Das japanische Kartenspiel „Hanafuda“ (花札), zu Deutsch „Blumenkarten“, entstand vor knapp 250 Jahren. Kartenspiele selbst fanden einige Jahrhunderte zuvor ihren Weg nach Japan, denn sie wurden durch portugiesische Seefahrer ins Land gebracht. Diese frühen Kartendecks bestanden aus 48 Karten und ähnelten dem uns bekannten Rommé. Unter Japanern erfreuten sie sich einer großen Popularität, bevor das Shōgunat 1633 ausländische Spielkarten im Zuge seiner Isolationspolitik und der Verbannung westlicher Einflüsse während der Edo-Zeit (1603–1868) verbot.
Kartenspiele verloren trotz Illegalität nicht an Beliebtheit. Kaum verbot die Regierung ein Kartenspiel, ließ das nächste nicht lange auf sich warten. Doch mit der Zeit wurde das Design der Karten unauffälliger und abstrakter, um der Verfolgung durch den Staat zu entgehen. Erste Hanafuda-Karten in ihrer heutigen Form tauchten gegen Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts auf und waren eine Mischung aus westlichem und japanischem Stil. Sie sind kleiner und dicker als uns bekannte Spielkarten; ein typisches Deck besteht aus 48 Karten, die in zwölf „Monate“ unterteilt sind. Jeder Monat besteht aus je vier Karten und wird von einer (für den jeweiligen Monat charakteristische) Blume symbolisiert, woher Hanafuda auch seinen Namen hat. Jede „Blumenkarte“ besitzt einen bestimmten Wert, dargestellt durch unterschiedliche Motive anstelle von Zahlen.
Es gibt dabei nicht das „eine“ Hanafuda-Kartenspiel, sondern zahlreiche Variationen, die mit den Blumenkarten gespielt werden können. Die beliebtesten heißen „Koi-Koi“, „Hachi-Hachi“ und „Kabufuda“, die sich u. a. in Spielregeln und Kartenmotiven unterscheiden.
Nintendos Verdienst und Erbe
Hanafuda fand zunächst wenig Anklang in der Bevölkerung, zu lange waren Kartenspiele von der Politik verboten. Erst als 1889 die Firma Nintendo begann, offizielle Hanafuda-Karten herzustellen (bevor sie die Welt mit Spielekonsolen und Franchisen wie Super Mario und Pokémon maßgeblich veränderte), wurde Hanafuda einem breiteren Publikum bekannt. Wenn auch eher als Hommage an ihre Vergangenheit, stellt Nintendo noch immer die blumigen Spielkarten her. Hanafuda gibt es in abgewandelten Formen sogar in Korea und auf Hawaii.
„Kriminelle“ Vergangenheit
Hanafuda-Karten wurden lange Zeit für illegales Glücksspiel verwendet, sodass die Bevölkerung das Spiel stark mit Kriminalität und der japanischen Mafia, den Yakuza, verband, was teilweise bis heute anhält. Die berühmten Ganzkörper-Tattoos, die unter den Yakuza als charakteristisch gelten, sind manchmal von den Hanafuda-Motiven inspiriert. Sogar der Name „Yakuza“ entstammt dem Kartenspiel: „ya-ku-za“ ist eine besondere Aussprache der Zahlen „8-9-3“, welche im traditionellen Kartenspiel „Oicho-Kabu“ (ähnlich dem Black Jack, das auch, aber nicht ausschließlich, mit Hanafuda-Karten gespielt wird) eine als wertlos geltende Kombination darstellt. Yakuza sind sozusagen die „Wertlosen“ der Gesellschaft, wobei die Betroffenen diesen Titel durchaus mit Stolz tragen.
Spielprinzip & -regeln
Wie bereits erwähnt, sind die 48 Spielkarten in zwölf Monate á vier Karten unterteilt, die von einer für den Monat typischen Pflanzenart symbolisiert werden. Ein Monat besteht in der Regel aus zwei „normalen“ Blumenkarten und zwei „besonderen“ Karten, meist einer Schleifenkarte und einer speziellen Motivkarte, wobei es Ausnahmen gibt (z. B. August, November und Dezember). Die normalen Blumenkarten geben je 1 Punkt, Schleifenkarten 5 Punkte und Motivkarten 10 bzw. 20 Punkte. Ziel einer klassischen Hanafuda-Partie ist es, durch das Sammeln von Karten möglichst viele Punkte zu erzielen. Dabei gibt es bestimmte Kombinationen, die Bonuspunkte geben. Es können zwei bis vier Spieler gleichzeitig gegeneinander spielen.
Nach Mischen des Kartendecks erhält jeder Spieler acht Karten (bei zwei Personen) auf die Hand. In die Mitte werden der verbliebende Kartenstapel, sowie acht weitere, aufgedeckte Karten gelegt. Nun gilt es mithilfe der eigenen Hand Karten desselben Monats zu sammeln. Hat ein Spieler z. B. eine Karte des Januars auf der Hand und eine Januar-Karte liegt in der Mitte, dann darf er diese aufnehmen und vor sich offen ablegen. Gibt es keine Karten desselben Monats, legt der Spieler eine Karte von der Hand in die Mitte. Daraufhin zieht er eine Karte vom Stapel – passt sie zu einer der offenen Karten oder auf der Hand, darf er sie sofort ablegen, sonst muss diese ebenfalls in die Mitte. So wird reihum gespielt, bis sämtliche Karten offen vor den Spielern liegen. Am Ende der Runde werden die Punkte und ggf. Bonuspunkte zusammengezählt, es gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.
Variante „Koi-Koi“
In der beliebten Spielvariante „Koi-Koi“ geht es darum, ausschließlich Punkte durch Bonuskombinationen zu erspielen. Hat ein Spieler eine dieser festgelegten Kombinationen zusammen, unterbricht er das Spiel. Nun hat er die Möglichkeit, sich die erreichten Punkte gutzuschreiben und die Runde zu beenden, oder weiterzuspielen, um mehr Punkte zu sammeln. Bei letzterem sagt der Spieler „Koi-Koi“ (auf Japanisch „Komm her!“) und die Runde geht weiter. Sollte ein Gegenspieler jedoch vorher eine Bonuskombination erreichen, sind die zuvor gesammelten Punkte verloren. Es gewinnt der, der am Ende die meisten Punkte erspielt hat.
Koi-Koi zeigt, dass Hanafuda ein komplexes Strategiespiel ist. Es geht darum, intelligent seine Karten auszuspielen, um möglichst hohe Punktekombinationen zu sammeln, während man gleichzeitig im Kopf haben muss, welche Karten der Gegner haben könnte und welche Kombinationen noch möglich sind. Dabei ist es auch wichtig, die Pläne des Gegners zu durchkreuzen.
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