Was muss alles passieren, bis das Feuerwerk am Himmel aufleuchtet?
Das Feuerwerk wird nicht per Hand, sondern mit einer elektrischen Fernsteuerung gezündet. An jedem Feuerwerkskörper befindet sich eine Zündschnur, die zu einer etwas entfernt liegenden Steuerzentrale führt. Durch das Betätigen eines Schalters wird von dort ein elektrischer Impuls an die Feuerwerkskörper gesendet, woraufhin diese in den Himmel abgefeuert werden. Der Einsatz der Fernsteuerung gewährleistet die Sicherheit der Mitarbeiter sowie die korrekte Durchführung des Feuerwerks. Moderne Feuerwerkssoftwares ermöglichen auch das zeitgenaue Timen von passender Musik zum Feuerwerk, ein beliebter Trend in Japan.
Wie planen Sie das Feuerwerk und das Design?
Zunächst sprechen wir uns mit den Auftraggebern zum Thema des Feuerwerks ab. Dann dauert es rund sechs Wochen, die Feuerwerkskörper per Hand herzustellen. Von der Planung bis zur Durchführung dauern Projekte drei bis sechs Monate.
Das Thema beim Japan-Tag war dieses Jahr die japanische Kultur und Tradition. Wir planten also ein traditionelles Feuerwerk und zeigten Sumi-e, klassische, japanische Tuschezeichnungen. Wie vor 150 Jahren nutzten wir gebrannte Tusche, um Bilder an den Himmel zu malen.
In Japan sind Feuerwerke ein Symbol des Sommers. Was machen Sie im Winter?
Im Winter produzieren wir viele Feuerwerkskörper. In Japan finden die meisten Feuerwerksfeste im Juli und August statt. Wegen der hohen Nachfrage produzieren wir die restlichen zehn Monate auf Vorrat.
Welche Ausbildung ist notwendig, um Pyrotechniker zu werden?
In Japan sind keine besonderen Qualifikationen notwendig, um in einer Feuerwerksfirma angestellt zu sein. Man lernt während der Arbeit und sammelt vor Ort Erfahrung, auch ohne spezielle Vorkenntnisse zu haben. Es gibt allerdings ein nationales Examen für Explosivstoffe. Insofern sind Chemiekenntnisse hilfreich, um kreativ und innovativ neue Feuerwerkskörper herzustellen.
Können Sie derzeit irgendwelche Trends beobachten?
Ich habe das Gefühl, es gibt vermehrt glitzerndes Feuerwerk. Auch ist die Fülle verschiedener Farben im Vergleich zu früher gestiegen. Farbwechsel treten häufiger und in satteren Farben auf. Früher zum Beispiel wäre ein rotes Feuerwerk von Anfang bis Ende rot geblieben. In den letzten Jahren sind Farbverläufe von rot über gelb und grün zu blau beliebt.
Was sind die Besonderheiten des japanischen Feuerwerks?
Japanische Feuerwerkskörper sind rund; wenn sie im Himmel explodieren, wirkt die runde Form wie eine sich öffnende Blume. Auch die hübschen Farbverläufe sind charakteristisch für japanisches Feuerwerk. Im Ausland sind die Feuerwerkskörper oft kapselförmig und vollgepackt mit Schwarzpulver. Das bringt Dynamik ins Feuerwerk und ermöglicht viele Farbkombinationen.
Woher stammt das Feuerwerk eigentlich?
Schwarzpulver stammt vermutlich aus China, aber das Feuerwerk selbst wurde in Europa erfunden. Das Pulver kam mit der Einführung der Feuerwaffen während der Sengoku-Zeit (Zeit der Bürgerkriege 1467-1603, Anm. d. Red.) nach Japan. Darauf folgte die von Frieden geprägte Edo-Zeit und mit der Herstellung und dem Verkauf von Schusswaffen konnte kein gutes Geschäft mehr betrieben werden. Es fand eine Verschiebung hin zum Feuerwerk statt, auch wenn es zu dieser Zeit scheinbar nicht in den Himmel gefeuert, sondern in den Händen gehalten wurde.
Warum werden in Japan Feuerwerke im Sommer veranstaltet?
Ursprünglich wurden Feuerwerke wohl bei Trauerzeremonien für Verstorbene abgehalten. 1732 gab es eine große Hungersnot und Epidemien breiteten sich aus. Um den Menschenopfern zu gedenken und den Gott des Wassers zu ehren, wurde 1733 über dem Fluss Sumida ein Feuerwerk abgehalten. Dieses hat sich seither zu einem der berühmtesten Feuerwerke Japans entwickelt und es wird jährlich während des Sumida-Sommerfestes abgefeuert.
Was bereitet Ihnen Freude an der Arbeit als Feuerwerker?
Vor großen Feuerwerksshows bin ich immer sehr aufgeregt. Falls durch Zufall doch einmal ein Unfall passieren sollte, müssen wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Aber wenn das Feuerwerk vorbei ist und alle applaudieren, schmilzt die Anspannung nur so dahin und ich empfinde eine große Befreiung. Diesen Moment genieße ich ganz besonders.
Dieser Artikel wurde von Mai Schmidt für die Juli 2018-Ausgabe des JAPANDIGEST verfasst und für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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