Ein großer Vorteil der verschiedenen Lesungen der japanischen Schriftzeichen, ist die Entfaltungsmöglichkeit für Wortspiele. Bei diesen werden Kanji gegen solche mit der gleichen Lesung, aber einer anderen Bedeutung ausgetauscht. Wegen der Fülle an Möglichkeiten, die die Kanji bieten, zählen in Japan Wortspiele auch zu einer der drei Kategorien von Sprichwörtern.
Wortspiele in der Werbung
Natürlich nutzt die Werbeindustrie diesen Vorteil der Kanji voll aus: Dieses Bild zeigt ein Werbeposter des Kurorts Kusatsu-Onsen in der Präfektur Gunma. Dort steht Yu no chikara geschrieben, was dem Klang nach „Kraft des heißen Wassers“ bedeuten könnte. Während das warme Wasser normalerweise yu (湯) geschrieben wird, steht dort 癒, welches ebenfalls yu gelesen wird und Heilung bedeutet. Somit enthält dieser Slogan zwei Aussagen in einem Wort: „Heilkraft des heißen Wassers“.
Das Bild unten ist ebenfalls Teil eines Werbeposters des Kurorts Kada-Onsen in Wakayama. Wie beim obigen Beispiel steht das Wort yu (湯) für heißes Wasser. Es ist hier jedoch gleichzeitig Teil des Adverbs yuttari (ゆったり), das „entspannt“ bedeutet. Das Wort heißt somit „Entspanntsein im heißen Wasser“.
Das nächste Bild zeigt eine Werbung des Misaki-Parks in Ōsaka. Ein Vergnügungspark heißt auf Japanisch yūenchi (遊園地), also Spielen 遊 + Park 園+ Platz 地. Wenn Sie es mit dem Bild rechts vergleichen, stellen Sie fest, dass das dritte Zeichen anders ist. Im Bild steht 値, was „Wert/ Pegel“ bedeutet und ebenfalls chi ausgesprochen wird. Daneben steht die Frage 足りてる? (Tariteru? = Hast du genug…?). Sinngemäß übersetzt bedeutet sie, „Bist du vergnügt genug?“ (Aussage der Werbung: Wenn nicht, besuche unseren Park wieder!)
Bei dieser Werbung links soll das neue Kaffeegetränk eine Inspiration hervorrufen, die auf Japanisch normalerweise mit Katakana insupirēshon (インスピレーション) geschrieben wird. Hier ersetzte man in durch 飲, welches „trinken“ bedeutet und dessen On-Lesung ebenfalls in ist. So wird ausgedrückt, dass mit dem Trinken des Kaffeegetränks Inspiration einhergeht.
Wortspiele bei Personennamen
Auch bei Personennamen, vor allem fiktiver Presonen oder Künstlernamen, findet man diese Art von Wortspielen oft. So etwa bei Son Gohan (孫悟飯) aus dem beliebten Manga und Anime Dragon Ball. Sein Name leitet sich sicherlich vom gekochten Reis gohan (御飯) ab, und spiegelt wider seine Liebe für Essen wieder. Der
Name des gleichermaßen berühmten Oberschülerdetektivs, der im Körper eines kleinen Jungen steckt, Edogawa Konan, besteht aus den Namen zweier bekannter Krimiautoren, nämlich dem britischen Sherlock Holmes-Erfinder Conan Doyle und Edogawa Ranpo. Letzterer hieß mit bürgerlicher Namen Tarō Hirai. Sein Pseudonym als Krimiautor lehnte er an den amerikanischen Krimiautor Edgar Allan Poe an. Dieser wird mit Katakana Edogā Aran Pō (エドガー・アラン・ポー) geschrieben. In Anlehnung an die japanische Aussprache nannte er sich Edogawa Rampo.
Ein letztes Beispiel aus der Welt von Anime und Manga ist Uzumaki Naruto (うずまきナルト). Der Name des Helden aus der Serie Naruto kommt von weißer Fischpaste namens Narutomaki mit rotem Wirbelmuster (auf Japanisch uzumaki 渦巻), die nach dem Meeresstrudel in der Naruto-Straße bei der Insel Awaji genannt wurde.
Und die Mülltonne??
Das Wort “Mülltonne” oder “Mülleimer” heißt auf Japanisch gomibako und wird normalerweise ごみ箱 (Müll + Box) geschrieben. Dieses Beispiel für Wortspiele im Japanischen ist eines, das mir besonders gut gefällt. Statt ごみ箱 steht hier 護美箱. Das Wort lässt sich ebenfalls gomibako lesen, heißt aber nach der Bedeutung der Kanji schützen 護 + Schönheit/Reinheit 美 + Box 箱, also eine “die Sauberkeit schützende Box”. Eine gute Idee, nicht wahr?
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