Was in einigen Ländern bereits seit vielen Jahren üblich ist – die SSN (Social Security Number) in den USA zum Beispiel oder die PIN in Schweden – sollte nach Beschluss des japanischen Parlaments auch in Japan möglich sein, und so wurde 2015 die kojin bangō, die “persönliche Nummer”, ins Leben gerufen. Diese 12-stellige Nummer soll dazu dienen, nach und nach die Informationen der einzelnen Behörden miteinander zu verknüpfen. Da der Name jedoch nicht besonders attraktiv war, ließ man sich das schlagfertigere “My Number” einfallen. Es gibt übrigens auch eine hōjin bangō, eine Kennnummer für Unternehmen und andere Körperschaften – diese hat 13 Stellen.
Vereinheitlichung und der “gläserne Bürger”
Das erklärte Ziel der My Number ist es, den Menschen Behördenvorgänge und dergleichen zu vereinfachen – aber ganz so selbstlos ist man natürlich nicht. Immerhin, und daraus folgte auch viel berechtigte Kritik, ist die My Number der erste und wichtigste Schritt hin zum “gläsernen Bürger”, dessen Daten schnell durch den Staat einerseits und Betrüger andererseits missbraucht werden könnten. Aus diesem Grund stößt eine solche allgemeine Identifikationsnummer etwa in Deutschland auf heftigen Widerstand, aber auch in Japan wird sie von einigen argwöhnisch betrachtet.
Dabei ist die Idee für beide Seiten verlockend. Richtig und konsequent angewendet (wovon man aktuell jedoch weit entfernt ist), könnte man dank der My Number seine Steuererklärung in zehn Minuten erledigen, denn die verschiedenen Ämter wüssten ja bereits, wie viel man verdient und ausgegeben hat. Auch Kindergeld, Krankenkassenbeiträge, Versicherungsprämien und zukünftige Rentenbeträge könnten damit eingesehen bzw. verwaltet werden. Für Arztbesuche bräuchte man nur noch eine einzige Karte, Autokäufe, Führerscheinverlängerungen und andere Behördengänge könnten deutlich schneller gehen.
Eine Karte für alles
Anfangs stand das My Number-Projekt unter der Aufsicht des Kabinettsbüros, doch 2021 wurde es in das neugeschaffene Ministerium für Digitales integriert, und seitdem wird richtig Gas gegeben. Um immer mehr Menschen dazu zu bewegen, sich die derzeit noch freiwillige Kreditkarten-große “My Number Card” zuzulegen, ließ man sich verschiedene Anreize einfallen – zum Beispiel Prämien von 20.000 Yen (rund 150 Euro).
Denn eine My Number wurden allen Einwohner:innen Japans zugeteilt, aber richtig sinnvoll wird sie erst mit der Chipkarte. Mit einer entsprechenden App kann die Karte auch mit neueren Smartphones bestätigt werden, außerdem gibt es frei verkäufliche Kartenlesegeräte, die man benötigt, wenn man etwa seine Steuererklärung online erledigen möchte. Richtig praktisch wurde die My Number-Karte erstmals während der Corona-Pandemie. Mit ihrer Hilfe konnte man sich alle notwendigen Impfunterlagen bequem im nächstgelegenen Convenience Store ausdrucken lassen – ein Gang zum Arzt oder zum Rathaus war nicht erforderlich. Auch die Ausstellung einer Zairyū Card, eine Art Personalausweis für Ausländer:innen mit Aufenthaltsgenehmigung, wurde mit der Karte einfacher.
Auch für ausländische Staatsbürger:innen sinnvoll
Apropos Ausländer:innen – sofern diese nicht mit einem Touristenvisum in Japan unterwegs sind, bekommen auch diese eine My Number zugeteilt. Dies geschieht vorerst mit der postalischen Zustellung eines Bescheids, dem tsūchihyō. Da dieser bereits die My Number enthält, ist dies in der Regel ausreichend, solange man nur für wenige Monate bis zwei Jahre in Japan bleibt. Arbeitgeber (mal abgesehen von den “schwarzen Schafen”) fragen nach dieser Nummer, damit Steuern ordnungsgemäß abgerechnet werden können.
Wer jedoch länger bleibt, dem ist die Anschaffung der Karte durchaus empfohlen, da sie im Laufe der Zeit etliche Behördengänge vereinfacht, zum Beispiel, wenn man einen Nachweis des Wohnorts benötigt. Ohne Karte muss man dafür nämlich zum örtlichen Rathaus – mit Karte kann man dies rund um die Uhr an den Multifunktionsdruckern der Convenience Stores erledigen.
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