Was ist der Unterschied zwischen mono und koto?
Dies ist eine sehr interessante, lexikalische Frage, die durch die sprachlichen Unterschiede zwischen dem Japanischen und dem Deutschen noch mehr verkompliziert wird.
Die Verwirrung beginnt schon mit Japanisch-Deutsch-Wörterbüchern, die Japanischlernende als erstes in die Hand nehmen würden, denn dort steht etwa:
mono – das Ding, die Sache
koto – eine Sache, Dinge
Die Übersetzung der beiden Wörter ähnelt sehr. Nun ergibt sich zwangsläufig die nächste Frage, nämlich was der Unterschied zwischen Ding und Sache ist. Die Deutsche Welle macht es nicht leichter, indem sie auf Facebook erklärt, dass man „in den meisten Situationen [man] die beiden Wörter synonym benutzen kann“. Wie soll man dann mono und koto und Ding und Sache einordnen?
Kann man vielleicht die Bedeutung von mono und koto begreifen, indem man folgende deutsche Sätze ins Japanische überträgt?
Die Dinger taugen nichts. – Kon’na mono wa dame da.
Das ist nicht mein Ding. – Kon’na koto wa iya da.
Das sind meine Sachen. – Kore wa watashino mono da.
Das ist eine gute Sache. – Sore wa yoi koto da.
Das ist eine Sache von 5 Minuten. – Kore wa 5-fun de dekiru koto da.
In den Übersetzungen dieser Beispielsätze kommen mono und koto gemischt vor. Es gelingt also nicht, die beiden Begriffe auf diese Weise zu unterscheiden.
Warum mono und koto nicht austauschbar sind
Wenn man mit der Übersetzung der Wörter nicht weiterkommt, soll man ein einsprachiges Lexikon der Zielsprache zu Rate ziehen, z.B. das altbewährte Lexikon Kōjien 広辞苑, welches mono und koto wie folgt erläutert:
koto ことー意識・思考の対象のうち、具象的・空間的でなく、抽象的に考えられるもの。「もの」に対する。Etwas im Bewusstsein oder in Gedanken, was weder konkret noch räumlich, sondern nur abstrakt erfasst werden kann. Gegenteil von mono.
mono ものー対象を直接指さず漠然と一般的なものとしてとらえて表現するのに用いる。Bezeichnung für einen Gegenstand, welcher ganz im Allgemeinen vage beschrieben wird.
Somit wird wenigstens die ursprüngliche Bedeutung von mono und koto klarer.
Nach obigen Erkenntnissen scheinen mono und koto klar getrennte Begriffe zu sein, während Ding und Sache im Deutschen einen Überlappungsbereich besitzen, wobei deren Übersetzung ins Japanische sich überkreuzen kann. Diese Verhältnisse lassen sich bildlich wie folgt darstellen:
Fallbeispiele zur Unterscheidung der Bedeutung
Am besten lässt sich der Unterschied zwischen mono und koto durch Fallbeispiele sichtbar machen.
1. Kompositabildung
Mono und koto können beide mit einem Verb ein Kompositum bilden. Dabei bildet koto abstrakte Begriffe: kangae-goto (Gedanken), nayami-goto (Kummer), mama-goto (Vater-Mutter-Kind-Spiel), narai-goto (Lernaktivität aus Spaß) usw.
Mono hingegen bezeichnet konkrete Gegenstände: tabe-mono (Speisen), nomi-mono (Getränke), nori-mono (Fahrzeuge), kai-mono (Einkäufe), yomi-mono (Lektüre), tate-mono (Gebäude), ki-mono (Kimono) usw.
Japanischanfänger können auf diese Weise gleich ihren Wortschatz erweitern, wenn sie Grundverben wie taberu / nomu / noru / kau / yomu / kiru lernen.
2. Redewendungen
Die meisten Redewendungen werden mit koto gebildet:
– koto ga aru – Es kommt schon mal vor.
– ta koto ga aru – schon einmal … gemacht haben
– koto ni suru – Ich habe mich so entschieden,
– koto ni naru – Es wurde so entschieden,
– koto ni natte iru – Es ist so vorgeschrieben.
– koto ga dekiru – können
Dagegen kommt mono nur in wenigen Redewendungen vor:
– mono da – (Aus Tradition) wird so gehandhabt
– ta mono da – (in Erinnerungen versunken) Ich habe früher immer … gemacht.
Manche möchten sicherlich wissen, was mononoke 物の怪 eigentlich bedeutet. Mono ist in diesem Kontext eine Abkürzung für ayashii mono, etwas Verdächtiges wie ein Monster, wie es im Mittelalter in Japan oft auftauchte. Ke 怪 ist die On-Lesung von ayashii 怪しい und bedeutet „verdächtig“, denn 忄ist gleich wie 心 (Herz), 又 zeigt eine Hand und 土 heißt die Erde bzw. Region. Alles zusammen besagt, dass man die Geister der Region mit (betenden) Händen und Herzen besänftigt.
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