Spätestens an ōmisoka (Silvester) kommt die Familie in Japan zusammen, um das neue Jahr (oshōgatsu) gemeinsam zu feiern. Als landwirtschaftlich geprägtes Land kommen der Ernte und den Jahreszeiten eine besondere Bedeutung zu. Daher beteten die Menschen damals zu den Göttern für eine reiche Ernte, u.a. durch besondere Dekorationen, mit denen bis heute das eigene Zuhause geschmückt wird. Heutzutage gehört auch ein großer Hausputz sowie das gemeinsame Kochen bestimmter Mahlzeiten zu den Gepflogenheiten, bevor man sich schließlich ein frohes neues Jahr wünscht: Akemashite omedetō gozaimasu!
Kagamimochi
Kagamimochi, zwei runde Reiskuchen mit einer Mandarine oben drauf, sollen die Götter dazu bewegen, das Zuhause vor Zerstörung zu bewahren. „Mandarine“ (daidai) ist lautgleich mit dem japanischen Wort für „Generationen“, weshalb sie auch ein Symbol für Langlebigkeit und Familie ist.
Shimekazari
Shimekazari sind prächtig gestaltete Kränze, bestehend aus Stroh (shimenawa), Garn, Zweigen oder gefalteten Papierstreifen (shide) sowie oft einer Mandarine. Man hängt sie an die eigene Haustür, um böse Geister zu vertreiben und die Götter zu sich einzuladen.
Kadomatsu
Diese Dekorationen aus Bambus, Pinien- oder Pflaumenbäumen stellt man sich traditionell am 28. oder 30. Dezember vor die Wohnungseingänge und Geschäfte. So werden die Götter willkommen geheißen, die im Gegenzug eine reiche Ernte, Glück und Wohlstand bringen mögen.
Osechi ryōri
Osechi ryōri ist das klassische Neujahrsessen und besteht aus vielen kleineren Gerichten in mehreren Bentō-Boxen namens jūbako, die mit der ganzen Familie gemeinsam zubereitet und gegessen werden. Jedes Gericht stellt dabei einen anderen Wunsch für das neue Jahr dar.
Joya no kane
Um Mitternacht läuten nach buddhistischer Tradition in den Tempeln Japans 108 Glockenschläge das neue Jahr ein. Jeder Glockenschlag soll die Menschen von ihren irdischen Lasten und Leidenschaften befreien, damit ihre Seelen frei von Sünden das Jahr beginnen können.
Hatsuhinōde
Das Beobachten des ersten Sonnenaufganges des Jahres ist beliebt auf Berggipfeln oder anderen Aussichtspunkten mit freiem Blick auf den Horizont. Früher glaubte man, dass mit der Sonne der Gott der Ernte vom Himmel herabkäme und Gebete zu ihm ein gutes Erntejahr bringen würden.
Nengajō
Nengajō sind Postkarten, die man an Familie, Freunde oder Kollegen schickt und ihnen damit ein frohes neues Jahr wünscht. Meist ist das Tier des jeweiligen Jahres aus dem chinesischen Horoskop abgebildet. Trotz Digitalisierung ist Neujahr für die japanische Post noch immer die hektischste Jahreszeit.
Hatsumōde
Dem ersten Schrein- oder Tempelbesuch des Jahres kommt eine große Bedeutung zu. Dort beten die Menschen zu den Göttern für Glück, Frieden, Wohlstand, Sicherheit oder Liebe im neuen Jahr und holen sich traditionellerweise ihren persönlichen Glücksbringer (omamori).
Dieser Artikel erschien in der Oktober-Ausgabe des JAPANDIGEST 2020 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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