In der Film- und Fernsehlandschaft gehört Janina Uhse aktuell zu den bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands. Daily Soap-Freunden ist sie vor allem als Jasmin Flemming aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt, doch auch in aktuellen Produktionen wie „Betonrausch“ (2020), und „Es ist zu deinem Besten“ (2020) spielt sie Hauptrollen. Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass sich die 31-jährige stark für Japan begeistert: Janina kommt aus einer Schaustellerfamilie, die seit über 15 Jahren in der Metropole Ōsaka Stände auf einem Weihnachtsmarkt nach deutschem Vorbild betreibt. Dadurch kam sie schon im Jugendalter mit der japanischen (Ess-)Kultur in Berührung – der Beginn einer Leidenschaft, die sie bis heute prägt und mit der sie sich in ihrem 2019 erschienenen Kochbuch „Meine Glücklichküche“ intensiv auseinandersetzt.
In diesem Kochbuch erfährt man, wie die drei Regionen „Berlin“, „Norden“ und „Japan“ die Schauspielerin maßgeblich geprägt haben, und wie tief ihre Liebe zur japanischen Küche wirklich reicht. Sie stellt Kochanfängern wie auch Kochbegeisterten u.a. typisch japanische oder von dieser Küche inspirierte Rezepte vor, durch die man sich ein Stück Japan nach Hause holen kann. Außerdem erfährt der Leser viel über Esskultur und traditionelle Handwerkskunst, die Janina während einer Japanreise in Kooperation mit der Japanischen Fremdenverkehrszentrale (JNTO) 2018 hautnah erleben durfte.
Durch deine Eltern hast du seit vielen Jahren eine enge Beziehung zu Japan, das erste Mal warst du im Alter von 15 Jahren dort. Wie wurde deine Leidenschaft für Japan geweckt?
Meine Eltern sind Schausteller, doch mit ihren Fahrgeschäften sind sie eigentlich nur in Norddeutschland unterwegs. Vor 19 Jahren gab es eine Annonce in der Zeitung, in der ein „nostalgisches Kinderkarussell für einen Weihnachtsmarkt in Ōsaka“ gesucht wurde. Für meine Eltern erschien das Risiko überschaubar, man musste die Geräte nach Japan verschiffen sowie eine gewisse Summe in die Hand nehmen. Das taten meine Eltern dann auch und kamen mehr als fasziniert aus Japan wieder zurück. Im zweiten Jahr haben mein jüngerer Bruder und ich unsere Eltern dann dort besucht. Seitdem waren sie jedes Jahr drüben und wären eigentlich auch dieses Jahr dort hingereist, wäre die Corona-Krise nicht.
Der Weihnachtsmarkt findet direkt unter dem Umeda Sky Building in Ōsaka statt, wo auch die Deutsche Botschaft sitzt. Dort verkaufen meine Eltern unter anderem Pizza oder deutsches Bier. Mein Bruder ist mittlerweile mit ins Geschäft eingestiegen und hat eine Zuckerhütte, wo er gebrannte Mandeln, Popcorn und Lebkuchenherzen verkauft. Die Japaner vor Ort lieben die deutsche Kultur!
Japan, eine zweite kulinarische Heimat
Hast du einen Lieblingsort in Japan?
Mittlerweile würde ich mich in Ōsaka gut auskennen, auch wenn die Stadt ständig im Wandel ist. Trotzdem fühle ich mich genau dort am heimischsten: Dort, wo sich ein Gefühl von Wärme ausbreitet, weil es so nah und so bekannt ist. 2018 durfte ich mit der Japanischen Fremdenverkehrszentrale (JNTO) Orte besuchen, die ich noch nie gesehen habe. Davon hat mich wahrscheinlich am meisten der Kōya-san berührt, aber erst im Nachgang. Die ganze Reise war vollgepackt mit Aktivitäten, innerhalb kürzester Zeit haben wir viel gesehen. Doch gerade diese traditionelle Seite von Japan, wie man sie in Kyōto, Namba und eben am Kōya-san erfährt, war sehr faszinierend und hat mich nachhaltig beeindruckt.
Wie ist es zur Kooperation mit der JNTO gekommen?
Die JNTO ist auf mich zugekommen. Ich hatte damals einen YouTube-Kanal, auf dem ich viele Themen behandelt habe, die mich persönlich interessieren und bewegen. Unter anderem habe ich ein mehrteiliges „Follow Me Around“ in Japan gemacht, das die JNTO gesehen hat. Sie fanden es gut, dass ich schon vor einer Zusammenarbeit einen Bezug zum Land hatte, und daran wollten sie anknüpfen. Für mich war es das perfekte Timing, denn mein Kochbuch „Meine Glücklichküche“ war gerade in Planung. Es war von Anfang an klar, dass es ein persönliches Kochbuch werden muss und ich wollte jene Orte bespielen, die mich kulinarisch am meisten geprägt haben. Ich bin im Norden geboren, viele Male in Japan gewesen und genau das hat mich stark beeinflusst. Ich stimmte einer Zusammenarbeit unter der Bedingung zu, dass wir den Fokus auf die Kulinarik Japans legen. Also haben wir eine bunte Mischung aus der „goldenen Route“ (Ōsaka-Kyōto-Tōkyō) und Besuchen verschiedener Manufakturen gemacht. Wir haben eine Tee- und eine Sojasaucen-Manufaktur besucht, ich durfte mein eigenes Messer herstellen und wir besichtigten traditionelle Orte, in denen man noch tiefer in die japanische Kulinarik eintauchen konnte. Es war also ein „Perfect Match“!
Okonomiyaki als Tor in eine neue Welt
In deinem Kochbuch gibt es ein eigenes Kapitel nur über Rāmen, die japanischen Nudelsuppen, nicht wahr?
Rāmen ist neben Okonomiyaki womöglich mein absolutes Lieblingsgericht!
Rāmen und Okonomiyaki, das sind typisch japanische Gerichte.
Lustigerweise war Okonomiyaki das allererste Gericht, das ich in Japan probiert hatte. Es war damals eine sehr turbulente Reise, mein Bruder und ich sind das erste Mal überhaupt allein gereist. Im Umeda Sky Building in Ōsaka gibt es einen unterirdischen Food Court mit einem Okonomiyaki-Restaurant. Meine Eltern haben verschiedene Sorten bestellt, unter anderem die klassische Version mit Kohl. Das war das erste japanische Gericht, das ich je gegessen hatte. Es sind diese Gerichte, die mich glücklich machen, die mich an gewisse Situationen und Ereignisse meines Lebens erinnern. Deswegen ist Okonomiyaki wahrscheinlich nach wie vor mein Lieblingsgericht!
Wir dürfen freundlicherweise zwei Rezepte aus deinem Kochbuch auf unserer JAPANDIGEST Website veröffentlichen. Wir freuen uns sehr, dass neben dem „Lachs mit Miso-Butter“ auch dein „Quick Okonomiyaki“ dabei ist!
Es ist wirklich einfach zuzubereiten und man bekommt sofort dieses Japan-Gefühl! Das liegt aber vermutlich auch an der Okonomiyaki-Sauce. An die habe ich mich im Rezept nicht herangewagt, denn selbst unser Okonomiyaki-Koch in Japan benutzte die Fertigsauce. Sie gibt einfach diesen unvergleichlichen Geschmack!
Eine neue, persönliche Seite Japans kennenlernen
Konntest du auf der JNTO-Reise neue Erfahrungen machen?
Ja, allerdings. Immer wenn ich in Japan war, habe ich meinen Eltern bei der Arbeit geholfen. Das ist bei uns Schaustellerfamilien komplett normal. Während meines Urlaubes bin ich zu ihnen geflogen, meist in der Hochphase des Geschäfts. Dementsprechend bin ich meist nur abends ausgegangen oder war mit meinen Eltern noch etwas essen. Dann gingen wir schlafen und haben am nächsten Tag wieder Geschäft gemacht. Durch die Erfahrung mit der JNTO habe ich mir die Dinge herausgesucht, die ich immer mal sehen wollte. Wir sind mit dem Auto und dem Shinkansen quer durchs Land gefahren. Es war etwas komplett anderes, zumal wir auch Leute an unserer Seite hatten, die Japanisch sprechen konnten. Allein dadurch wurde mir ein anderes Tor zu Japan eröffnet. Ich bin der Meinung: „Essen verbindet immer!“. Ich habe beobachtet, wie Grüntee auf Plantagen angebaut wird und Menschen über ihre Leidenschaft sprechen hören, und wie sie diese Leidenschaft und die eigene Kultur durch Essen transportieren. Ich hatte das Gefühl, ich bin dem Land sehr viel nähergekommen.
Du wolltest also vor allem im Rahmen deines Kochbuches diese Reise nutzen. Wieso wolltest du überhaupt eines veröffentlichen?
Seit 2016 habe ich einen Food Channel mit eigener Website, „Janina and Food“, den ich auch auf YouTube, Facebook und Instagram führe. Dort teile ich meine Leidenschaft zur Kulinarik, zum Essen und zum Kochen. Die Leute, die mir folgen und meine Rezepte regelmäßig nachkochen, wollten so etwas gerne in Buchform und irgendwann dachte ich: „Wie großartig muss es sein, wenn man so ein Werk in Buchhandlungen stehen hat und seine Leidenschaft mit den Leuten teilt?“. Ich wollte es richtig angehen und nicht einfach nur eine Rezeptsammlung machen. Da ich keine ausgebildete Köchin bin, muss man verstehen, warum ich so gerne koche und esse. Wie wahrscheinlich bei den meisten Menschen, spielt die eigene Vergangenheit und gerade die Familie dabei eine große Rolle. Das wollte ich in Buchform abdrucken und meine kulinarische Biografie mit diesem Werk erzählen.
Den Spaß nicht verlieren und neue Dinge ausprobieren!
Die drei Regionen „Norden“, „Berlin“ und „Japan“ scheinen sich durchaus zu vermischen: Im Berlin-Teil findet sich ein Rezept mit japanischen Soba-Nudeln, im Japan-Teil welche für Ofenfisch und Eiweißbrot.
Sie vermischen sich deshalb, weil das einfach „Ich“ bin! Beim Ofenfisch-Rezept kommt Panko-Mehl zum Einsatz und Soba-Nudeln sind eine gute und gesunde Alternative zu normalen Weizennudeln. So hat es sich eingeschlichen, dass ich gar nicht mehr darauf achte, aus welcher Region eine bestimmte Zutat kommt und wie man etwas eigentlich tun sollte. Ich habe einfach neue Dinge ausprobiert! Meine Zielgruppe ist durchaus eine, die sich erst an das Kochen herantrauen soll und die eher Gerichte kocht, die sie kennt. Ich möchte sie dazu motivieren, auf einfache Art und Weise etwas Neues auszuprobieren. Sie sollen den Spaß daran nicht verlieren und Erfolgserlebnisse haben, genauso wie ich mich am Anfang. Das ist die Grundintention dahinter, warum 98 % meiner Rezepte superleicht sind!
Dein Buch richtet sich an Menschen, die wenig bis gar nichts mit Japan oder dem Kochen an sich zu tun haben. Welches Gericht würdest du einer Person empfehlen, die noch nie mit der japanischen Küche in Berührung gekommen ist?
Ich glaube, dass man mit Okonomiyaki nichts falsch machen kann. Schließlich komme ich aus dem Norden, Kohl ist unser Nationalgericht! Pfannkuchen mit Kohl kann man jedem schmackhaft machen, man muss eben nur Kohl mögen. Der ist so fein geschreddert, dass man ihn nicht allzu sehr wahrnimmt. Außerdem macht die Okonomiyaki-Sauce so süchtig, dass ich mir vorstellen kann, dass Okonomiyaki ein perfektes Einsteigergericht für diejenigen ist, die der japanischen Küche noch nicht so nahegekommen sind.
Sich frei machen und üben, üben, üben!
Was möchtest du den Lesern deines Kochbuches mitgeben?
Als ich in Japan mein eigenes Messer geschliffen habe, waren auch ein Meister und sein Lehrling dabei. Ich fragte den Lehrling, wann er denn Meister werden wird und er sagte: „Ich werde niemals Meister sein, denn ich werde mein ganzes Leben dazulernen!“. Man muss nicht der Beste sein, weil man im Leben niemals auslernt.
Mir ist es wichtig, sich frei zu machen und neue Dinge auszuprobieren, nicht nur beim Lesen meines, sondern bei jedem Kochbuch. Das Leben ist zu kurz: Man soll sich gelassen an Dinge herantasten und sie erst einmal ausprobieren. Kochen ist keine Challenge! Kein Zwang, kein Druck: Es muss nicht immer alles gelingen, denn Übung macht den Meister!
Janina Uhse “Meine Glücklichküche” (2019)
Herausgegeben von: Janina and Food Verlag
Gebundene Ausgabe mit 240 Seiten und 52 Rezepten
ISBN-13: 978-3964435699
Mehr Infos zum Buch und viele weitere Rezepte von Janina Uhse finden Sie auf der offiziellen Website von “Janina and Food”: https://janinaandfood.com/
Kommentare