Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Japan Travel Photographers Association: Mino-Keramik

In den malerischen Städten Tajimi, Kani, Toki und Ena in der Präfektur Gifu liegt das Herz der japanischen Keramikkunst – dort wird nach alten Methoden die Mino-Ware hergestellt. Diese erzählen Geschichten von Tradition, Innovation und zeitloser Schönheit. Ihre Wurzeln reichen tief in die Geschichte bis in 16. Jahrhundert zurück.

© Kato Akio /JTPA

Die Azuchi-Momoyama-Periode (1573-1603) war eine Zeit des kulturellen Aufbruchs und der künstlerischen Freiheit. Die Teezeremonie, ein zentrales Element der japanischen Kultur, gewann an Popularität und inspirierte zahlreiche Kunstformen, darunter auch die Keramikherstellung. Oda Nobunaga, ein bedeutender Kriegsherr und Kunstmäzen, förderte die Entwicklung von einzigartigen Stilen der sogenannten Mino-Keramik, die bis heute geschätzt werden: Kizeto (gelbliche Glasur), Setoguro (tiefschwarze Glasur), Shino (cremeweiße Glasur) und Oribe (grüne Glasur und unkonventionelle Formen). Erste Brennöfen in der Provinz Mino – die heutige Präfektur Gifu – entstanden aber verstreut um die Stadt Toki bereits Anfang des 15. Jahrhunderts.

Mit dem Ende der Edo-Zeit (1603-1868) begann mit der Herstellung von Porzellan eine neue Ära für Mino-Waren. Dieses Porzellan, oft als Setomono bezeichnet, war vor allem für den praktischen Gebrauch bestimmt und fand seinen Weg in die Haushalte als hochwertiges Tafelgeschirr. Heute, viele Jahrhunderte später, lebt die Tradition der Mino-Keramik weiter und hat sich zu einem Symbol für exquisite Handwerkskunst entwickelt. Besonders die Stadt Toki ist ein bedeutendes Zentrum der Keramikproduktion und die Region trägt allein 50 % zur Gesamtproduktion Japans bei. Die dort hergestellten Keramiken verbinden Tradition und Moderne und finden sowohl in Teezeremonien als auch in zeitgenössischen Anwendungen ihren Platz.

aritayakiGold und Blumen im Feuer: 400 Jahre Arita-PorzellanDie Porzellan-Kreationen aus Arita prägten die europäische Keramikproduktion nachhaltig - denn ganz so isoliert, wie oft vermutet, war Japan...24.08.2016

Arakawa Toyozō

Der Töpfermeister Arakawa Toyozō (1894-1985) ist Japans erster “Lebender Nationalschatz” und Träger des Ordens für kulturelle Verdienste, der höchsten Auszeichnung, die ein Künstler erhalten kann. Arakawa suchte nach den Ursprüngen der Keramikkunst Shino der Azuchi-Momoyama-Ära. 1930 entdeckte er an den Ruinen eines Brennofens in der Stadt Kani in der Präfektur Gifu alte, mit Bambussprossen bemalte Keramikscherben. Er baute einen sogenannten Anagama-Holzbrennofen, der den alten Öfen aus der Azuchi-Momoyama-Ära nachempfunden war und strebte danach, den alten Shino-Stil zu reproduzieren. Diese Einkammer-Öfen werden meistens an einem Hang gebaut und die Farben auf den Waren entstehen durch das Brennen. Es werden keine Glasuren aufgetragen, sondern die Stücke durch die Flammen, den Rauch, die Glutkohle und die Asche gefärbt. Am Ende hatte Arakawa seinen eigenen, einzigartigen Stil entwickelt, den er Arakawa Shino nannte.

Arakawa Toyozo. Das Foto stammt von Domon Ken, einem engen Freund. © Kato Akio /JTPA

Suigetsu-Brennofen

Im Jahr 1946 baute Arakawaeinen Suigetsu-Brennofen in der Stadt Tajimi. Bis dahin hatte er Kizeto, Setoguro und Shino in der Stadt Kani gebrannt. Die dort produzierten Waren waren jedoch für die Teezeremonie und nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt. Im Suigetsu-Brennofen wurde Alltagsgeschirr wie Karatsu, Kohiki und Sometsuke hergestellt. Arakawa verfolgte an diesem Ort die Philosophie, „Waren zur Entspannung“ anzubieten. Nicht nur die Entwürfe, sondern auch die Gebäude, Brennöfen und Techniken sind unverändert überliefert und als immaterielles Kulturgut der Stadt Tajimi geschützt. Mitglieder der kaiserlichen Familie, Töpfer, Maler, Schriftsteller, Kabuki-Schauspieler und Fotografen besuchten diesen bedeutenden Ort. 

Die Anlage steht in einem ruhigen Hain von Bäumen, so wie er damals gebaut wurde. © Kato Akio /JTPA

Die Produktion

Die JTPA gibt einen Einblick hinter die Kulissen des Suigetsu-Brennofens und verfolgt die Schritte bis zum fertig gebrannten Keramikstück.

Abschlämmen: Es wird rote Erde aus dem Gelände verwendet. Die Erde wird umgerührt und nur der schlammige Überstand wird als Rohstoff für Ton verwendet. © Kato Akio /JTPA
Spiralkneten vom Ton, um die Luft zu entfernen. © Kato Akio /JTPA
Die manuelle Töpferscheibe aus der Zeit, als der Brennofen gebaut wurde, ist noch in Gebrauch. Man spürt das Schwingen der Scheibe, die nicht motorisiert ist. © Kato Akio /JTPA
Arbeit an der Töpferscheibe. © Kato Akio /JTPA
Die Werkstatt: Die Asche aus dem Holzofen wird mit Wasser versetzt und für Glasuren verwendet. © Kato Akio /JTPA
© Kato Akio /JTPA
© Kato Akio /JTPA
An sonnigen Tagen trocknet die Ware im Freien. © Kato Akio /JTPA
© Kato Akio /JTPA
Holz-Vorbereitung: Der Suigetsu-Brennofen verfügt über einen Drei-Kammer-Hangofen und einen Anagama-Tunnelofen. Beide werden mit Holz befeuert. © Kato Akio /JTPA
Das Brennholz wird zum Trocknen gekreuzt in Stapeln angeordnet. Pro Ofen werden 400 Bündel Rotkiefer von je 50 cm Höhe verwendet. © Kato Akio /JTPA
Anagama-Brennverfahren: Die Temperatur wird auf 1230°C gebracht. Zum Brennen von Shino-, Setoguro- und Kiseto-Ware. © Kato Akio /JTPA
Setoguro wird bei 1170°C aus dem Ofen entnommen und anschließend für die typisch schwarze Farbe in Wasser getaucht. In einem Ofen ist nur Platz für etwa 10 Stücke. © Kato Akio /JTPA
Kin-gama (Brokat-Brennofen): Dieser wird zum Bemalen von Rot, Grün und Gold verwendet und brennt bei 800°C. Viele solcher Öfen wurden bis in die 1930er Jahre verwendet, doch dann durch die Elektrizität ersetzt. Nur wenige sind noch in Betrieb. © Kato Akio /JTPA
Derzeitiges Familienoberhaupt der vierten Generation ist Mizuno Shigeki. © Kato Akio /JTPA

Die fertige Kunst

Eine Reihe von ausgewählten Töpferwaren, die aufzeigen, wie vielfältig die Handwerkskunst von Mino ist: Einzigartige Muster, Farben und Texturen entstehen in den Händen der Töpfer.

Shino-Ware: Matcha-Teeschale von Arakawa III Koichi. © Kato Akio /JTPA
Ein Standardprodukt des Suigetsu-Ofens. Handbemalt mit Pflaumenblüten. © Kato Akio /JTPA
Seto-Blumenvase: Arakawa Toyozō bevorzugte diese Textur. Diese wurde von Arakawa Koichi der dritten Generation hergestellt. © Kato Akio /JTPA

Kommentare

Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!