Oda Nobunaga erblickte im Jahr 1534 in der Owari-Provinz (heutiges Nagoya) als der zweite Sohn des Militärgouverneurs Oda Nobuhide das Licht der Welt. Er wurde auf den Kindheitsnamen kippōshi (吉法師) getauft, bekam aber wegen seines aus damaliger Sicht sehr rebellischen Verhaltens bald den Spitznamen owari no ōutsuke (尾張の大うつけ, „Der große Narr Owaris“) verliehen.
Nobunaga kleidete sich oft extravagant und unangemessen, verbrachte trotz seiner noblen Herkunft viel Zeit mit Jugendlichen aus niederen Rängen und begeisterte sich für Tanegashima-Schusswaffen, die durch die Portugiesen ihren Weg nach Japan gefunden hatten.
Ein großer Skandal war sein Verhalten bei der Beerdigung seines Vaters. Er erschien in einem inadäquaten Kostüm und bewarf den Altar ohne Worte des Abschieds mit Weihrauch. In einer Gesellschaft, in der die Einhaltung alter Rituale und strenger Etiketten von außerordentlicher Bedeutung war, stellte dies einen schockierenden Akt des Sakrilegs dar. Sein Verhalten brachte einige seiner Gefolgsleute gegen ihn auf und verursachte Streit innerhalb der Familie.
Ein schneller militärischer Aufstieg
Unmittelbar nach dem Tod seines Vaters war Oda Nobunaga gezwungen, im Kampf gegen rivalisierende Familienmitglieder seinen rechtmäßigen Platz als Oberhaupt zu verteidigen. Diese Konflikte zogen sich über viele Jahre hinweg, endeten schlussendlich aber damit, dass Nobunaga die Kontrolle des Klans übernehmen konnte.
Der erste große Feind Nobunagas war Imagawa Yoshimoto aus der Suruga-Provinz (heutiges Shizuoka). Im Jahr 1560 stellte Yoshimoto eine massive Armee von 25.000 Mann auf und marschierte auf Owari zu. Obwohl Nobunaga nur 3.000 Mann zur Verfügung standen, entschloss er sich trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit zu einer kriegerischen Auseinandersetzung. Die Oda-Streitkräfte stellten eine Reihe ausgestopfter Attrappen auf und platzierten diese in Sichtweite, um den Eindruck einer einschüchternden Armee zu erwecken. Dieses Täuschungsmanöver, ein Gewitter und die Ablenkung durch Alkohol wurden von Nobunaga ausgenutzt, um Yoshimotos Truppen mit einem Überraschungsangriff bei Okehazama (heutiges Toyoake, Präfektur Aichi) zu überfallen. Dieser Sieg vergrößerte seine Macht beträchtlich und zerstörte die politischen Beziehungen zwischen dem Imagawa-Klan und den alliierten Staaten.
Nachdem 1567 die Provinzen des Saitō-Klans in Nobunagas Hände fielen, setzte er seinen unerbittlichen Feldzug fort und erweiterte nach und nach sein Herrschaftsgebiet. Neben militärischen Eroberungen verließ sich Nobunaga auch auf seine politischen Fähigkeiten und seine Überzeugungskraft, um Bündnisse mit anderen Klans zu schließen.
Kulturkontakte als wichtige Waffe
Im Jahr 1543 gingen die ersten portugiesischen Händler auf der Insel Tanegashima (Präfektur Kagoshima) an Land und brachten Musketen mit, welche fortschrittlicher als die herkömmlichen Feuerwaffen zu dieser Zeit waren. Da diese allerdings nur auf eine Entfernung von etwa 100 Metern trafen, wurden sie von vielen daimyō (大名, „Feldherr“) als ungeeignet für die Hitze des Gefechts angesehen.
Oda Nobunaga aber unterstützte das Christentum zum Eindämmen buddhistischer Einflüsse und lud Missionare wie den portugiesischen Jesuiten Luís Fróis ein, um sein Wissen über die westliche Kultur und deren fortschrittliche Technologien erweiterten zu können.
Im Jahr 1575 verbündete er sich mit dem Feldherren Tokugawa Ieyasu und kämpfte in der Schlacht bei Nagashino gegen den Takeda-Klan. Der Einsatz einer großen Anzahl von Musketieren führte zum Sieg über die feindliche Armee und europäische Schusswaffen fanden von nun ihren Weg in japanische Kampfstrategien.
Der Verrat bei Honnō-ji
Mit der Zerstörung der Takeda-Familie im Frühjahr 1582 schien es, als sei Oda Nobunaga nur noch wenige Jahre von einer Vereinigung Japans entfernt gewesen. Doch am 21. Juni verriet sein Vasall Akechi Mitsuhide ihn beim Tempel Honnō-ji (in der Nähe von Kyōto) und erzwang seinen Selbstmord.
Mitsuhide hatte von Nobunaga den Befehl erhalten, im Kampf gegen den Mōri-Klan nach Westen zu reisen, änderte aber plötzlich seinen Kurs und fiel mit seinen 13.000 Soldaten in Honnō-ji ein. Um eine Enthauptung durch die Feinde zu vermeiden, befahl Nobunaga seinem Untergebenen Mori Ranmaru, die Anlage in Flammen zu setzen. Warum Mitsuhide diese Tat beging, ist bis heute ungeklärt und Mittelpunkt vieler Theorien. Wollte er die Macht Nobunagas an sich reißen oder doch seiner skrupellosen Terrorherrschaft ein Ende setzen?
Vom Großen Teufel zum Eiskunstlaufstar
Aus der japanischen Popkultur ist Oda Nobunaga gar nicht mehr wegzudenken. Ob als Held einer Fernsehsendung, als Antagonist in einem Anime oder sogar Herzblatt in einem sog. „Otome Game“ (beliebte Dating Games für junge Frauen) findet Nobunaga bis heute seinen Weg in Geschichten und Legenden. Sein Ruf als „Dämonenkönig” dürfte allerdings am weitesten verbreitet sein. Diese Bezeichnung wird auf einen Briefaustausch mit Takeda Shingen zurückgeführt, bei dem Nobunaga für die Abschlachtung der Mönche beim Hiei-Tempel im Jahre 1571 an den Pranger gestellt wurde. Nobunaga bezeichnete sich als „Zerstörer des Buddhismus” und hinterließ die Unterschrift „Der Große Teufel des Sechsten Himmels”.
Nobunaga ist allerdings nicht der einzige Oda, der die heutige Medienwelt dominiert. Sein Nachfahre Oda Nobunari hat das Vermächtnis des gefürchteten Kriegers als japanische Eiskunstlauflegende und TV-Persönlichkeit bis heute fortgeführt. Neben zahlreichen Siegen in nationalen und internationalen Wettkämpfen synchronisierte er sogar seinen eigenen Auftritt im Hit-Anime „Yuri on Ice“ und wird auch nach seinem Rückzug auf der Sportwelt noch immer von einer großen Fangemeinde unterstützt.
Auch wenn der Titel des „Dämonenkönigs“ sehr weit von dem eines Eiskunstlaufsternchens entfernt ist, so scheint der Geist des einstigen Oda-Klans noch immer einen hohen Platz im kulturellen Gedächtnis Japans zu belegen.
Bildquelle Oda Nobunari: http://davecskatingphoto.com/index.html
Kommentare