Weshalb wurde Takagi gegründet?
Mitte der 60er Jahre kamen meine Eltern im Auftrag eines japanischen Unternehmens nach Deutschland. Die japanischen Tageszeitungen wurden in dieser Zeit bereits per Luftpost importiert, was jedoch so teuer war, dass die Angestellten der japanischen Firmen sich untereinander Zeitungen liehen. Ein Geschäftspartner wollte zu dieser Zeit unbedingt den damals aktuellen Bestseller von Yamasaki Toyoko lesen und bat meine Eltern um Hilfe. Japanische Druckerzeugnisse waren hierzulande nur schwer erhältlich und die japanische Gemeinde in Deutschland sehnte sich nach Literatur aus Japan.
Erzählen Sie uns bitte mehr von den Umständen der Geschäftsgründung.
1974 eröffneten meine Eltern auf der Düsseldorfer Immermannstraße die Buchhandlung noch in kleinen Räumlichkeiten. Später erfolgte eine Erweiterung auf ca. 500 m², wodurch wir die größte japanische Buchhandlung Europas wurden. Seit der Gründung bis zum Ruhestand dreißig Jahre später boten meine Eltern neben dem Buchhandel auch weitere Dienste an. Dazu gehörten u. a. ein japanischer Radiosender für die täglichen Nachrichten in japanischer Sprache, die Entwicklung von Fotos, Aufnahmen von Passfotos, eine monatlich erscheinende Zeitung mit dem Titel „Das Leben in Europa“ oder auch die Vermittlung von japanischem Satellitenfernsehen. Mit weit mehr als den eigentlichen Aufgaben ihres Kerngeschäfts unterstützten sie die japanische Gemeinde so in ihrem Alltag in Deutschland.
Was hat sich geändert seitdem Sie Ihre eigene Buchhandlung eröffnet haben?
In den letzten 15 Jahren ist das Interesse der deutschen Kundschaft gegenüber dem Thema Japan weiter gewachsen. Dies hängt sicherlich mit der ebenfalls gestiegenen Wahrnehmung für die japanische Popkultur zusammen, der in den letzten Jahrzehnten wachsende Beachtung zuteil wird. Zugleich sind der Hintergrund und die Interessen unserer derzeitigen Kunden extrem breit gefächert: Es gibt Japanischlernende, Fans von japanischem Essen und Süßigkeiten, Häkel-, Strick- und Origamibegeisterte, Kimono- und Kalligrafie-Hobbyisten, Enthusiasten japanischen Modellbaus und natürlich auch Kulturinteressierte. Kurzum: Wir möchten unseren Kunden die japanische Kultur vermitteln und Einstiegshilfen in das Thema geben.
Warum Düsseldorf?
Für Japaninteressierte bietet Düsseldorf die Möglichkeit ein wenig „Japan“ zu erleben, ohne nach Japan fliegen zu müssen. Hier gibt es z. B. jährlich stattfindende Veranstaltungen wie den Japan-Tag oder die DoKomi, aber auch den japanischen Garten und das EKŌ-Haus. Durch das große kulinarische Angebot japanischer Restaurants kann man sich nach Japan versetzt fühlen. Weiterhin übt die große Auswahl an japanischen Lebensmitteln, Friseuren, Beautysalons, etc. sowohl auf die hier ansässigen Japaner als auch auf andere Menschen von Nah und Fern eine besondere Anziehungskraft aus. Durch die um die Immermannstraße angesammelten japanischen Geschäfte und Restaurants wird ein japanisches Lebensgefühl außerhalb Japans vermittelt und trägt so dazu bei, das Heimweh der hiesigen Japaner zu lindern.
Weshalb eigentlich Deutschland als Standort?
Den Deutschen einen – wenn auch vielleicht nur kleinen – Einblick vom weit entfernten Japan geben zu können, macht es allemal wert, die Buchhandlung zu führen. Auf jeden Fall ist uns der durch Anime und Manga ausgelöste Japan-Boom sehr willkommen. Viele Kunden, die schon als Kinder zu Zeiten meiner Eltern den Laden besuchten, freuen sich heute zu hören, dass die Buchhandlung weiterhin besteht. Gerade weil es das Geschäft schon so lange gibt, ist das ein sehr schönes Gefühl. Durch meine Arbeit lerne ich selbst auch immer etwas Neues über Japan, was mir große Freude bereitet.
Gesprächspartnerin Yurie Takagi:
Yurie Takagi ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur besuchte sie vier Jahre lang eine japanische Universität und sammelte danach ein Jahr Erfahrung als Angestellte in Japan, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. 2005 gründete sie mit ihrem Partner Stefan Böhm die Buchhandlung Takagi GmbH Books & More. Durch den Besuch auf diversen Conventions und der Veranstaltung von kleinen Events vermitteln sie so den hier lebenden Menschen weiterhin den Zauber Japans.
Dieser Artikel wurde von Chihiro Kurihara für die Oktober 2018-Ausgabe des JAPANDIGEST verfasst und für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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