Es gibt viele Dinge, die den Sommer in Japan symbolisieren – Matsuri, Feuerwerk, Sommerhitze, um nur einige zu nennen. In der Präfektur Tokushima bedeutet Sommer auch: Awa Odori! Seit Beginn der Shōwa-Zeit (1926 – 1989) wird das Awa Odori Fest in Tokushima touristisch vermarktet und lockt jedes Jahr über eine Millionen Besucher in die Präfektur.
Tanz der Narren: Ursprünge des Awa Odori reichen weit zurück
Es gibt verschiedene Ursprungstheorien zu Awa Odori, doch alle reichen mehrere Jahrhunderte zurück. Eine beliebte Theorie besagt, dass die Fertigstellung der Tokushima-Burg im 16. Jahrhundert so ausgiebig gefeiert wurde und betrunkene Zelebranten vor Freude ausgelassen durch die Straßen Tokushimas tanzten. Die zum Teil wilden Tanzeinlagen der heutigen Vorführungen muten zumindest solchen Freudentänzen an.
Andere Theorien gehen davon aus, dass es sich bei Awa Odori lediglich um eine Sonderform des in Japan verbreiteten O-Bon-Tanzes handelt, oder es sich aus dem mittelalterlichen Volkstanz Furyū Odori entwickelt hat. Denn auch dieser Tanz wurde, genau wie Awa Odori, in sogenannten Ren, also Gruppen getanzt.
Ungeachtet der Ursprünge von Awa Odori weist der Tanz heutzutage typische Merkmale auf: Frauen tragen Yukata und Amigasa, schiffförmige Strohhüte, sowie eine Variante der Geta-Sandalen, die es den Tänzerinnen erlaubt, auf ihren Zehen zu tanzen. Männer hingegen tragen die Matsuri-Jacken Happi und das Stofftuch Tenugui. Dieses wird entweder als Schweißband um die Stirn gebunden, oder aber die Haare bedeckend unter der Nase festgeknotet. Um leichtfüßig auf der Straße tanzen zu können, tragen die Männer gummibesohlte Tabi-Socken.
[Video] Eine detailreiche Einführung in das Awa Odori-Gewand von Tänzerinnen.
Den Gewändern entsprechend ist der Tanz bei Frauen dezenter und eleganter als die wilden Tanzeinlagen der Männer. Früher wurde der Tanz wegen seiner wilden, die Arme hin und her wedelnden Natur auch liebevoll Baka Odori, also “Tanz der Narren” genannt. Begleitet von Instrumenten und einem teils melodisch gesungenem, teils ohne Hemmungen gerufenem Lied, ist Awa Odori der pure Ausdruck menschlicher Freude.
“Die Tänzer sind Narren, die Zuschauer sind Narren. Alle sind gleichermaßen Narren, also warum nicht tanzen?”, heißt es in dem Lied, das den Tanz begleitet. Getreu diesem Motto, liegt das Augenmerk vieler Besucher und Teilnehmer des Awa Odori nicht bei der präzisen Ausführung der Choreographie, sondern vielmehr bei der rhythmischen Körperbewegung zur Musik und der Freude daran.
[Video] Was macht Awa Odori so besonders?
Awa Odori auf den Straßen Tokushimas
Zwar lässt sich Awa Odori nicht auf den Abend begrenzen, doch die meisten Tanzparaden finden zwischen 18:00 und 22:30 Uhr statt. Nicht nur auf den Straßen, auch in Parks und auf ausgewählten Bühnen bieten die Tanzgruppen ihr Können dar. Für eine besonders gute Sicht auf das Geschehen müssen Tickets erworben werden, die praktischerweise in Kombinis im ganzen Land verkauft werden.
Das Tanzfieber, das Tokushima vom 12. bis 15. August heimsucht, schwappt jedoch auch auf andere Teile des Landes über. Wer nicht nach Tokushima reisen will oder kann, hat auch in der Haupstadt die Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen. Beliebte Veranstaltungen in Tōkyō sind das Koenji Awa Odori und das Awa Odori in Shimokitazawa.
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