folgenden Video deutlich.
[Video] Bei den All Japan Kendo Championships (hier von 2016) treten die besten Kendōka Japans an, um sich in Geist, Schwert und Körper zu messen.
Immer mehr junge und ältere Menschen entscheiden sich in Japan und im Ausland dazu, Kendō zu erlernen. Auch in Deutschland gibt in vielen größeren Städten Kendō-Schulen mit sehr guter, internationaler Reputation.
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