Wer Japanologie studieren möchte, wird oft mit Vorurteilen konfrontiert: Es gäbe keine Jobs oder wegen des Aufstiegs der chinesischen Wirtschaft wäre Japans internationale Rolle mittlerweile bedeutungslos und überhaupt, was macht man eigentlich damit? Natürlich besetzt Japanologie als Studienfach eine Nische, aber zurzeit sieht der Arbeitsmarkt für Japanologen gut aus. Man muss nur den Abschluss schaffen!
Viele brechen das Japanologie-Studium allerdings nach dem ersten oder zweiten Semester ab. In den meisten Fällen liegt das an der schwierigen Sprache und am Arbeitsaufwand. Andere halten zwar länger durch, schaffen den Abschluss aber trotzdem nicht. Man sollte also gut informiert sein, welches Arbeitspensum zu bewältigen ist, wie man das Studentenleben – auch mögliche Rückschläge! – finanzieren wird, und sich ein funktionierendes Zeitmanagement antrainieren. Erste Japanisch-Kenntnisse sind von Vorteil, um zu wissen, worauf man sich einlässt.
Interessantes Fachgebiet, schwierige Sprache und vielfältige Möglichkeiten
Das Studium ist so vielfältig wie Japan selbst: Meist werden Sprachkurse mit landeskundlichen Veranstaltungen kombiniert. Je nach Universität variieren die Schwerpunkte – Kulturwissenschaften, Geschichte, Recht, Politik, Sozialwissenschaften, Übersetzen… Nebenfächer bieten ggf. die Möglichkeit, sich Wissen aus anderen Fachbereichen anzueignen. Studierende sollten hier sowie bei Praktika sinnvolle Ergänzungen zum Studienschwerpunkt wählen, um später ein abgerundetes Profil vorzuweisen.
Auch ist es vorteilhaft, die allgemeinen Strukturen der Hochschule zu kennen. Verschiedene Beratungsangebote erleichtern die Gestaltung des Studiums, die Praktikumssuche, das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten. Zum Teil bieten die Universitäten auch die Vermittlung von Nebenjobs und Hilfe beim Netzwerken sowie eine Unterstützung im Notfall.
Alternative: Anderes Hauptfach, Japan-Studien im Nebenfach
Unter Umständen ist es empfehlenswert, ein anderes Hauptfach zu wählen und Japanisch oder Japanologie im Nebenfach zu belegen, sofern diese Option besteht. Diese Variante erhöht die Chancen, später einen Job zu finden – auch ohne Japanbezug. Solchen Kandidaten stehen ebenfalls Förderungsmöglichkeiten für Japan-Aufenthalte offen, sei es für Auslandssemester oder Praktika.
Keine schlechten Aussichten: Japanologie-Absolventen
Wer sein Japanologie-Studium durchzieht und dabei einige Punkte berücksichtigt, ist danach sehr gut ausgebildet und hat große Chancen, einen guten, interessanten Job zu finden.
Wichtig sind:
- Gute bis sehr gute Japanisch-Kenntnisse (am besten belegt durch den Sprachtest JLPT; mind. N3 nach dem Bachelor; besser N2 oder N1)
- Mindestens 1 Jahr Japan-Erfahrung (z.B. durch Auslandsstudium oder Working Holiday)
- Nebenfach, das zum Profil passt
- Mindestens ein-zwei längere Praktika, die zum Profil passen
- Interkulturelles Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeiten
- Geduld, Motivation und Lernbereitschaft
- Gepflegtes Äußeres
Nachteile
Natürlich ist ein solches Studium nicht preisgünstig. Viele Japanologie-Studierende brauchen zwei oder mehr Semester länger, da Auslandssemester oder Praktika eventuell nur begrenzt von der Stammuniversität anerkannt werden und das Studium entsprechend verlängern. Japanaufenthalte sind ebenfalls teuer und bringen Trennungen von Familie und Freunden sowie eventuell einen Kulturschock mit sich. Gute Vorbereitung und Beratung sind also essentiell.
Gute Finanzierungsmöglichkeiten sind das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) oder Stipendien. Je nach Zeitpensum empfiehlt sich ein Nebenjob, der bestenfalls auch mit den persönlichen Interessen und Inhalten des Studiums zusammenpasst.
Darüber hinaus muss einem bewusst sein, dass Japanologie ein Nischenstudium ist und man nach Abschluss sehr spezielle Fähigkeiten bzw. (ggf.) nur Sprach- und interkulturelle Fähigkeiten aufweist, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nur bedingt gefragt sein können. Daher ist eine Spezialisierung durch Nebenfächer, Praktika, Nebenjobs, sozialem Engagement, Auslandsaufenthalte und allgemeinem Erwerb von Soft/Hard Skills unerlässlich (auch unabhängig vom gewählten Studienfach).
Nach dem Studium in Deutschland arbeiten
In japanischen Unternehmen in Deutschland bieten sich interessante Möglichkeiten für Japanologen. Oft erfüllen sie dort die Rolle der interkulturellen Schnittstelle. Viele japanische Unternehmen erwarten keine perfekt ausgebildeten Anfänger, sondern bieten ein „Training on the Job“. Deshalb ist es auch für Geisteswissenschaftler möglich, in der Wirtschaft unterzukommen.
Personalvermittlungen unterstützen Absolventen beim Berufseinstieg. Am besten wendet man sich an eine Agentur, die auf die Vermittlung für japanische Firmen spezialisiert ist. Auch ein gutes Netzwerk, beispielsweise über verschiedene japanbezogene Organisationen, kann nicht schaden. Zudem ist Geduld gefragt: Manchmal dauert es bis zu einem Jahr, bis die passende Stelle auftaucht. Werden Sie bei der Jobsuche also ruhig kreativ und scheuen Sie sich nicht, Initiativbewerbungen an interessante Unternehmen zu schicken!
Nach dem Studium in Japan arbeiten
Mittlerweile entwickelt sich in Japan eine gewisse Infrastruktur und Akzeptanz für ausländische Praktikanten. Auch hier helfen verschiedene Organisationen sowie ein gutes Netzwerk bei der Vorbereitung und/oder Finanzierung.
Da es schwer ist, aus dem Ausland eine Bewerbung erfolgreich voranzutreiben, sollten Aufenthalte in Japan – wie ein Auslandssemester oder Working Holiday – mit der Stellensuche verbunden werden. Stellen Sie sich den Firmen persönlich vor. Da diese sicherstellen wollen, dass ihre ausländischen Angestellten möglichst lange in Japan bleiben, ist es ein gutes Signal an künftige Arbeitgeber, bereits vor Ort zu sein. Interessante Stellenangebote finden sich mittlerweile auf vielen auf Japan spezialisierten Online-Portalen wie GaijinPot oder deutsche Angebote der Japanischen Industrie- und Handelskammer, der Gesellschaft für Japanforschung, des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises oder dem Online-Jobportal KOPRA. Durch die für jeden zugängliche Mailing-Liste für Japanologen, J-STUDIEN, erreichen Mitglieder immer wieder Jobangebote aus verschiedenen Bereichen. Auch verfügen die Japanologie-Institute in der Regel über ein gutes Netzwerk von japanischen Firmen und anderen hilfreichen Einrichtungen mit Stellenangeboten.
Wer in Japan arbeiten möchte, braucht sehr gute Sprachkenntnisse, sprich fließend in Wort und Schrift und oftmals auch sicher im Business-Japanisch. Hierfür sollte als Nachweis mind. N2 des JLPT, besser noch N1 erbracht werden. Oftmals ist ein JLPT-Zertifikat auch Voraussetzung bei der Bewerbung. Dies hängt jedoch stets von den jeweiligen Stellenanforderungen ab.
Wer aus dem Ausland eine Festanstellung sucht, sollte darauf achten, dass die Firmen Visums-Unterstützung (Visa Sponsorship / ビザ・スポンザー) anbieten. Oftmals steht in Stellenanzeigen aber genzai nihon zaijū no kata ni kagirimasu (現在日本在住の方に限ります) – Auf Bewerber beschränkt, die bereits in Japan leben. Auf diese Stellen kann man sich nur bewerben, wenn man bereits über eine Arbeitsstelle in Japan mit entsprechendem Arbeitsvisum verfügt.
Wer ernsthaft über ein Studium der Japanologie nachdenkt, der muss sich der Vor- und Nachteile bewusst sein. Des Weiteren muss man sich genau für die Zulassungsbedingungen der Studiengänge (Stichwort N.C. und Vorkenntnisse) informieren, bevor man sich bewirbt. Es ist sehr empfehlenswert, die Beratungsangebote der Wunschuniversität sowie der Institute und Fachschaftsräte in Anspruch zu nehmen sowie mit Alumni oder derzeitigen Studierenden des Faches in Kontakt zu treten. Gerade in der heutigen Zeit ist dies gut über das Internet, z.B. durch Social Media, möglich.
An folgenden Hochschulen kann man im deutschsprachigen Raum Japanologie studieren (Stand September 2024):
Freie Universität Berlin: B.A. Japanstudien/ Ostasienwissenschaften und M.A. Japanologie (Regional-, Kultur-, Literatur- und Politikwissenschaften)
Humboldt-Universität zu Berlin: B.A. Regionalstudien Asien/Afrika (Regionalwissenschaften, ausschließlich als Zweitfach)
Ruhr-Universität Bochum: B.A. und M.A. Japanologie (Sprachwissenschaften, Geschichte)
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: B.A. und M.A. Asienwissenschaften (Sozial- und Kulturwissenschaften, Geschichte)
Universität Duisburg-Essen: B.A. Moderne Ostasienstudien und M.A. Modern East Asian Studies (Englisch) (Soziologie, Wirtschafts- und Politikwissenschaften)
Heinrich Heine-Universität Düsseldorf: B.A. und M.A. Modernes Japan (Sozial- und Kulturwissenschaften)
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: B.A. Japanologie und M.A. Digitale Japanstudien (Sozial-, Politik- und Kulturwissenschaften, Medienwissenschaften)
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main: B.A. Japanologie und M.A. Japan in der Welt: Globale Herausforderungen und kulturelle Perspektiven (Kultur- und Literaturwissenschaften)
FernUniversität in Hagen: Grundlagen des Japanischen Rechts (Rechtswissenschaften / Weiterbildendes Studium)
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Master-Teilstudiengang Japanologie (Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften)
Universität Hamburg: B.A. Ostasien: Schwerpunkt Japanologie und M.A. Japanologie (Sprach-, Literatur-, Kulturwissenschaften)
Universität Heidelberg: B.A. Ostasienwissenschaften; M.A. Japanologie; M.A. Konferenzdolmetschen Japanisch (Kultur- und Literaturwissenschaften, Sprachwissenschaften)
Universität zu Köln: B.A. Japanische Kultur in Geschichte und Gegenwart; M.A. Japan-Studien: Populär- und Medienkultur; B.A. und M.Ed. Unterrichtsfach Japanisch (Kultur- und Sprachwissenschaften, Lehramt)
Universität Leipzig: B.A. Japanologie und M.A. Japanologie (Sozial-, Regional- und Kulturwissenschaften, Geschichte)
Ludwig-Maximilians-Universität München: B.A. Japanologie und M.A. Japanologie (Sozial- und Kulturwissenschaften)
Universität Trier: B.A. und M.A. Japanologie (Kultur- und Literaturwissenschaften, Medienwissenschaften)
Eberhard Karls Universität Tübingen: B.A. Japanologie/Japanese Studies und M.A. Japanologie/Japanese Studies und M.A. Politik und Gesellschaft Ostasiens; (Kultur- und Literaturwissenschaften, Medienwissenschaften)
Universität Wien: B.A. Japanologie und M.A. Japanologie und M.A. East Asian Economy and Society (Englisch) (Kultur-, Literatur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
Universität Zürich: B.A. und M.A. Japanologie (Sozial- und Kulturwissenschaften)
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