Mit dem „Japan Exchange and Teaching Programme“ (JET) werden jährlich mehrere junge Hochschulabsolventen aus Deutschland nach Japan geschickt, um dort den internationalen Austausch auf lokaler Ebene zu fördern. Sie arbeiten auf den örtlichen Rathäusern oder als Sprachlehrerinnen und –lehrer. Gefördert wird das Programm vom japanischen Staat. Es genießt international hohes Ansehen. Für JAPANDIGEST berichten die jungen Deutschen über ihre Erfahrungen als JETs.
Vorstellung: Belinda in Kumamoto
Vor zwei Jahren begann mein großes Abenteuer. Nach dem Studium der Japanologie in Leipzig wohnte ich plötzlich in einer Stadt, die ich überhaupt nicht kannte. Ganz weit weg vom vertrauten Nagoya, wo ich während des Studiums ein Jahr gewohnt hatte. Keinen einzigen Bekannten hatte ich in Kumamoto. Von einem Plan, was mich am neuen Arbeitsplatz erwarten würde, ganz zu schweigen.
Zwei schwüle Sommer mit bis zu 38°C und zwei eiskalte Winter mit -2°C habe ich nur dank Klimaanlage und Heizdecke überstanden. Ich habe zwei Vulkanausbrüche und zwei Erdbeben mit Stärke 7 auf der Richterskala erlebt. Jetzt wollen Sie sicher wissen, warum ich immer noch hier lebe?
Die Antwort finde ich jeden Tag auf meinem Weg zur Arbeit, wenn ich aufs Fahrrad steige und Richtung Innenstadt radle. Mein Weg führt über den Shirakawa, einen der drei großen Flüsse in Kumamoto. Von hier genieße ich den Ausblick auf die zahlreichen Brücken Kumamotos. Die Luft ist frisch und klar – solange nicht Hochsommer ist. Die Vögel zwitschern und in jeder Himmelsrichtung erblicke ich die moosgrünen Berge in der Ferne.
Von meinem Arbeitsplatz, dem Rathaus von Kumamoto, kann ich das majestätische Schloss sehen. Im Herbst erstrahl daneben die sonnengelb gefärbten Gingkobäume. Im Frühjahr erhebt sich das Schloss über einem Meer aus rosa Kirschblüten. Im Sommer sitzt es kühn zwischen saftigem Grün. Der Ausblick erheitert mich, egal zu welcher Jahreszeit, sogar am düstersten Tag.
Was ich an Kumamoto am meisten mag? Die Berge, das leckere Gemüse, den Dialekt, die üppige Natur, die heißen Quellen und vor allem die Menschen, die hier leben und mit denen ich jeden Tag zusammen arbeiten darf. Kumamoto-jin, wie man die Einwohner von Kumamoto nennt, sind einfach anders. Sie sagen, was sie denken, und lassen sich nichts gefallen. Gleichzeitig sind sie sehr humorvoll und schlagfertig. Für mich als waschechte Fränkin der schönste Umgang überhaupt.“
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