Will you be my Valentine? In Japan ist es nicht ganz so üblich, einander die Liebe zu gestehen, wie es das in Europa oder den USA ist.
„Ich liebe dich“ (Ai shite iru, 愛している) kriegt man in Japan kaum zu hören. Gebräuchlicher ist „Ich habe dich sehr lieb“ (Daisuki, 大好き). Natürlich gibt es aber auch andere Wege, die Liebe zu jemandem auszudrücken – und die gehen in der Genussnation Japan natürlich durch den Magen.
Valentinstag am 14. Februar
Ursprünglich erfunden im England des 14. Jahrhunderts, hat sich der Valentinstag mittlerweile vor allem durch geschäftstüchtige Floristen zu einem international begangenen Tag der Liebenden entwickelt.
Während man im angelsächsischen und deutschsprachigen Raum durchaus romantische wie platonische Beziehungen mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedenkt, ist das in Japan spezifischer: Verschenkt wird Schokolade. Tatsächlich macht die Schokoladen-Industrie 20% ihres Jahresumsatzes mit dem Geschäft zum Valentinstag!
Und: Am Valentinstag beschenken Frauen Männer. Dabei kann es sich um den Partner, um Mitarbeiter und Vorgesetzte sowie Freunde handeln. Die Valentinstags-Geschenke variieren je nach Art der Beziehung. Meist wird Schokolade verschenkt, oft aber auch Kuchen und Torten.
Präsent-Typen
Honmei choko (本命チョコ) bedeutet Favoriten-Schokolade und wird an den Herzensmann gerichtet. Möchten die Frauen dem Beschenkten besondere Zuneigung zuteilwerden lassen, bereiten sie die Schoko-Präsente selbst zu.
Freunde bekommen Tomo choko (友チョコ), Freunde-Schokolade. Und dann gibt es noch Pflicht-Schokolade, Giri choko (義理チョコ), die beispielsweise auf der Arbeit und nicht unbedingt nur aus Zuneigung verschenkt wird. Damit diese Typen auf keinen Fall mit Liebes-Schokolade verwechselt werden und für emotionales Chaos sorgen, stellt ein kleines Kärtchen den Kontext klar.
Mancher spricht bei all der Schokoladenflut sogar von chokohara (チョコハラ, chocolate harassment), Belästigung durch Schokolade, in Anlehnung an sekuhara (セクハラ, sexual harassment), sexuelle Belästigung. Der Begriff kann sich sowohl auf eine überreiche Beschenkung als auch auf das Genervtsein von der Geschenke-Pflicht zum Valentinstag beziehen.
Allerdings gibt es auch hier neue Trends: Der moderne Mann von Heute scheut sich nicht, seiner Herzallerliebsten umgehend Schokolade zurückzuschenken: Diese wird gyaku choko (逆チョコ, Gegen-Schokolade), genannt.
Auch moderne Männer, die gerade keine Partnerin haben, aber nicht auf Schokolade verzichten wollen, beschenken sich einfach selbst: Das heißt dann ore choko (俺チョコ), Ich-Schokolade. Mit Ore reden Männer über sich selbst. Eine geschlechtsneutrale Bezeichnung ist mai choko (マイチョコ), also vom Englischen “my chocolate”.
White Day am 14. März
Zum Ausgleich für die japanspezifische Frau-beschenkt-Mann-Konstellation des Valentinstags gibt es auch noch einen Tag, an dem Männer Frauen beschenken. Dieser heißt “White Day” und findet einen Monat nach dem Valentinstag statt. Verschenkt werden, wie der Name sagt, weiße Süßigkeiten. Die Farbe Weiß soll Glück bringen.
Natürlich handelt es sich auch hier um eine verkaufsfördernde Maßnahme der Süßwaren-Industrie – nichtsdestotrotz hat sich der White Day in Japan seit den 1980ern durchgesetzt. Mittlerweile geht der Trend sogar zu teureren Geschenken wie Schmuck, Kleidung und Taschen.
Rund um den White Day berichten viele japanische Frauenzeitschriften darüber, was Prominente oder Leserinnen zum White Day von den Männern in ihrem Leben erwarten und tatsächlich geschenkt bekommen haben, und Zeitschriften für Männer empfehlen die besten Geschenke für die Liebste.
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