Wo liegt der Unterschied zwischen Geisha und Prostituierter?
Geisha bedeutet wörtlich „Person der Kunstfertigkeit“ und hat nichts mit Prostitution zu tun. Eine Geisha war (und ist auch heute noch) eine Entertainerin, die mit kleinen Auftritten und Spielen feiernden Gesellschaften den Abend versüßt.
Das, was man außerhalb Japans oftmals fälschlicherweise unter einer Geisha versteht, ist die Oiran – der höchste Rang, den Frauen als Prostituierte erreichen konnten. Sie waren zur Edo-Zeit (1603-1868) in den bürgerlichen Freudenvierteln der Großstädte tätig.
Es gab einen stillen Krieg zwischen den beiden Berufsgruppen. In Yoshiwara, dem Freudenviertel Edos, stand aber die Oiran weit über der Geisha. Öffentlich verschwiegen wurde jedoch, dass auch manche Geisha ihren Körper verkauften.
Was zeichnet die Oiran aus?
Die Kanji für Oiran (花魁) bezeichnen nicht umsonst eigentlich die Flammenblume Phlox, die in allen Rot- und Rosatönen leuchtet! Die Oiran wurde ob ihres prächtigen Kimonos und außergewöhnlichen Erscheinung überall bewundert.
Die Oiran war nicht nur Prostituierte, sondern auch eine echte Entertainerin. Bis zum 15. Lebensjahr wurden Anwärterinnen in Tanz, Gesang, Teezeremonie, Ikebana, Koto und Shamisen, einem traditionellen japanischen Musikinstrument, unterrichtet und gedrillt. Nur die Mädchen, die solch eine erstklassige kulturelle Ausbildung und strahlende Schönheit besaßen, konnten zur Oiran aufsteigen.
Oiran – Die Mode-Ikonen Edos
Oiran hatten mehrere Bedienstete, die all ihre Wünsche erfüllten. Diese Diener begleiteten die Oiran, wenn sie im besten Kimono gekleidet ihre Freier abholten. Dabei trug die Oiran Sandalen mit drei-zähnigen Absätzen und einer Höhe von 20 cm. Hinter ihr liefen Oiran-Anwärterinnen (furisode shinzō) sowie noch jüngere Mädchen in Ausbildung (kamuro).
Wenn mehrere Oiran gemeinsam unterwegs waren, liefen sie nach Rang und Beliebtheit aufgereiht hintereinander. Diese regelrechten Paraden (oiran dōchū) erregten große Aufmerksamkeit und lockten zahlreiche Zuschauer an. Das, was die Oiran dabei trugen, setzte neue Mode-Trends in Edo.
Tradition des alten Japan
Mit dem Verbot der Prostitution 1957 ist die über 340 Jahre währende Kultur der Oiran in Japan ausgestorben. Dennoch finden hier und da in Japan professionell nachgestellte Oiran-dōchū statt.
In der Stadt Kumamoto auf Kyūshū zum Beispiel: Zwei Mal im Jahr können Sie die Parade der Freudenmädchen dort bewundern. Lesen Sie hier mehr zu dem Event, das zur Golden Week (erste Mai-Woche) und zum Lichterfest (zweites Wochenende im Oktober) in Kumamoto stattfindet.
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