Sakura in der Stadt der Superlative
Ein empfehlenswerter Ort für einen Spaziergang während der Kirschblüte in Tōkyō ist die Promenade entlang des Flusses Meguro-gawa im gleichnamigen Stadtteil. Vom JR-Bahnhof Meguro, West Exit, den Hang Gonnosuke-zaka hinunter, gelangt man an die Shimbashi-Brücke, von der aus der Fluss – umrahmt von Kirschblüten – zu sehen ist. Biegt man an der Brücke rechts ab, führt die Promenade unter den blühenden Bäumen entlang ins nächste Viertel Naka-meguro. Geschäfte gibt es hier wenige, dafür lässt sich die Idylle umso mehr genießen: Auch abends sehr romantisch, wenn die pinken Laternen am Flussufer leuchten!
Die bequemere Variante des Hanami, also des Bewunderns der Kirschblüten: Sitzen statt Gehen! An Schönheit ist der Shinjuku Gyoen-Park nicht zu übertreffen. Sitzt man auf dem Rasen, umgeben von den hellrosa Sakura, fühlt man sich so richtig in Japan angekommen. Gehen Sie allerdings rechtzeitig los, denn der Park schließt um 16:30 Uhr! Die Parkordnung untersagt allerdings das Mitnehmen von Alkohol.
Bevorzugt man die klassische Variante des Hanami inklusive alkoholischer Getränke, empfiehlt sich der Yoyogi-Park, nur zwei JR-Stationen vom Shinjuku Gyoen entfernt. Am Eingang des Yoyogi-Parks herrscht eine ausgelassene Stimmung: Jugendliche machen hier lautstark Musik, tanzen oder fahren Skateboard. Die Kirschblüten zu betrachten und einfach auf dem Rasen zu sitzen, etwas Bier oder Sake zu trinken, mit den Nachbarn plaudern – all das ist hier open end möglich, denn der Park hat keine festen Schließzeiten.
Mikoshi für die Massen: Das Sanja-Matsuri
Ist von japanischen Festen die Rede, sind die Mikoshi nicht zu vergessen. Dies sind kleine Shintō-Schreine, die auf Querstangen von einer ausgelassenen Menschenmenge durch die Straßen getragen werden, um für das Glück der Anwohner zu bitten. Das berühmteste Mikoshi-Fest ist das Sanja-Matsuri im Tōkyōter Viertel Asakusa, das im Jahr 2012 sein siebenhundertjähriges Jubiläum feierte. Es findet jährlich wechselnd von Mitte bis Ende Mai statt.
Das Ausmaß der Sanja-Matsuri ist gigantisch. Während der drei Tage des Festes strömen fast zwei Millionen Zuschauer nach Asakusa. Die Lautstärke und die Fröhlichkeit der Teilnehnmer sind kaum zu übertreffen. Begleitet wird das Fest von exotischen Düften aus den demise, den Straßenständen mit japanischem Fastfood: gebratene Yakisoba-Nudeln, Dango-Reisknödel oder Takoyaki, Teigbällchen mit Tintenfischfüllung.
Zu diesem Fest passt der japanische Ausspruch „Kakki ga aru“, der übersetzt heißt: „etwas besitzt eine erfrischende Lebendigkeit“. Dynamisch ist schon der erste Tag, der Freitagnachmittag, an dem der Gebetstanz stattfindet: Er soll für eine gute Ernte und Wohlstand sorgen. Danach ziehen die ersten Mikoshi durch die Straßen, in Begleitung von japanischer Festmusik mit Flöten und Trommeln.
Samstagmittag werden etwa 100 Mikoshi von einer schreienden Menge von einem der weitläufigsten Tempel in Tōkyō, dem Sensōji, zum Asakusa-Schrein getragen. Das Besondere an diesem zweiten Tag: Auch kleinere Mikoshi, extra für Kinder, sowie Frauen-Mikoshi ziehen durch die Straßen.
Highlight ist jedoch der Sonntag. Bereits am frühen Morgen versammelt sich eine Menschenmasse, die darum kämpft, einen der drei größten Mikoshi tragen zu dürfen. In diesen Schreinen werden die drei Gründer des Sensōji-Tempels verehrt. Folgen Sie dem Geschehen aus einer gewissen Entfernung, da es bei diesem Kampf recht energisch zugeht. Aber keine Angst: Man verpasst nichts, die Lautstärke der Kämpfenden ist nicht zu überhören. An diesem letzten Tag ziehen die Mikoshi noch bis in die Abendstunden durch die Straßen von Asakusa, bis sie am Ende zum gleichnamigen Schrein zurückgebracht werden.
Der Artikel von Sandra Häfelin erschien im JAPANDIGEST 2016. Für die Online-Ausgabe nachbearbeitet wurde er von Hannah Janz.
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