Tsukimi: Die japanische Mondschau

Diana Casanova
Diana Casanova

Im Herbst ist der Mond besonders hell am Himmel zu sehen. Schon in der Heian-Zeit wurden im Mondschein Gedichte rezitiert, bis sich die Mondschau "Tsukimi" zum Erntedank- und Familienfest entwickelt hat. Doch wieso spielen ausgerechnet Hasen und Reiskuchen dabei eine große Rolle?

© Photo AC / rumo

Zu Ehren des Herbstmondes – dem Vollmond, welcher für gewöhnlich zwischen Mitte September und Anfang Oktober erscheint – wird in Japan die alte Tradition des Tsukimi gefeiert. Tsukimi (月見) bedeutet wörtlich “den Mond betrachten” und bildet das inoffizielle herbstliche Gegenstück zur Kirschblütenschau Hanami, die im Frühling stattfindet. Nach dem alten Mondkalender feierte man den Vollmond traditionell in der 15. Nacht des achten Monats (daher auch der alternative Name jūgoya, die “15. Nacht”), während der zunehmende Mond am 13. des neunten Monats geehrt wurde. Nach dem modernen Sonnenkalender fallen diese Tage normalerweise in den September bzw. Oktober.

Ursprünge des Tsukimi

Die Tradition der Mondschau gab es bereits in der Heian-Zeit (794-1185). Dort pflegte die adlige Elite an Vollmond zusammenzukommen, um gemeinsam im Mondschein Gedichte zu rezitieren und zu schreiben. Es hieß, dass der September der beste Monat sei, um den Mond zu betrachten, da dieser dann besonders hell scheine. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass das Mondfest ursprünglich aus China stammt, wo bereits lange zuvor das ähnliche Mittherbstfest gefeiert wurde. In der Edo-Zeit (1603-1868) entwickelte sich das Mondfest dann zu einer Art Erntedankfest, bei dem Bauern der Natur sowie den Göttern ihre Dankbarkeit für eine gute Ernte zum Ausdruck brachten. 

Besondere Dekorationen und Speisen

Tsukimi wird auch heute noch oft im Kreise der Familie gefeiert, um gemeinsam den Mond zu betrachten und zum Beispiel für Gesundheit zu beten. Gerne werden dabei für die Mondschau typische Dekorationen aufgestellt: Pampasgras (susuki), Klee (hagi) oder andere Herbstpflanzen, sowie kleine Figuren und Abbildungen von Hasen. 

Eine der bekanntesten Festtagsspeisen des Tsukimi sind die sogenannten tsukimi dango – kleine Bällchen aus schlichten Mochi-Reiskuchen, welche in Form einer Pyramide als Opfergabe für die Götter gestapelt werden. Darüber hinaus werden bestimmte Gerichte mit der Mondschau in Verbindung gebracht, z. B. gekochte Soba- oder Udon-Nudeln mit einem rohen Eigelb (genannt tsukimi soba oder tsukimi udon hier finden Sie ein Rezept dazu), was an den Mond erinnern soll, sowie weitere Herbstspeisen wie Maronen, Süßkartoffeln und Kürbis. 

Tsukimi Dango
Tsukimi Dango sind eine traditionelle Speise des Mondfestes. © Photo AC / ぺたぽん

Der Mond und der Hase

Warum gelten ausgerechnet Hasen als Symbol der Mondschau? Das geht auf ein altes Märchen namens Tsuki no usagi (“Der Mondhase”) zurück: Eines Nachts stieg der “Mann im Mond”, verkleidet als mittelloser Bettler, auf die Erde herab und traf auf einen Affen, einen Fuchs und einen Hasen, die gemeinsam am Lagerfeuer saßen, und bat sie um etwas zu essen. Der Fuchs brachte ihm einen Fisch aus dem Fluss, der Affe holte Früchte von den Bäumen. Doch der Hase konnte dem Bettler außer Gras nichts anbieten und so wollte er sich ins Feuer stürzen, damit er ihn verspeisen konnte. Bevor der Hase dies tat, offenbarte der Bettler seine wahre Gestalt. Um dessen Güte zu ehren, nahm der Mann den Hasen mit auf den Mond, um dort gemeinsam zu leben. Bis heute heißt es, dass Hasen ursprünglich vom Mond stammen und man, wenn man ihn genau betrachtet, die Gestalt des Hasen erkennen kann, wie er Mochi herstellt. 

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