Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Höfliches Japanisch im Supermarkt: Ein Ratgeber

Sina Arauner
Sina Arauner

Für Japanisch-Lernende ist die Höflichkeitssprache keigo eine schwere Hürde. Außerhalb von japanischen Büros wird von Ihnen als Nicht-Muttersprachler kaum erwartet, ihr keigo auszupacken. Warum es dennoch nicht verkehrt ist, keigo zu lernen, sagt Ihnen dieser Artikel.

Ein Mitarbeiter in einem Seven Eleven in Japan von hinten vor den Regalen
Im kombini erwartet Sie nicht nur ein umfangreiches Angebot, sondern auch eine ganz neue Sprachwelt. © www.japanexperterna.se / flickr

Auch wenn Sie es aktiv nicht benutzen, wird Ihnen keigo im japanischen Alltag oft begegnen. Sobald Sie als Gast oder Kunde ein Restaurant, einen Laden oder ein Hotel besuchen, sind Sie mit keigo konfrontiert.

Ein Variante des keigo, der Sie kaum entgehen können, ist das sogenannte konbini keigo, auch manyuaru keigo (vom englischen Wort manual, Handbuch) genannt. Dabei handelt es sich um eine vereinfachte Form der Höflichkeitssprache, die konbini-Angestellte aus Handbüchern erlernen, um einen höflichen, aber dennoch schnellen Umgang mit Kunden zu gewährleisten.

Doch Vorsicht ist geboten: Diese Formen entsprechen nicht unbedingt der korrekten Grammatik, Sie sollten sie also besser nicht in Ihren Wortschatz übernehmen. Unter Muttersprachlern ist auch die Meinung vertreten, dass keigo in einem konbini nicht wirklich notwendig sei, da so eine unterwürfige Haltung der Angestellten den Kunden gegenüber vermittelt würde. Aber verstehen sollten Sie es trotzdem. Also, los geht’s!

Willkommens-Schriftzug auf einem japanischen Getränkeautomat
Der Willkommensgruß irasshaimase begegnet Ihnen wirklich überall, auch auf Getränkeautomaten. ©Hiroshi Sato CC BY-SA 2.0

Irasshaimase konnichi wa! (Willkommen, Guten Tag!)

Sobald Sie den konbini Ihres Vertrauens betreten, schallt Ihnen schon diese Begrüßung entgegen. Irassharu ist die respektvolle Form für kommen (kuru), gehen (iku) und sein (iru). Die Endung –mase gilt als besonders höflich. Außerdem steht irasshaimase in der Imperativform. Ihnen wird also wörtlich zugerufen “Kommen Sie!”. Und da doppelt gemoppelt bekanntlich besser hält, wird noch die Begrüßung konnichi ha hinten dran gehängt.

Goran kudasai! (Bitte sehen Sie sich um!)

Noch bevor Sie sich richtig umsehen können, kommt gleich die nächste Floskel. “Goran kudasai” ist die verkürzte Version von “goran ni natte kudasai” (“Bitte sehen Sie sich um”). Dies wiederum ist die respektvolle Variante von lesen (yomu) und sehen (miru). Nun sind Sie also versichert, sich in Ruhe umschauen zu dürfen.

Nani ka o-sagashi desu ka? (Suchen Sie etwas Bestimmtes?)

Wenn Sie ein behutsames Stimmchen neben sich hören, das Ihnen diese Frage stellt, wurde Ihnen wohl die Verwirrung von der Nasenspitze abgelesen. In dieser Frage wird dem Verb sagasu das Höflichkeitspräfix o- vorangestellt. Wenn Sie geantwortet haben, wird dies vom Personal mit “Kashikomarimashita!” bestätigt.

○○en kara o-azukari shimasu. (Ich erhalte ○○ Yen.)

Beim Bezahlen an der Kasse wird Ihnen noch einmal gesagt, wieviel Geld Sie gegeben haben. Um Ihnen zu versichern, dass die Transaktion damit noch nicht beendet ist, sondern Sie noch Wechselgeld erhalten, ersetzt Ihr Gegenüber die Objektpartikel o durch die Richtungspartikel kara, die einen zeitlichen oder örtlichen Ausgangspunkt markiert. (Diese Form wird allerdings nicht so häufig benutzt, wie die anderen Floskeln, die dieser Artikel vorstellt.)

Zahlen Sie jedoch passend, wird Ihr Geld mit den Worten “○○en chōdo itadakimasu” entgegengenommen.

Otsuri ni narimasu. (Hier ist Ihr Wechselgeld.)

An der Kasse wird Ihnen ni narimasu regelrecht um die Ohren fliegen. Wundern Sie sich nicht: Das Verb naru (werden) bedeutet in diesem Fall nicht die Metamorphose Ihres Geldes oder der Einkäufe. Die Form ni narimasu wird an Verben angehängt, die kein eigenes Äquivalent in der Höflichkeitssprache besitzen.

Konbini keigo macht es sich da leichter und ersetzt auch diese Äquivalente durch das Anhängen von ni narimasu. Die korrekte Form wäre in diesem Fall “Otsuri de gozaimasu”. Bei de gozaimasu handelt es sich um die höfliche Form der Kopula desu.

Yoroshikatta deshō ka? (War alles in Ordnung so?)

Durch die Vergangenheitsform der höflichen Nachfrage wird Ihnen ein Gefühl der Abgeschlossenheit vermittelt. Bei “yoroshii deshō ka” wird Ihnen überlassen, Ihre Meinung noch einmal zu ändern. Durch die Verwendung der Vergangenheitsform wird dem Zuhörer unterbewusst vermittelt: Der nächste Kunde ist dran – Zeit zu gehen!

Arigatō gozaimashita. Mata o-koshi kudasaimase. (Vielen Dank. Bitte beehren Sie uns bald wieder mit Ihrem Besuch.)

Je nachdem, wie schnell Sie aus dem Laden sind, können Sie diese Worte noch auf dem Parkplatz nachhallen hören. Instinktiv wollen Sie sich vielleicht umdrehen. Denn in so einer langen Mitteilung steckt doch sicher eine wichtige Information. Widerstehen Sie der Versuchung! Kehren Sie um, riskieren Sie nur, allgemeine Verwirrung zu stiften, denn auf diese Phrase wird von Ihnen keinerlei Reaktion erwartet. Auch hier wird der respektvollen Bitte kudasaru (geben) die höfliche Imperativ-Endung –mase angehängt. Und so schließt sich der Kreis.

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