Viele Unternehmen in Japan erwarten von den Mitarbeitern, dass diese an nomikai teilnehmen. Dabei geht die Belegschaft nach Feierabend gemeinsam in Izakaya-Kneipen oder zum Karaoke, isst und trinkt. Alkoholkonsum wird nicht verlangt, oftmals trinken die Teilnehmer im Laufe des Abends aber erhebliche Mengen.
Die Mitarbeiter ziehen nach dem offiziellen Teil oft sogar noch informell weiter. Das wird nijikai, zweite Trinkrunde (oder für ganz Hartgesottene sanjikai, dritte Trinkrunde!) genannt.
Funktion der Firmen-Trinkgelage
Das gesellige Beisammensein soll den Zusammenhalt der Gruppe stärken. Hier bietet das Japanische einen einleuchtenden Begriff: Nominication. Das Wort setzt sich zusammen aus nomi für Trinken und dem hinteren Teil von communication – und bezeichnet die ungezwungene Konversation nach Alkoholgenuss.
Gerade in Japan, wo die Arbeitswelt mehrheitlich noch viel Wert auf Hierarchie und soziale Anpassung legt, bieten nomikai und nominication unter Umständen den legitimen Rahmen, um dem Chef gewagte Vorschläge für ein neues Projekt zu unterbreiten – kein Problem nach dem dritten Bier.
Gewollte Grenzüberschreitungen und Abstürze
Mit der Krawatte um den Kopf auf dem Tisch tanzen? Auch das soll es öfter geben, um Spannung abzubauen. Über solche Vorkommnisse wird am nächsten Tag aber geschwiegen. Was bei den nomikai passiert, bleibt bei den nomikai .
Während sich um ausziehfreudige Chefs, die es auf jeder größeren Firmenfeier ab einem bestimmten Alkoholpegel geben soll, urbane Mythen ranken, gehört der Anblick betrunkener Salaryman zum abendlichen Bild der japanischen Großstädte.
Wer es vor lauter Alkohol nicht mehr nach Hause ins Bett schafft, schläft nicht nur auf der Schulter des Sitznachbarn in der Bahn ein, sondern auf Bänken, Tischen – und manchmal sogar im Gepäcknetz der Bahn.
Gelegentlich sieht man die Betrunkenen auch in Bahnhöfen liegen oder gar in Hauseingängen hocken – wobei es erstaunlich und wahrscheinlich auch sehr Japanisch ist, wieviele davon auch im hochtrunkenen Zustand in der Lage sind, sich so zu platzieren, dass sie niemandem im Weg sind.
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