April 1989: Einführung der Mehrwertsteuer
1989 wurde in Japan eine Mehrwertsteuer von 3 % eingeführt. Bis heute wurde sie mit der Begründung der Absicherung der Sozialversicherungskosten zwei Mal erhöht: 1997 auf 5 % und 2014 auf 8 %. 2015 war eine erneute Erhöhung der Steuer auf 10 % vorgesehen, diese wurde seither aber mehrmals verschoben. Erst am 1. Oktober dieses Jahres soll die Erhöhung nun wirksam werden.
1990: Platzen der Wirtschaftsblase
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre ließen überbordende Investitionen den Vermögenswert von Land und Aktien über das zu erwartende Maß hinaus in die Höhe schnellen. Der Nikkei-Index erreichte am letzten Verkaufstag des Jahres 1989 seinen Rekordwert, doch die Erhöhung der Leitzinsen brachte die Blase 1990 zum Platzen. Die seit 1973 herrschende Hochkonjunktur war vorüber und die nachfolgende wirtschaftliche Depression hielt über 20 Jahre an.
April 1991: Errichtung des Tokyo Metropolitan Government Building
Das 48-stöckige Tokyo Metropolitan Government Building wurde errichtet, um der Problematik des innerstädtischen Platzmangels und maroder Altbauten zu begegnen. Die Präfekturverwaltung Tōkyōs bezog den Bürogebäudekomplex, der in Shinjuku zwischen großen Bank- und Firmensitzen liegt. Entworfen wurde der imposante Bau vom japanischen Star-Architekten Tange Kenzō.
Mai 1993: Anfänge der J. League
Nach der Gründung 1992 begann im Folgejahr die erste Saison von Japans Profi-Fußballliga. Ursprünglich zählte die Liga nur zehn Vereine, doch 1999 wurde mit der Trennung zwischen J1 (16 Vereine) und J2 (10 Vereine) eine zweite Liga eingeführt. Als Mitglied von JEF United Ichihara Chiba war der ehemalige deutsche Nationalspieler Pierre Littbarski 1993 mit am Start.
Juni 1993: Hochzeit von Kronprinz Naruhito
Der damals 33-jährige Kronprinz heiratete die 29-jährige Owada Masako. Mit der Ehe legte diese ihren bürgerlichen Namen ab und wurde Kronprinzessin.
August 1993: Zusammenbruch des 1955-Systems
In dem seit 1955 bestehenden Parteiensystem aus zwei dominanten Parteien stellten die regierungsbildende Liberaldemokratische Partei (LDP) mit zwei Dritteln und die oppositionelle Sozialistische Partei Japans (SPJ) mit einem Drittel das Parlament. Nach fast 40 Jahren kollabierte das Arrangement mit der Wahl Hosokawa Morihiros von der Nihon Shintō-Partei zum Premierminister. Er bildete eine Regierungskoalition ohne die LDP.
Dezember 1993: Erste Registrierung japanischen Weltkulturerbes
1972 wurde das Abkommen zum UNESCO-Weltkulturerbe vereinbart, doch erst 20 Jahre später stimmte das japanische Parlament diesem zu. 1993 folgte die Registrierung der ersten Weltkulturerbestätten Japans: der Tempel Hōryū-ji in Nara, die Burg Himeji-jō in Hyōgo, der Zedernwald von Yakushima in Kagoshima und die Shirakami Bergwälder im Norden Honshūs.
Oktober 1994: Literaturnobelpreis für Ōe Kenzaburō
1994 ging der Literaturnobelpreis an den Schriftsteller Ōe Kenzaburō, der „mit poetischer Kraft eine Welt kreiert, in der Leben und Mythos sich zu einem Bild des menschlichen Dilemmas verdichten.“ Er ist nach Kawabata Yasunari der zweite Japaner mit dieser Auszeichnung. 2017 ging der Preis an Kazuo Ishiguro, einen Briten mit japanischer Abstammung.
März 1995: Sarin-Giftgasanschlag
Am Montag den 20. März 1995 wurden zur Hauptverkehrszeit gegen 8 Uhr morgens in fünf Tōkyōter U-Bahn-Waggons der Hibiya-, der Marunouchi- und der Chiyoda-Linien Beutel mit dem Nervengift Sarin platziert. Das flüssige Gift wurde im Bahnhof Kasumigaseki freigesetzt und verteilte sich als Gas in den betroffenen U-Bahnen sowie rund 15 weiteren Bahnhöfen. Bei dem Attentat verloren 13 Menschen ihr Leben und rund 6.000 trugen Verletzungen davon. Es handelte sich hierbei um einen Anschlag der Aum-Shinrikyō-Sekte, die 1989 in Japan als Religionsgemeinschaft anerkannt worden war und sich zunehmend radikalisierte. Die Ursache für den Anschlag liegt wohl in der Ablenkung von polizeilichen Ermittlungen in anderen Fällen gegen die Sekte begründet. 2018 wurde an 13 Mitverantwortlichen der Sekte die Todesstrafe vollstreckt.
Februar 1998: Olympische Winterspiele in Nagano
Die letzten Olympischen Winterspiele des 20. Jahrhunderts wurden in Nagano ausgetragen. Insgesamt nahmen 72 Länder/Regionen teil, vertreten durch deren jeweilige Nationale Olympische Komitees. Nach den Winterspielen 1972 in Sapporo war Japan das zweite Mal Gastgeberland. Deutschland erlangte insgesamt 29 Medaillen (12 x Gold, 9 x Silber und 8 x Bronze) und belegte Platz 1 des Medaillenspiegels. Der deutsche Rennrodler Georg Hackl gewann in Nagano zum dritten Mal in Folge olympisches Gold.
April 2001: Einführung des Kabinett Koizumi
2001 übernahm Koizumi Jun’ichirō das Amt des Premierministers, welches er bis 2006 bekleidete. Während seiner Amtszeit setzte sich Koizumi für wirtschaftliche Reformen ein, wie etwa die Privatisierung dreier Postdienststellen der japanischen Post sowie der öffentlichen Körperschaft für Autobahnen. Bei einem Gipfeltreffen 2002 mit dem damaligen nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-il, bestätigte dieser die Entführung von Japanern durch Nordkorea. Dies führte zum ersten Mal in 24 Jahren zur Heimkehr von fünf japanischen Entführungsopfern.
Dezember 2001: Geburt von Prinzessin Aiko
Am 1. Dezember kam Prinzessin Aiko als erstes Kind von Kronprinz Naruhito und dessen Ehefrau Masako zur Welt. Seit der Hochzeit des Paars 1993 war die Geburt des ersten Kindes sehnlichst erwartet worden und daher jetzt eine große Sensation. Mit der Geburt Aikos erstarkte die Diskussion, das Gesetz über den kaiserlichen Haushalt zu revidieren, sodass es auch einer weiblichen Nachfahrin möglich wäre, den Thron zu besteigen.
Dieser Artikel wurde von Kei Okishima für die Januar 2019-Ausgabe des JAPANDIGEST verfasst und für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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