Sie sind das erste Mal zu Besuch bei japanischen Freunden und fragen sich, ob es bestimmte Fettnäpfchen gibt, die man vermeiden sollte? Die gibt es allerdings – doch in Japan unterscheidet sich die Etikette bei Privatbesuchen nicht viel von Deutschland. Gewisse Dinge, wie die Besonderheiten beim Toilettengang oder dem Aufbau japanischer Wohnhäuser, sollten Sie durchaus im Kopf haben.
Schuhe ausziehen!
So ziemlich jede Wohnung und jedes Haus in Japan verfügt über einen genkan genannten Eingangsbereich direkt bei der Haustür. Der Boden dort ist etwas tiefer gelegt als der Rest des Wohnbereiches. Ziehen Sie dort die Schuhe aus und stellen Sie sie geordnet an den Rand des genkan (am besten mit den Schuhspitzen zur Tür zeigend) oder verstauen Sie sich in den dafür vorgesehenen Schuhschrank (eventuell übernimmt dies der oder die Gastgeberin direkt für Sie). Betreten Sie den Wohnbereich nur mit Hausschuhen, die Ihnen in der Regel angeboten werden, oder Socken. Achten Sie darauf, dass letztere sauber und ordentlich aussehen! Es ist zwar nicht so, dass in Japan Löcher in den Socken als besonders schlimmer Fauxpas betrachtet werden – dennoch gehört es zum guten Ton.
Das Gastgeschenk
Insbesondere beim ersten Besuch ist es üblich ein kleines Gastgeschenk mitzubringen. Am besten überreichen Sie dieses direkt im genkan. Der Wert dessen ist abhängig von der Beziehung zum/zur Gastgeber:in und vom Anlass des Besuches. Generell sollte das Geschenk nicht zu teuer sein, um das Gegenüber nicht in Verlegenheit bzw. unter Zugzwang beim nächsten Besuch zu bringen. Außerdem wird in Japan viel Wert auf eine schöne Verpackung gelegt, darauf sollten Sie also besonders achten, um Ihre Freunde zu beeindrucken. Leckere Spezialitäten aus der Heimat, die es in Japan nicht oder nur schwer zu kaufen gibt, sind immer eine gute Idee! Eine klassische Floskel beim Überreichen ist das bescheidene tsumaranai mono desu ga… („Es ist nur eine Kleinigkeit…“) oder hon no kimochi desu ga… („Es kommt von Herzen…“).
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Fettnäpfchenfalle Toilette
Wenn Sie die Toilette aufsuchen, achten Sie darauf, diese nicht mit Socken oder den normalen Hausschuhen zu betreten. Wenn spezielle Toiletten-Pantoffeln bereitgestellt werden, betreten Sie darin das Badezimmer. Achtung: Mit diesen Pantoffeln dürfen Sie auf keinen Fall im Rest des Hauses herumlaufen, denn das wäre ein sehr peinlicher Fauxpas! Dasselbe gilt übrigens auch in Restaurants und Unterkünften (z. B. Ryokan-Herbergen), in denen man vorher die Straßenschuhe ausziehen muss. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie selbstverständlich nachfragen. Und keine Sorge: In öffentlichen Toiletten darf (und sollte) man die Schuhe in der Regel anbehalten.
Wenn Sie sich mit den berühmten japanischen Hightech-Toiletten konfrontiert sehen, zögern Sie nicht Ihren Gastgeber oder Ihre Gastgeberin zu fragen, welcher Knopf welche Funktion auslöst.
Auf dem Tatami-Boden
Viele Privathäuser, aber auch traditionelle Restaurants und Unterkünfte, verfügen über ein mit Reisstrohmatten ausgelegtes Tatami-Zimmer. Diese kostspieligen Matten sind sehr druckempfindlich und schwer zu reinigen, daher sollten sie stets nur mit Socken betreten werden. In solchen Tatami-Räumen sitzt man meist an niedrigen Tischen auf dem Boden anstatt auf Stühlen, die speziell für den empfindlichen Boden ausgelegt sind. Eine eher traditionelle Sitzhaltung ist das sogenannte seiza, bei dem man mit geradem Rücken kniend auf den Fersen sitzt. Das wird jedoch sehr schnell anstrengend – in legeren Situation darf man es sich natürlich etwas gemütlicher machen.
Nützliche Vokabeln
- Eingangsbereich: genkan (玄関)
- Schuhe: kutsu (靴)
- Souvenir: omiyage (お土産)
- Toilette/Badezimmer: toire (oder höflicher) otearai (トイレ/お手洗い)
- Wohnzimmer: ribingu (rūmu) (リビング [ルーム])
- (Beim Überreichen des Geschenks): tsumaranai mono desu ga… („Es ist nur eine Kleinigkeit…“) / hon no kimochi desu ga… („Es kommt von Herzen…“).
Dieser Artikel erschien in gekürzter Form in der JAPANDIGEST April 2023-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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