Japanisch zu lernen ist in Deutschland besonders seit dem Manga- und Anime-Boom in den 1980er und 90er Jahren immer beliebter geworden. Welche Möglichkeiten bieten sich für Schüler und Erwachsene hierzu fernab eines Japanologiestudiums? Und wie lernen wiederum die hier lebenden Kinder und Jugendlichen Japanisch, die familiär eng mit Japan verbunden sind? Wir geben Ihnen einen kleinen Einblick.
Japanisch als Fremdspache
1. Japanisch an Sprach- und Volkshochschulen
Es gibt viele Möglichkeiten, in Deutschland Japanisch zu lernen, auch fernab eines Japanologiestudiums. Bundesweit bieten beispielsweise die Volkshochschulen Japanischunterricht an, außerdem gibt es zahlreiche private Sprachschulen, die entsprechende Kurse in ihrem Programm haben. Doch auch die Hochschulen sind nicht außer Acht zu lassen. Deren Sprachkurse sind nicht selten auch für Nicht- Studierende offen, daher lohnt es sich, hier einmal einen Blick in das Kursangebot zu werfen. Eine weitere Möglichkeit, die Sprache zu lernen, bieten japanische Kulturinstitute, die beispielsweise in Berlin, Köln und Frankfurt zu finden sind.
2. Japanisch als Schulfach
Japanisch als Unterrichtsfach an deutschen Schulen? „Das kann es doch gar nicht geben!“, denken Sie jetzt vielleicht. Doch, durchaus. Allein in Nordrhein-Westfalen haben junge Menschen an sage und schreibe 21 Schulen die Möglichkeit, Japanisch zu lernen. In Baden-Württemberg und Bayern gibt es immerhin ungefähr halb so viele Schulen, welche die Sprache lehren, und zwar nicht nur in Großstädten wie Stuttgart und München. Einige bieten Japanisch allerdings nur als AG und nicht als reguläres Unterrichtsfach an. In der Metropole Berlin hat man die Wahl zwischen gleich mehreren Schulen, die Japanisch im Curriculum haben. Auch in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz gibt es eine kleine Auswahl. An den Schulen, die Japanisch als ordentliches Schulfach anbieten, kann man es auch als Prüfungsfach fürs Abitur wählen.
Japanische Schulen
Japanische Internationale Schule Frankfurt am Main e. V.
Die Japanische Internationale Schule Frankfurt am Main e. V. befindet sich im Stadtteil Hausen, der aus diesem Grund ein Anziehungspunkt für japanische Anwohner ist. Deren Anteil ist in keinem anderen Stadtteil gleichermaßen hoch, was nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass an der Japanischen Internationalen Schule nicht nur derzeit 245 Grund- und Mittelschüler (erste bis neunte Klasse) einen Teil ihrer Schullaufbahn absolvieren, sondern mit dem angeschlossenen Kindergarten auch jüngere Kinder hier einen Ort zum Spielen und Lernen finden können. Da der Unterricht auf Japanisch abgehalten wird, haben die Schüler in der Regel einen japanischen Migrationshintergrund. Zwar spielt die Staatsangehörigkeit, wie Schuldirektor Satō Masuhiro berichtet, für die Aufnahme keine Rolle, doch die Mehrheit der Schüler lebt nur vorübergehend in Deutschland.
Die Japanische Internationale Schule folgt zwar dem vom Japanischen Bildungsministerium anerkannten Lehrplan, doch es wird sehr darauf geachtet, den Schülern ein interkulturelles Umfeld zu schaffen. Regelmäßig finden Austauschtreffen mit anderen Schulen statt und dreimal die Woche wird Deutsch unterrichtet. Die meisten Schüler wechseln jedoch nach der neunten Klasse auf eine Oberschule in Japan oder auf eine International School in Frankfurt.
Japanische Schule in Hamburg e. V.
Auch die Japanische Schule in Hamburg e. V. hat, ähnlich wie die Japanische Internationale Schule in Frankfurt, zur Attraktivität ihres Standortes als Wohngegend für japanische Familien beigetragen. Sie befindet sich in Halstenbek, was strenggenommen zu Schleswig-Holstein gehört, aber durch die unmittelbare Nähe zu Hamburg reicht das Einzugsgebiet des Ortes bis dorthin und die Schule zieht auch Hamburger Schüler an. Ebenso wie die Frankfurter Schule hat sie allerdings den Status einer Ergänzungsschule und ist in erster Linie auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet, die nur vorübergehend in Deutschland sind. Derzeit besuchen daher nur 48 Grund- und 12 Mittelschüler die Schule (der angebundene Kindergarten betreut 23 Kinder). Ebenso wie in Frankfurt werden die Schützlinge bewusst dazu erzogen, sich in einem internationalen Umfeld zurechtzufinden. Daher ist der Fremdsprachenunterricht ein wichtiger Teil des Lehrplans und es wird nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch und Englische Konversation unterrichtet. Eine Besonderheit der Japanischen Schule in Hamburg ist, dass das Schuljahr in zwei Halbjahre aufgeteilt ist (statt wie in Japan üblich dreigegliedert).
Dieser Artikel erschien in der Oktober-Ausgabe des JAPANDIGEST 2020 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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