Ganz im Gegensatz zum Sauberkeitsdrang der Japaner gilt Japan allgemeinhin aber auch als Wegwerfgesellschaft: Fast alle Produkte im Supermarkt – ob Geschenke oder alltägliche Lebensmittel – werden aufwendig verpackt verkauft. Hinzu kommen unzählige Plastikflaschen, Einweg-Essstäbchen und ungezügelter Massenkonsum. Statistiken belegen, dass Japaner durchschnittlich pro Kopf immerhin etwa 1,1 Kilogramm Müll pro Tag erzeugen.
Um diesen Müllmengen Herr zu werden, wird ein striktes Recyclingsystem durchgesetzt, das Japanern bereits im Kindergartenalter vermittelt wird.
Wie funktioniert die Mülltrennung in Japan?
Früher wurde der Müll einfach danach aufgeteilt, ob er brennbar oder nicht brennbar war. Alles, was getan werden musste, war, den entsprechenden Müllbeutel am richtigen Tag an den entsprechenden Sammelplatz zu stellen. Seit einigen Jahren geht der Trend allerdings dahin, in bis zu zwölf verschiedene Müllsorten zu unterscheiden: Zeitungen, Bücher und Zeitschriften, Karton, Milchkartons, Papier, Lumpen, Dosen, Flaschen, PET-Flaschen und Kunststoffe. Und alles, was nicht in diese Kategorien einzuordnen ist, wird dann in brennbar oder nicht brennbar getrennt.
Im Kontrast zur deutschen Haushaltsmüllentsorgung wird dabei nicht für jede Müllsorte ein eigener Müllcontainer angeboten. Stattdessen gibt es viele kleine, zentrale Plätze, wo die Müllbeutel am Vorabend zum Sammeltag abgestellt werden. Also werden beispielsweise am Dienstag der brennbare Müll und mittwochs der recycelbare Müll rausgestellt. Damit wird Mülltrennung und -entsorgung zu einem den Alltag bestimmenden Thema in japanischen Haushalten. Da ist es wenig verwunderlich, dass eins der wichtigsten Credos „Übernehme Verantwortung für dein eigenes Chaos zum Wohle aller“ lautet.
Mit der Abfallentsorgung sollte in Japan auch als Tourist nicht gescherzt und diese stattdessen bestmöglich befolgt werden. Doch wurde die Mülltrennung einmal verstanden, stellt sich beim ersten Tagesausflug fast jedem Besucher Japans direkt die nächste Frage: Wohin soll der Müll, der unterwegs anfällt? Denn auf der anderen Seite fällt zudem auf, dass Japans Wege nicht nur müllfrei, sondern auch frei von Mülleimern sind!
Warum gibt es so wenige öffentliche Mülleimer in Japan?
Schnell wird in Japan sichtbar, dass die Straßen frei von Abfallkörben sind. In Parks, in Bahnhofsnähe und auch sonst – weit und breit ist kein öffentlicher Papierkorb zu erblicken. Der Grund dahinter ist nicht Schikane oder Unverständnis. Vielmehr geht eine der Ursachen auf das Jahr 1995 zurück: Gemeint ist die sich damals zugetragene Tokyo Subway Sarin Gas Attacke, wobei in Zeitungen verpackte Plastiktüten als Ausbreitungsmechanismus des Sarin Gases genutzt und in Mülleimer versteckt wurden.
Als Antwort darauf wurden sehr viele der öffentlichen Abfallkörbe abmontiert. Dieser Zustand wurde bis heute so belassen. Die Japaner haben sich mittlerweile damit arrangiert und tragen ihren Müll zumeist wieder mit nach Hause und entsorgen ihn dort ordnungsgemäß.
Auch als Tourist ist man gut beraten, so wenig Müll wie möglich anfallen zu lassen und diesen am besten direkt in Supermärkten, Kombinis oder Cafés wieder wegzuwerfen. Denn jedes Geschäft in Japan ist verpflichtet, nach dem Kauf den restlichen Verpackungsmüll wieder zurückzunehmen.
Kommentare