Die Entstehung der gebrannten Waren wurzelt im Expansionsstreben Toyotomi Hideyoshis. Der Feldherr beschloss 1592, China zu erobern. Dazu besetzte er das koreanische Königreich. Nach sieben Jahren gab Toyotomi auf, ließ aber koreanische Keramikkünstler verschleppen, die ihre Handwerkskunst in Japan etablieren sollten. Toyotomi übte, wie viele andere Krieger des feudalen Japans, die Teezeremonie aus – die Bewunderung des kunstvollen Geschirrs gehört bis heute zu diesem Ritual.
Einer der Verschleppten, Sam-peong Yi, entdeckte 1616 in der Gegend um Arita, auf der südlichsten der japanischen Hauptinseln, Kyūshū, die feine Tonerde Kaolin. Daraus fertigte er die ersten weißen Keramiken Japans. Seine Schüler entwickelten ein Kunsthandwerk, dessen Ästhetik chinesische, indische und persische Einflüsse spiegelte. Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Stile, die heute unter der Herkunftsbezeichnung Arita-yaki (有田焼), Gebranntes aus Arita, zusammengefasst werden.
Schneeweiß und Indigoblau: Einfluss auf Europa
Die Familienwerkstätten Kakiemon und Imaemon in Arita konnten ihr Wissen zu Lack- und Glasurtechniken über 350 Jahre lang weiterreichen und wurden 1971 vom japanischen Bildungsministerium zu Nationalschätzen erhoben. Die Stücke aus dem Hause Imaemon gehören zum Iro-Nabeshima-Stil. Vor dem natürlichen weißen Hintergrund des Ausgangsmaterials ranken Blumen, fliegen Vögel, fallen Schneeflocken in kontrastreichen, vollen Blau-, Grün- und Rottönen.
Die Handwerkstechniken dürfen dennoch weiterentwickelt werden. So brachte der derzeitige 14. Imaemon-Meister das Sumi-Hajiki ein: Die filigranen Muster werden mit einem Pigment vorgezeichnet, das während des Brennvorgangs die darüberliegende Lasur verschwinden lässt, sodass das weiße Porzellan wieder zu Tage tritt. Die Kakiemon-Schule wählt ebenfalls Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt, stellt diese aber filigraner dar. Auch die Farbwahl ist zarter: Helleres Orange und Aquamarin stehen größeren unbemalten Flächen gegenüber.
Enge Partnerschaft mit Meißen in Deutschland
Die Anmut der Arita-yaki-Stile aus diesen beiden Häusern erinnert nicht nur zufällig an die Kreationen in Weiß und Blau der weltberühmten deutschen Manufaktur Meißen. Über die Hafen-Enklave Dejima in der Stadt Nagasaki hatte die Niederländische Ostindien-Kompanie ab dem 17. Jahrhundert Zugang zum ansonsten abgeschotteten Japan. Der dorthin entsandte Dresdner Zacharias Wagner brachte Arita-Porzellan nach Europa, wo bald auch August der Starke, Kurfürst von Sachsen, zum begeisterteren Sammler wurde. In Meißen ließ er schließlich eine eigene Produktionsstätte gründen. Arita und Meißen sind seit 1979 Partnerstädte.
Pilgerstätte für Porzellan-Liebhaber
Trotz der historischen Bedeutung Aritas als Keramikzentrum Japans wirkt die Stadt idyllisch ländlich. Ihre flachen, traditionellen Häuser schmiegen sich in ein von bewaldeten Bergen umrahmtes Tal, dunkle Ziegeldächer krönen helle Mauern, die kleinen Handwerksbetriebe mit den offenen Ladenfronten prägen entlang der Hauptstraßen das Stadtbild. Die Preise der Teller, Schalen und Vasen können je nach Herstellungsart beträchtlich variieren.
Insbesondere der Unterschied zwischen Handarbeit und Herstellung mit maschineller Hilfe findet sich auf dem Preisschild wieder. Neben der Kunst der alten Meisterhäuser spielen junge Künstler fantasievoll mit den klassischen Arita-Designs und entwickeln alltagstaugliche Themen und Formen.
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