Im Japanischen gibt es verschiedene Stufen der Höflichkeit, die die Sprache beeinflussen. Im Deutschen wird geduzt oder gesiezt. Einige Wörter würde man beim Siezen nicht verwenden, während andere zum Duzen zu gehoben klingen. Dies gibt die japanische Sprache ebenfalls her – und noch viel mehr.
Einführung in die japanische Höflichkeitssprache
Grob gibt es drei Ebenen der Höflichkeit, die hier kurz vorgestellt werden. Allerdings gibt es noch diverse Abstufungen und Zwischenebenen. Die niedrigste Ebene der Höflichkeit (tamego) ist dem deutschen Duzen gleichgesetzt. Allerdings wird sie deutlich weniger verwendet – nämlich nur für enge Freunde, den Partner und die Familie. Demnach ist sie völlig ungeeignet für den Business-Kontext.
Die zweite Stufe ist die Standard-Höflichkeitsform (desu-masu-kei), die auch im Japanisch-Unterricht für Fremdsprachler:innen als erstes gelehrt wird. Ob mit Bekannten, Arbeitskolleginnen und -kollegen oder Fremden – auf dieser Ebene finden die meisten Unterhaltungen statt.
Schließlich gibt es eine noch höflichere Ebene (keigo), die für Unterhaltungen mit Personen bestimmt ist, die in der Hierarchie weit über einem selbst stehen. Dies können Personen sein, die mehrere Generationen älter als man selbst sind, der Firmenchef, oder aber Kund:innen und Geschäftspartner:innen.
Stolperfalle keigo
Diese Abstufungen in der Höflichkeit der Sprache hören sich sicherlich kompliziert an. Tatsächlich sind sie es auch für viele Japanerinnen und Japaner – zumindest was keigo angeht. Vor dem Eintritt ins Berufsleben erlebt man nur wenige Situationen, in denen eine gänzlich in keigo geführte Konversation angebracht ist. Demnach gibt es für Universitätsabsolvent:innen und Berufseinsteiger:innen entsprechende Kurse. Im Buchhandel findet man Bücher zum richtigen Verwenden der Höflichkeitssprache für Erwachsene, denn selbst bei denen schleichen sich immer wieder Fehler ein.
Die Höflichkeitssprache hat noch eine zweite Schwierigkeit: Sie besteht nämlich aus zwei unterschiedlichen Arten des Sprechens. Man erschafft Höflichkeit, indem man das Gegenüber mit Worten und Ausdrücken höherstellt als sich selbst. Das ist die respektvolle Höflichkeitssprache (sonkeigo). Weiterhin kann man sich selbst mit bescheidenen Worten herabstufen. Das ist die demütige Höflichkeitssprache (kenjōgo). Durch die Verwendung dieser beiden Arten des Sprechens, schafft man sprachlich eine größere Distanz zwischen dem Gegenüber und sich selbst. Und dies wird als sehr höflich empfunden.
Keigo-Guides für Berufsanfänger:innen sind übrigens wie folgt aufgebaut: Wörter und Ausdrücke, die in der Alltagssprache häufig verwendet werden, werden in ihrer höflicheren Form vorgestellt. Diese Ausdrücke kann man dann auswendig lernen, denn man wird sie die übrige Zeit seiner beruflichen Karriere verwenden. Ein Beispiel hierfür ist die grundlegende Entschuldigung sumimasen. Diese wird im Business-Kontext in der Regel als mōshi wake arimasen in ihrer höflicheren Form verwendet.
Pfeiler 5: Der Sprachgebrauch (kotoba-zukai)
Wenn Sie kein Japanisch können, werden die obigen Informationen für Sie vielleicht interessant, aber nicht anwendbar sein. Sie können allerhöchstens den Suffix –san als Anrede an den Namen Ihres Gegenübers hängen, um es freundlich zu adressieren. Satō-san bedeutet beispielsweise Frau oder Herr Satō. Womöglich werden Sie auch als Müller-san angesprochen, sofern Sie Frau oder Herr Müller sind. Es gibt aber noch weitere Tipps inhaltlicher Art, wie Sie mit Ihrem Sprachgebrauch glänzen können.
Tipps für einen positiven Sprachgebrauch
Positive Formulierungen wählen
Um einen guten Eindruck zu vermitteln, vermeiden Sie am besten negative Formulierungen. Beispielsweise sagen Sie nicht „An diesem Tag habe ich keine Zeit“, sondern lieber: „Lassen Sie uns gerne an einem anderen Tag einen Termin vereinbaren“. Anstatt „Ich kann Ihnen gerade nicht antworten“, schreiben Sie lieber: „Ich antworte Ihnen später“.
Verständnis und Zustimmung signalisieren
Hören Sie Ihrem Gesprächspartner oder Ihrer Gesprächspartnerin aktiv zu, indem Sie sie aufmerksam anschauen, zustimmend nicken oder auf ihre Inhalte eingehen, bevor Sie ihre eigenen Argumente anbringen.
Gespräche mit einem positiven Ausblick beenden
Auch wenn Sie über ein negatives Thema sprechen müssen – versuchen Sie das Ende eines Gesprächs mit positiven Inhalten zu füllen. Zwar gibt es eine Preissteigerung, aber dafür kann der Vertrag um drei weitere Jahre verlängert werden. Der neue Abteilungsleiter mag zwar streng sein, aber dafür lernt man viel bei ihm.
Zum Abschluss
In dieser Artikelreihe haben Sie gelernt, dass es bei einem guten Eindruck mit japanischen Geschäftspartner:innen um mehr geht, als einen gelungenen Visitenkartenaustausch. Beachten Sie allerdings die fünf Pfeiler – die Begrüßung (aisatsu), ein gepflegtes Äußeres (midashinami), der Ausdruck (hyōjō), das Verhalten (taidō) sowie den Sprachgebrauch (kotoba-zukai) – auch nur in Ansätzen, können Sie Ihr Gegenüber aus Japan damit zweifelsfrei beeindrucken!
Kommentare