Im katastrophenreichen Land Japan bietet die Feuerwehr an mehreren Informationszentren das ganze Jahr lang kostenlose Übungen an, an denen jeder teilnehmen kann.
Ein wichtiger Bestandteil dieser je etwa zweistündigen Übungen ist der Erdbebensimulator und die dazugehörige Belehrung, wie man sich zu verhalten hat. Im Falle eines Erdbebens sollte man sich zunächst unter einem stabilen Tisch in Sicherheit bringen oder – falls keiner in der Nähe ist – wenigstens den Kopf mit einem Kissen schützen.
Hieß es früher noch, dass man zuerst den Herd ausmachen sollte, ist dies inzwischen jedoch nicht mehr von Nöten, da im Falle eines Erdbebens das Gas sofort zentral abgedreht wird.
Nachdem die erste Erdbebenwelle abgeebbt ist, sollte man schnell Türen öffnen und damit Fluchtwege schaffen. Falls man sich draußen aufhält, sollte man sich auf gar keinen Fall in die Nähe von Gebäuden begeben, die einstürzen könnten.
Erbeben, Feuer und Co. – Wie verhalten Sie sich im Notfall richtig?
Doch nicht nur das Verhalten im Falles eines Erdbebens wird hier schon von Kindesbeinen an geübt. Auch im Falle eines Feuers sollte man wissen, wie richtig gehandelt wird. Wenn man ein Feuer entdeckt, ist es nicht nur wichtig, dieses nach Möglichkeit mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen, sondern auch, Menschen in der Nähe zu informieren. Tun Sie dies mit den Worten Kaji da! (火事だ!, „Feuer!!“), damit jemand die Feuerwehr rufen kann (die auch in Japan unter der 119 zu erreichen ist). In einem der „Life Safety Learning Center“ (Bōsaikyōiku Center, 防災教育センター ) kann man den Umgang mit einem Feuerlöscher üben – denn wer hatte im Alltag schon mal einen in der Hand und bekommt ihn mit panischen Fingern sofort auf?
Seit 2009 ist es übrigens gesetzlich vorgeschrieben, in jedem Wohnhaus einen Rauchmelder zu installieren. Im dem Fall, dass in dem Gebäude, in dem man sich gerade aufhält, ein Feuer ausbricht, lernen japanische Kinder schon von klein an folgenden Merksatz: o ka shi mo (おかしも)
o (お) | osanai おさない | Nicht schubsen |
ka (か) | kakenai かけない | Nicht überstürzt rennen |
shi (し) | shaberanai しゃべらない | Nicht reden |
mo (も) | modoranai もどらない | Nicht zurückgehen |
Gerade durch die teilweise noch von früher erhaltenen Holzhäuser und ihre verwinkelte Bauweise ist die Gefahr in den Großstädten groß, dass ein entstandenes Feuer sich schnell ausbreitet. Alle fünf Jahre wird bekanntgegeben, welche Orte in Tōkyō durch Schäden infolge von Naturkatastrophen besonders gefährdet sind.
Beim großen Kanto-Erdbeben von 1923 waren die Schäden durch die entstandenen Feuer viel verheerender als die des Erdbebens, da viele Menschen gerade dabei waren, ihr Mittagessen zuzubereiten. Und auch heutzutage gibt es teils sehr große Brände, die sich schnell ausbreiten. So auch 2016 kurz vor Weihnachten in Niigata. Als besonders gefährdet gelten alte, eng aneinander gebaute Gebäude wie zum Beispiel das berühmte Viertel Kabukichō oder dem benachbarten Golden Gai.
Vor zwei Jahren wurde in Tōkyō eine umfangreiche Anleitung an alle Haushalte verschickt, in der Verhaltensweisen und Fluchtwege im Falle einer Katastrophe beschrieben werden. Außerdem hat die „Fire and Desaster Management Agency“ hat einen interaktiven Internetauftritt, bei dem einfach und verständlich (auch auf Englisch) erklärt wird, was im Fall der Fälle zu tun ist.
Ganz wichtig: Sollten Sie im Katastrophenfall ohne funktionierendes Handy von ihrer Familie getrennt werden – versuchen Sie es an einem der öffentlichen grünen Telefone. Im Katastrophenfall kann man über die Nummer 171 (ichi nana ichi – i na i, いない bedeutet „nicht da sein“) und anschließender Eingabe der eigenen Handynummer eine Nachricht auf dem eigenen Handy hinterlassen, die andere abhören können. Durch die Eingabe der Handynummer einer anderen Person, können Sie deren Nachricht abhören, sollte eine hinterlassen sein. Ein unschätzbarer Service, wenn man seinen eigenen Standpunkt mitteilen möchte und andere wissen lassen möchte, dass man wohlauf ist.
Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wie Sie sich vorbereiten können und worauf es im Ernstfall ankommt, bietet sich eine der kostenlosen, geführten Touren an, die zum Beispiel in Ikebukuro oder Kinshichō angeboten werden. Die Japanisch-Deutsche Gesellschaft Tōkyō bietet diese einmal im Jahr in deutscher Übersetzung an. Einen Bericht im Blog der JDG darüber finden Sie hier.
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