Exakt 8.917 km liegen zwischen dem niedersächsischen Lüneburg und Naruto in der Präfektur Tokushima. Die beiden Städte verbindet eine Partnerschaft, deren Ursprünge sich bis in den 1. Weltkrieg zurückverfolgen lassen. Eine über 100 Jahre alte Geschichte, die zu einer engen Freundschaft und einem wichtigen Pfeiler deutsch-japanischer Beziehungen wurde.
Entstehung einer Freundschaft
Die Partnerschaft zwischen Lüneburg und Naruto gehört zu den ältesten in ganz Deutschland. Die Orte haben viel gemeinsam: Sie verbindet eine lange Tradition des Salzhandels, vielseitige Sehenswürdigkeiten und eine ähnlich hohe Einwohnerzahl. Im April 1974 besiegelten die historische Hansestadt und die an der Seto-Inlandsee gelegene Hafenstadt offiziell ihre Freundschaft. Seitdem ist es zum Brauch geworden, dass sich Bürger beider Städte im jährlichen Wechsel in Form von Delegationsreisen besuchen, bei denen die über Jahre hinweg entstandenen familiären Beziehungen gepflegt werden. Diese werden von der Hansestadt Lüneburg und von der 1980 gegründeten Deutsch-Japanischen Gesellschaft Lüneburg organisiert. Doch wie ist es überhaupt zu dieser Begegnung gekommen?
Verbunden in Salz und Vergangenheit
Naruto ist nicht nur berühmt für seine imposanten Gezeitenstrudel, sondern auch Heimat des Kriegsgefangenenlagers Bandō, in dem während des 1. Weltkrieges fast 1.000 deutsche Soldaten (darunter auch ein Lüneburger) inhaftiert waren. Das Lager machte sich vor allem wegen der menschlichen Behandlung der Häftlinge einen Namen und ermöglichte ihnen einen weitestgehend normalen Alltag. Dies kulminierte 1918 in einer Aufführung von Beethovens 9. Symphonie mit dem Chorsatz „Ode an die Freude“ – die allererste auf dem asiatischen Kontinent. Heute gedenken sowohl das ehemalige Lager selbst, als auch das Museum „Deutsches Haus Naruto“ der Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen.
Aufgrund dieser Verbindung zu Deutschland war es der Stadt Naruto ein großes Anliegen, eine Partnerschaft mit einer deutschen Stadt einzugehen. Delegationsreisen durch die Bundesrepublik in den 1970ern führten die japanischen Beamten auch nach Lüneburg. Sie waren so begeistert von der Hansestadt, dass die endgültige Wahl schließlich auf sie fiel.
Naruto in Lüneburg, Lüneburg in Naruto
Zeugnisse dieser lebendigen Beziehungen lassen sich einige finden. So wurde in Lüneburg eine Straße nach der japanischen Stadt benannt und es wurden symbolträchtig zahlreiche Kirschbäume gepflanzt. Im Stadtgebiet Narutos können die Bürger zudem ein besonderes Wahrzeichen der Hansestadt bestaunen: Im Deutschen Haus Naruto steht die von einer Lüneburger Künstlerin gestaltete Skulptur einer sogenannten „Salzsau“. Eine weitere Statue dieser ziert den 2008 eingeweihten „Lüneburger Platz“ im Muyagawa-Shinsui-Park. Beide weisen nicht nur auf den freundschaftlichen Geist der Städtepartnerschaft hin, sondern sie sind auch eine Anspielung auf die berühmte Gründungslegende der Hansestadt.
Lüneburg und Naruto: Es sind zwei Städte, die sich, verbunden durch ihre historischen Gemeinsamkeiten, zu engen Freunden entwickelten und so ihren Bürgern das jeweils andere Land ganz nah in die eigene Heimat bringen.
Städte im Steckbrief
Lüneburg | Naruto | |
Liegt in: | Niedersachsen | Präfektur Tokushima |
Einwohner: | 78.024 (Stand: 31.12.19) | 56.461 (Stand: 31.07.20) |
Fläche: | 70,38 km² | 135,66 km² |
Mehr zur Städtepartnerschaft zwischen Lüneburg und Naruto gibt es auf der Website der Hansestadt Lüneburg.
Dieser Artikel erschien in der Oktober-Ausgabe des JAPANDIGEST 2020 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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