Nummernschilder in Japan sind schon interessant: Sie bestehen aus chinesischen Schriftzeichen, Hiragana (dem japanischen Silbenalphabet) und Nummern. Wer also Zeuge eines Unfalls ist und nicht Japanisch lesen kann, braucht definitiv ein sehr gutes fotografisches Gedächtnis, um das Nummernschild beschreiben zu können. Und: Japanische Nummernschilder gibt es in verschiedenen Farbkombinationen – im Wesentlichen sind das vier Arten:
Privater/gemischter Gebrauch | Ausschließlich geschäftlicher Gebrauch | |
K-Car | Schwarze Schrift auf Gelb | Gelbe Schrift auf Schwarz |
Alle PKW außer K-Cars | Dunkelgrüne Schrift auf Weiß | Weiße Schrift auf Dunkelgrün |
Alle vier Arten findet man quasi überall in Japan – in manchen Gegenden sind einige jedoch stärker vertreten als andere. Doch was ist überhaupt ein K-Car?
K-Car, der leichte PKW
Der offizielle Name lautet keijidōsha (軽自動車), was wörtlich schlichtweg “leichtes Auto” bedeutet. Diese gibt es hauptsächlich aus steuerlichen Gründen. Das Prinzip der auf Japanisch kurz keisha und auf Englisch K-Cars genannten Autos gibt es bereits seit 1949, doch die Regelungen haben sich seitdem mehrfach geändert. Während anfangs K-Cars maximal 2,80 m lang sein durften und der Hubraum auf 150 Kubikzentimeter begrenzt war, gelten heute die folgenden Vorgaben:
- Maximale Länge: 3,4 m
- Maximale Breite: 1,48 m
- Maximale Höhe: 2 m
- Hubraum: bis 660 cm3
- Leistung: maximal 64 PS
Typisch “japanische” Autos
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung per se gibt es für K-Cars nicht, aber bei 100 km/h oder mehr soll ein Warngeräusch erklingen – welches sich allerdings sehr leicht abstellen lässt. Dementsprechend sind K-Cars, die andere Autos auf der Autobahn mit 120 km/h oder mehr überholen, keine Seltenheit. Zum Vergleich: In Sachen Länge, Höhe, Hubraum und Leistung würde ein Trabant als K-Car durchgehen – aber dafür ist er 2 mm zu breit. Ein Smart hingegen würde zwar von den Maßen her passen, ist aber ein paar PS zu stark.
Da Trabant und Smart in Europa schon als sehr kleine Autos gelten, von den USA mal ganz zu schweigen, ist es nicht verwunderlich, dass K-Cars eine fast ausschließlich japanische Angelegenheit sind: Seit 1949 gab es gerade einmal zwei ausländische Fabrikate, die in Japan als K-Car anerkannt wurden. Im Gegenzug gibt es kaum K-Cars, die außerhalb Japans Absatz finden – das bekannteste K-Car im Ausland ist der Suzuki Jimny, ein Mini-Jeep, der so beliebt ist, dass man teilweise jahrelang auf sein Exemplar warten muss.
Steuer- und Parkvorteile
Ein wesentlicher Grund für die Popularität der K-Cars in Japan ist schlichtweg Geld: Während man in Japan für ein Auto mit 2.500 cm3 Hubraum rund 400 Euro Kfz-Steuer pro Jahr bezahlt, sind es bei K-Cars rund 80 Euro (bis 2014 waren es sogar nur etwa 50 Euro). Außerdem sind die Versicherungen günstiger, und die Spritkosten natürlich auch. Logischerweise sind auch die Anschaffungskosten wesentlich geringer – ein neues K-Car mit allem drum und dran bekommt man für 10.000 Euro, und mit diesem Budget ist die Auswahl sogar sehr groß.
Hinzu kommt ein weiterer, typisch japanischer Aspekt: In zahlreichen Gegenden in Japan, vor allem auf dem Land, braucht man für ein K-Car keinen Parkplatznachweis – den braucht man mit einem “normalen” Auto meistens, und das Parken ist in der Regel kostenpflichtig, sofern man kein eigenes Grundstück hat.
Alles, was die “Großen” auch haben
Wenn man den Verkehr in Japan betrachtet, macht die Wahl des Autos eigentlich kaum einen Unterschied. Von einem einzigen Autobahnabschnitt mal abgesehen liegt die Höchstgeschwindigkeit in Japan bei 100 km/h (auf der Autobahn) und ansonsten bei 60 km/h. Da in vielen Städten viel Verkehr herrscht, ist Rasen sowieso kaum möglich. Parkplätze sind nicht selten sehr knapp bemessen – und die neuen K-Cars haben alles, was auch “die Großen” haben – Navigationsgerät, Einparkhilfen, Spurassistenten usw.
So gesehen lohnt es sich kaum, ein anderes Automodell zu besitzen. Allerdings sind K-Cars sehr leicht und deshalb etwas wacklig, und bei Steigungen und Beschleunigungen macht sich der schwache Motor durchaus bemerkbar – erst recht, wenn mehr als ein Beifahrer mitfährt. Hinzu kommt der Sicherheitsaspekt: Die Autohersteller lassen nichts unversucht, den Innenraum so geräumig wie möglich zu gestalten. Das, zusammen mit dem ohnehin schon stark gestauchten Motorraum und dem geringen Gewicht des Autos, führt dazu, dass K-Cars bei Crashtests eindeutig ihre Schwächen zeigen. Selbst bei kleineren Unfällen kann es zum Vollschaden kommen, und bei einem Zusammenstoß mit einem “richtigen” Auto ziehen K-Car-Insassen definitiv den Kürzeren. Aus diesem Grund sind neue K-Car-Modelle mit diversen Sicherheitsfunktionen wie Abstands- und Geschwindigkeitswarnung oder Spurassistenz ausgestattet.
In Sachen Führerschein machen K-Cars übrigens keinen Unterschied. Allerdings muss man bei diesen Wagen nach Modellen mit manueller Schaltung suchen, denn fast alle haben ein Automatikgetriebe.
Sich mit K-Cars einheimisch fühlen
An dieser Stelle noch ein Tipp für Japanreisende, die sich vor Ort ein Auto mieten wollen: In der Provinz ist ein K-Car manchmal sogar praktischer als ein Auto, weil man so quasi zum Einheimischen wird und in den Genuss einer freundlichen Vorzugsbehandlung kommt. Weitgereiste Autofahrer aus Großstädten werden auch mal etwas “anders” behandelt – es gibt sogar hier und da Schilder, auf denen “lokale Fahrzeuge haben Vorrang” steht. Hinzu kommt, dass man mit K-Cars ziemlich gut auf Forstwegen und kleinen Straßen vorankommt.
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