Schirm ist nicht gleich Schirm in Japan. Es gibt die unterschiedlichsten Ausführungen für die verschiedensten Anlässe und Umstände – für Regen, für Sonne, für die Teezeremonie, für die Hochzeit, für kleine Handtaschen, für viel Geld… Daher möchten wir Ihnen hiermit eine Einführung in die umfangreiche Welt der japanischen Schirme geben und Ihnen die wichtigsten Kategorien vorstellen.
Wagasa und bangasa: Traditionelle japanische Schirme
Das japanische Wort für Regenschirm ist kasa, das Wort für traditionelle japanische Schirme heißt wagasa (kleinere und aufwendig verzierte Schirme für Frauen) oder bangasa (große und schwere Schirme für Männer – wie sie u.a. auch von Samurai getragen wurden). Im Gegensatz zu typischen westlichen Schirmen, die meist aus Stoff oder Kunststoff bestehen, werden wagasa und bangasa aus Papier hergestellt. Dass diese Schirme trotzdem einem starken Regenguss standhalten können, liegt an einer kräftigen Ölbeschichtung des Papiers. Diese Herstellungstechnik wurde ursprünglich aus China übernommen und besteht auch in Japan bis heute.
Die Schirme werden einzeln aus natürlichen Elementen wie Japanpapier und Bambus von Hand gefertigt. Obwohl ihr Gebrauch im Alltag seit der Verbreitung neuer Schirmvarianten abgenommen hat, werden sie heute noch viel im Kabuki-Theater und bei traditionellen Zeremonien verwendet.
Binīrukasa: Von Papier zu Plastik
Wenn wir heute an japanische Regenschirme denken, fallen uns schnell die berühmten durchsichtigen Plastikschirme binīrukasa (Vinylregenschirm) ein. Sie sind billig (kosten ab 100 Yen, also 0,80 Euro), sind in jedem Supermarkt erhältlich und behindern die Sicht nicht – was in japanischen Großstädten ein echter Vorteil ist.
Die Kurzlebigkeit der meisten binīrukasa, welche teils doch sehr schnell auseinanderfallen, wird in Japan allerdings nicht als großes Problem angesehen, da sie eher als temporärer Helfer und nicht als lebenslanger Gefährte gelten.
Es gibt neben den günstigen China-Import-Regenschirmen jedoch auch hochwertige durchsichtige Kunststoffschirme „Made in Japan“. Besonders beliebt sind dabei die Modelle „Shin Kateru“ (für circa 40 Euro) oder „Yen You“, welcher sogar im kaiserlichen Haushalt genutzt wird – dieser kostet immerhin 8.000 Euro! In beiden Fällen wird besonderer Wert daraufgelegt, dass die Gesichter unter dem Schirm sehr gut zu erkennen sind.
Weiterhin gibt es Schirme mit sehr speziellen Eigenschaften wie etwa eingebaute Glasfaserfäden zur Verstärkung der Struktur, und sogar Luftventile, damit der Schirm nicht so einfach weggeweht werden kann!
Übrigens: Wenn die Sonne zum Ärgernis wird, dann helfen sogenannte higasa – also spezielle Sonnenschirme, die UV-Strahlen abhalten sollen.
Zusammenfassend möchten wir Ihnen die Empfehlung aussprechen, dass – egal für welchen Schirm sie sich bei Bedarf entscheiden werden – Regenschirme in Japan eine große Rolle im Alltag spielen und daher tolle und authentische Souvenirs des Landes sind!
Eine weitere großartige Errungenschaft Japans im Umgang mit Schirmen, die wir Ihnen in diesem Kontext nicht vorenthalten möchten:
Kasapon: So bleibt der Regen vor der Tür
Wenn Sie Ihren regengetränkten Schirm mit in ein Geschäft nehmen wollen, würde der Boden durch das abtropfende Wasser rutschig und nass werden, was durchaus gefährlich sein kann. Obwohl viele Geschäfte Schirmständer vor dem Eingang stehen haben, gibt es in größeren Kaufhäusern Maschinen, die Ihren Regenschirm kostenlos in eine Plastiktüte stecken.
Diese Regenschirm-Plastiktüten-Ummantelungs-Maschine ist bekannt als kasapon. Alles, was Sie tun müssen, ist Ihren Regenschirm in die obere Öffnung zu stecken und nach vorne zu ziehen. Ihr Regenschirm wird in Plastik eingewickelt und der Boden sowie Ihre Kleidung bleiben trocken.
Auch wenn hier der Ruf nach Vermeidung von unnötigem Plastikmüll laut werden könnte, so ist die Bereitstellung solcher Automaten auf der anderen Seite durchaus ein Beispiel für japanische Gastfreundschaft und Serviceorientierung.
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