Was in Deutschland und auch anderen Ländern der Welt zur Selbstverständlichkeit geworden ist, ließ in Japan lange auf sich warten. Wer erwartet schon, dass im Urlaub jedermann Deutsch kann – aber auf ein paar Brocken Englisch hoffen dann wohl doch die meisten. In Japan galt hierbei allerdings bisher Fehlanzeige.
Mit den ersten Kontakten zwischen Japan und dem Westen um das Jahr 1600 herum begann auch die englischsprachige Ausbildung im Land. Heute haben fast alle Highschoolabsolventen in Japan sechs Jahre Englischunterricht durchlaufen und trotzdem sprechen viele danach kaum Englisch. Das Ranking der EF EPI – einem internationalen Englisch-Leistungsindex – positioniert Japan nur auf Platz 37 bei 80 bewerteten Ländern – Deutschland nimmt immerhin Platz 9 ein.
Warum wird in Japan eher schlechtes oder fast gar kein Englisch gesprochen?
Um diese Frage zu beantworten, können drei zentrale Gründe, die auf die Englischausbildung in der Schule zurückzuführen sind, aufgezeigt werden. Zum einen liegt es am Schwerpunk des Englischunterrichts: Denn die sechs Jahre Unterricht sind ausschließlich darauf ausgerichtet, die schriftlichen Aufnahmeprüfungen der nationalen Universitäten zu bestehen. Dabei wird nicht die Kommunikationsfähigkeit, sondern nur Rechtschreibung und Grammatik abgefragt. So verbringen die Schüler viele Stunden damit, sich englische Grammatikregeln zu merken, üben aber selten, tatsächlich Englisch zu sprechen.
Weiterhin kann ein Grund darin gefunden werden, dass es japanischen Schülern nicht gestattet ist, im Klassenzimmer frei zu sprechen – Schülerdiskussionen oder Gruppenaktivitäten finden kaum statt. Stattdessen werden die Informationen der japanischen Englischlehrer auswendig gelernt, die nicht unbedingt selbst gutes Englisch sprechen.
Als letzter, aber nicht weniger wichtiger Grund, sollte bedacht werden, dass aufgrund der kulturellen Hintergründe Japaner wenn möglich Fehler vermeiden, um sich nicht in der Öffentlichkeit bloß zu stellen. Selbst wenn die Lehrer offene Kommunikation fördern, sind viele japanische Schüler zu schüchtern, um während des Unterrichts zu sprechen, weil sie vor anderen Klassenkameraden keine Fehler machen wollen.
Was könnte sich daran zu den Olympischen Spielen 2020 ändern?
Doch bereits heute wird in Supermärkten, Cafés und an Sehenswürdigkeiten merkbar mehr Englisch verstanden und gesprochen als noch wenige Jahre zuvor. Der Grund dafür liegt nicht nur im steigenden Interesse der Japaner für das Ausland, sondern vielmehr an den Olympischen Spielen 2020, die in Tōkyō ausgetragen werden. Mit dem Ziel, 40 Millionen Touristen anzuziehen, stellt sich Japan der Herausforderung, innerhalb der nächsten zwei Jahre die aufgezeigte sprachliche Lücke zu schließen.
Hunderte von Schüler suchen schon jetzt nach Möglichkeiten, ihre sprachliche Kompetenz zum Beispiel als Reiseführer bei internationalen Festivals zu steigern. In Bereichen, in denen eine stärkere Interaktion mit ausländischen Gästen stattfindet (zum Beispiel in Restaurants oder Bahnhöfen), werden Kurse zur englischen Sprache durchgeführt. Dadurch profitieren Touristen bereits jetzt von der gesteigerten Komfortabilität in der Kommunikation.
Was sollte man als Besucher beachten?
Trotzdem stellt sich die Frage, ob Englisch für eine anstehende Japanreise genügt! Auch wenn man heute als Besucher mit Englisch weiter kommt, als noch vor nicht allzu langer Zeit, ist es zu empfehlen, sich einige japanische Floskeln anzueignen. Zwar sprechen Hotelangestellten und Mitarbeiter von Informationsschaltern etwas Englisch, doch im traditionellen Restaurant oder im japanischen Hinterland wird dies schwieriger.
Am besten sollte ein kleines bisschen Japanisch vor der Reise gelernt werden: Redewendungen wie “Ich hätte gerne …, bitte.” (… kudasai …ください ), Danke (arigatō ありがとう ) und Entschuldigung (sumimasen すみません ) sind hier zu empfehlen.
Aber keine Sorge, in japanischen Großstädten wie Tōkyō , Kyōto oder Ōsaka sind Beschilderung, Touristeninformationen und auch viele Restaurantmenüs bereits auch auf Englisch verfügbar!
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