Wenn Sie schon einmal in Japan waren, ist Ihnen womöglich die hierzulande fast unvorstellbare Höflichkeit aufgefallen. Ich persönlich habe einmal in einem Einkaufszentrum in Kawasaki einen meiner Ohrringe verloren. Ich wusste nicht, in welchem Geschäft das genau passiert war, also bin ich zum Fundbüro des Einkaufszentrums gegangen. Obwohl der Verlust des Ohrrings ohne Zweifel mein eigener Fehler war, wurde sich mit großer Freundlichkeit um mein Anliegen gekümmert. Die zuständige Mitarbeiterin ließ sich von mir das Aussehen des Ohrrings schildern, telefonierte herum und entschuldigte sich mit einem bedauernden Ausdruck, dass mir in ihrem Haus etwas so Unangenehmes passiert ist. Ich habe mich ernst genommen und verstanden gefühlt, aber vor allem ist man mir auf Augenhöhe begegnet. Besonders wenn Sie Kunde oder Kundin sind, werden Sie in jeder Situation mit einem warmen, freundlichen Lächeln empfangen. Auch dieses Lächeln ist Teil der japanischen Business-Kultur.
Pfeiler 3: Der Ausdruck (hyōjō)
Um mit dem richtigen Ausdruck (hyōjō) einen guten Eindruck zu erzeugen, gibt es drei Dinge, auf die Sie achten sollten.
1. Augen und Mund
Erzeugen Sie einen freundlichen Ausdruck, indem Sie auf Ihre Augen und ihren Mund achten. Heißt man einen Kunden oder eine Kundin willkommen, setzt man ein freundliches Lächeln auf, das man während der Konversation beibehält. Weiterhin passt man seinen Ausdruck der Situation an. Heißen Sie einen Gast willkommen, tun Sie dies mit Ihrem freundlichsten Lächeln. Nehmen Sie allerdings eine Beschwerde entgegen, drücken Sie Ihr Bedauern aus, indem sie die Augenbrauen etwas zusammenziehen und die Mundwinkel neutral lassen. Durch diese Anpassung des eigenen Ausdrucks sorgen Sie dafür, dass sich Ihr Gegenüber wohlfühlt.
2. Winkel des Kinns
Je nachdem, ob Sie ihr Kinn leicht heben oder senken, machen Sie einen anderen Eindruck. Während ein leicht gesenktes Kinn die Tugend der Zurückhaltung suggeriert, sollte es nicht zu gesenkt sein. Denn sonst wirken Sie zweifelnd und unsicher. Heben Sie ihr Kinn leicht an, strahlen Sie Selbstbewusstsein aus. Aber heben Sie es nicht zu sehr – sonst wirken Sie schnell arrogant. Je nachdem, in welcher Situation Sie sich befinden, können Sie mit der Position Ihres Kinns also so einiges ausdrücken.
3. Blickwinkel und Augenhöhe
Ein falscher Blickwinkel sorgt für Missverständnisse. Passen Sie deshalb Ihre Augenhöhe an die Ihres Gegenübers an. Schauen Sie wortwörtlich im Stehen auf Ihr sitzendes Gegenüber herab, entsteht ein empfundenes Machtgefälle und sie wirken arrogant. Ein solcher Winkel kann für beide Gesprächspartner:innen unangenehm sein. Nehmen Sie deshalb eine Position ein, die Ihre Blickwinkel auf die gleiche Höhe bringt. Dies können Sie erreichen, indem Sie sich setzen, in die Hocke gehen oder ihre Hände auf den Knien abstützen und sich nach vorne beugen. Sollten Sie die Person sein, die sitzend nach oben schaut, stehen Sie besser auf.
Mit diesen drei Tipps des guten Ausdrucks sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre und hinterlassen einen guten Eindruck bei Ihren Geschäftspartner:innen aus Japan.
Und um meine eingangs erwähnte Geschichte abzuschließen: Eine Woche später, nachdem ich mich an das Fundbüro des Einkaufszentrums in Kawasaki gewandt hatte, bekam ich einen Anruf. Mein Ohrring wurde gefunden.
Kommentare