Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Goryōkaku: Letzte Sternfestung der Samurai

Hannah Janz
Hannah Janz

Japans erste westliche Festung wurde 1855 in Hakodate errichtet. Sie unterscheidet sich grundlegend von älteren japanischen Burgen – steigen Sie mit JAPANDIGEST auf den Aussichtsturm und entdecken Sie ihr Geheimnis!

de Vauban Hakodate Goryokaku
Sternfestung von Neu-Brisach, 1697 entworfen vom französischen General de Vauban. Seine architektonischen Konzepte wurden in Japan ab 1855 umgesetzt.

Goryōkaku (五稜郭) entstand in der Endphase des Tokugawa-Shogunats auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaidō. Ihr Aufbau beweist, dass Japan durch die 1853 erzwungene Öffnung zum Westen auch im militärischen Bereich eine grundlegende Zäsur erfuhr. In den Jahrhunderten zuvor waren die japanischen Burgen möglichst hoch und mit komplexen Abstufungen errichtet worden. Dies verhinderte eine Eroberung durch Infanteristen, die für gewöhnlich mit Schwertern oder Gewehren bewaffnet waren. Kanonen waren in Japan kaum verbreitet, da sie schwer zu gießen waren – entsprechend waren die japanischen Festungen auf solche Bedrohungen nicht ausgelegt.

Die US-Amerikaner unter Führung von Commodore Perry hatten Japans Öffnung allerdings durch Kanonenboote erzwungen, und so ließ die Tokugawa-Regierung umgehend Goryōkaku errichten, um den neuen strategischen Bedindungen ein Bollwerk entgegenzusetzen.

Goryōkaku Aussichtsturm
Goryōkakus Sternenform ist vom Aussichtsturm gut zu erkennen, und auch das Panorama von Hakodate ist nicht zu verachten.

Der Name Goryōkaku lässt sich mit Fünfeck-Festungswall übersetzen. Die Anlage wächst nicht als Pagodenburg mit vielen Giebeln gen Himmel, sondern duckt sich in Form eines Sterns an den Boden. Tatsächlich entstand diese Bauweise bereits im Europa des 15. Jahrhunderts, um bestmöglich gegen Kanonenangriffe gewappnet zu sein.

Solche “Traces Italiennes” finden sich heute vor allem noch in Mittel- und Ost-Europa – und auch das Tokugawa-Shogunat ließ sich von den Entwürfen des französischen Generals, Militärstrategen und Architekten Sébastien Le Prestre de Vauban inspirieren, der um 1700 verschiedene sternförmige Bastionen in Europa konzipiert hatte.

Aussicht Goryokaku
Ausblick auf die Festungsanlage vom Aussichtsturm zur Kirschblütenzeit.

Den Samurai nützte der strategische Vorteil ihrer neuen Festung nichts, ihr Stand scheiterte trotzdem. Im Boshin-Krieg (戊辰戦争) besiegte die Kaiserliche Armee der späteren Meiji-Regierung 1869 die letzten Truppen des Shogunats, die sich in die Goryōkaku zurückgezogen hatten. Die Mauern der Anlage wurden geschliffen, die Wassergräben erhalten.

Heute begeistert die Anlage in Hakodate ihre Besucher als weitläufiger, grüner Erholungsort, besonders zur Kirschblütenzeit. Der Eintritt zum Aussichtsturm kostet 840 Yen für Erwachsene und 420 für Kinder.

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