Bei großen Wohnblocks gibt es drei Möglichkeiten: Kommunaler Wohnungsbau, Firmenwohnungen oder private Wohnblocks. Kommunaler Wohnungsbau ist nicht allzu häufig anzutreffen. Die Wohnungen sind oftmals sehr eng und alt (30 Jahre und älter). Die Mieten sind relativ günstig, aber nicht unbedingt ein Schnäppchen. Firmenwohnungen sind von der Wohnqualität sehr schwer einzuschätzen. Sie hängen von der Größe der Firma, der Position des Angestellten und der Region ab. Gerade bei diesen Wohnungen gilt häufig „von außen pfui, von innen hui“. Die Firmen wollen mit den Wohnungen nicht protzen oder den Eindruck erwecken, die Firma habe etwas zu verschenken. Innen sind die Wohnungen aber oftmals groß und gut ausgestattet. Die Bewohner zahlen meist eine stark reduzierte Miete.
Gerade in Ballungsgebieten sind Eigentumswohnungen sehr beliebt – sie kosten oft genau so viel oder sogar mehr als ein eigenes Haus. Die Wohnungen sind groß, gut gestaltet und luxuriös ausgestattet. Und: Sie bieten Sicherheit. Je mehr Sicherheit (spezielle Schlösser, Pförtner, Sicherheitssysteme für alle Zimmer usw.), desto beliebter sind die Wohnungen. Hier liegt ein großer Unterschied zu Europa: Während man in Mitteleuropa mehr auf ein eigenes Haus setzt, sind Apartments in riesigen Wohnanlagen in Japan beliebter. In einer solchen Anlage zu wohnen, hebt den sozialen Status. Man setzt auf Sicherheit und Bequemlichkeit.
Wer länger in Japan lebt, wird oft gefragt, wie er denn wohne – in einem Manshon (マンション) oder Apāto (アパート). Dabei können jedoch selbst Japaner oft nicht eindeutig sagen, was was ist. Es gibt keine gesetzliche Definition der beiden Begriffe. In Japan wurde früher generell aus Holz gebaut, und japanische Schreinerkunst ist weltberühmt. Auch heute wird noch viel mit Holz gebaut. Kleinere Häuser – meist zwei, manchmal drei Etagen hoch – sind in japanischen Wohnvierteln sehr weit verbreitet. Wohnungen darin werden als Apāto bezeichnet. Japaner assoziieren mit Apāto billige Mieten (und damit automatisch auch ein niedrigeres Einkommen). Bei einem Apāto kann man davon ausgehen, dass es mindestens ein japanisches Zimmer mit Tatami-Matten-Ausstattung gibt.
Mansions (Manshon) hingegen befinden sich meist in Stahlbauten, Stahlbetonkonstruktionen oder in Wohnblöcken aus Beton. Die Wohnungen darin haben also meist dickere Wände. Auch Balkone oder Treppen sind robust gebaut. Bei mehr als 4 Etagen haben die Häuser in der Regel Fahrstühle. Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass in japanischen Blöcken (Apartments und Mansions) die Eingangstür in der Regel ins Freie führt – die Flure sind nicht im Haus, sondern außen. Dies gilt freilich nicht für riesengroße Wohnblöcke mit mehr als 20 Etagen.
Über Häuser lässt sich zusammenfassend nicht sehr viel sagen – von extrem klein bis extrem groß gibt es alles. Rein japanisch eingerichtete, enge Häuser gibt es genauso wie sehr große Villen. Uralte japanische Häuser sind in der Stadt kaum zu bekommen – diese sind meist sehr groß, innen recht dunkel und komplett aus Holz. Um den Wohnbereich führt ein Gang herum, der im Sommer für bessere Zirkulation sorgen soll. Alte japanische Häuser haben oft nur ein Geschoss.
Glossar
社宅 (shataku) – Firmenwohnung
アパート (apāto) – von engl. Apartment. Meist kleiner und in aus Holz gebauten Häusern. Oft als billige Wohnvariante empfunden.
マンション (manshon) – von engl. Mansion. Abgrenzung zur Apāto nicht genau definiert – bedeutet aber meist aus Beton/Stahlbeton gebaut und damit theoretisch sicherer bei Erdbeben.
マイホーム (mai hōmu) – von engl. my home – eigenes Haus.
オートロック (ōto rokku) – von engl. auto lock. Sicherheitssystem. Nur Bewohner kommen in das Haus herein.
木造 (mokuzō) – Holzbau
鉄筋系 (tekkinkei) – Stahlbetonbau
鉄骨系 (tekkotsukei) – Stahlbau (= Träger sind aus Stahl)
団地 (danchi) – Wohnanlage mit Wohnblöcken
Der Artikel von Matthias Reich erschien auf dem Blog Tabibito. Für die Online-Ausgabe des Japan Digest nachbearbeitet wurde er von Hannah Janz.
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