Die Ainu sind eine der bekanntesten Volksgruppen innerhalb Japans. Heute sind die Ainu auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaidō zu finden – historisch sollen sie aber auch bis in die Kamtschatka-Region gesiedelt haben. Siedlungen auf Sachalin und den Kurilen wurden infolge der russischen Besetzung nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst.
Die unterdrückte Kultur der Ainu
Die Ainu erlangten 2008 in Japan den rechtlichen Status eines indigenen Volkes. So spannend die Kultur der etwa 20.000 auf Hokkaidō verbliebenen Ainu auch ist, durch jahrzehntelange erzwungene Anpassung an die japanische Hauptkultur ist sie heutzutage leider kaum mehr als Folklore. Nur die Verehrung des Bären als heiliges Tier wird weiterhin praktiziert.
Während die Ainu-Männer früher ihre Bärte lang wachsen ließen, trugen Ainu-Frauen Tätowierungen. Bereits im Kindesalter wurde der Mund dunkel nachgestochen. Bis zur Hochzeit sollten die Lippen über die eigentliche Form hinaus schwarz ausgefüllt sein. Heute ist diese Tradition ausgestorben, da die Ainu-Frauen die auffällige Körpermodifizierung im japanisch geprägten Alltag als nachteilig empfinden. Zu Ritualen oder zu Vorführungen legen sie heutzutage Make-up in Form der alten Tätowierungen auf.
Ainu-Kultur im Freiluftmuseum Poroto Kotan entdecken
Das Freiluftmuseum Poroto Kotan vermittelt einen Eindruck der Reichhaltigkeit der Ainu-Kultur. Es liegt an der südlichen Küste Hokkaidōs in der Stadt Shiraoi und zeigt, eingebettet zwischen den Nachbauten fünf traditioneller chise-Häuser, Schnitzkunst, Jagdgeräte, Boote, die Stoffherstellung und einen Garten mit Ess- und Heilpflanzen. Die Besucher begreifen vor Ort eindrücklich, dass für die Ainu alle Tiere, Pflanzen, Naturphänomene und Dinge von Göttern beseelt sind. Wird beispielsweise ein Bär als Opfergabe getötet, muss der in ihm wohnende Gott in die Geisterwelt zurückgeschickt werden. Dazu dient der Iyomante Rimse-Tanz, der vor Ort aufgeführt wird.
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