Das Wichtigste zu Beginn: Wer in Japan auf die eine oder andere Art Geld verdienen möchte – oder länger als die visafreien drei Monate im Land bleiben möchte – benötigt ein Visum. Wie in anderen Ländern auch gibt es zahlreiche Visaarten, an die verschiedene Bedingungen geknüpft sind. Nicht alle Visa erlauben eine entlohnte Beschäftigung, und bei einigen gibt es Beschränkungen, was die genehmigte Arbeitszeit und -dauer angeht.
Ein Wort der Warnung
Auch in Japan gibt es Schwarzarbeit, und nicht wenige Ausländer:innen haben Probleme damit, einzuschätzen, was legal ist und was nicht. Ohne ein gültiges Visum, das zur Arbeit befähigt, ist es hochriskant, eine bezahlte Stelle anzunehmen. Dasselbe gilt für das Überziehen eines bestehenden Visums. Fliegt der Fall auf, droht Abschiebehaft sowie ein Einreiseverbot, wobei die Abschiebehaft allein in Japan bereits ziemlich berüchtigt ist.
Potenzielle Interessenten sollten sich auch vor Antritt einer Stelle gut informieren. Gerade die Einstiegsgehälter sind in Japan vergleichsweise niedrig, erst recht in Anbetracht der anhaltenden schwachen Yens (Stand April 2024). Japan ist zurzeit kein Land, in dem man mal eben das schnelle Geld machen kann.
Visa- und Arbeitsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Wege zu einer Arbeitsstelle in Japan:
1. Working Holiday (maximale Gültigkeit: 1 Jahr; eingeschränkte Arbeitszeiten)
18- bis 30-jährige können sich für ein Working Holiday-Visum bewerben, mit dem man sich bis zu 12 Monate in Japan aufhalten kann. Die Regeln und der Start sind ohne fremde Hilfe etwas kompliziert, weshalb es sich anbietet, eine Agentur in Anspruch zu nehmen. Das Jahr kann man dann als “Schnupperkurs” betrachten und bei Interesse vor Ort nach einem Arbeitgeber suchen, der bereit ist, ein weiterführendes Arbeitsvisum zu sponsern.
2. WWOOF
Dabei handelt es sich nicht um ein gesondertes Visum, aber wenn man sich beim internationalen WWOOF-Verband anmeldet, kann man (meist für freie Kost und Logis) in ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten. Da man in diesem Falle kein Geld verdienen darf, reicht das normale Touristenvisum. Allerdings muss man nach drei Monaten wieder abreisen.
3. Visa Sponsorship
Unternehmen können (Arbeits-)Visa sponsern, und das machen diese gern, wenn die Fähigkeiten mit dem gesuchten Profil übereinstimmen. In der Regel inserieren japanische Unternehmen in ihren Stellenausschreibungen, ob ein solcher Service angeboten wird – das ist etwa bei vielen Sprachschulen zum Beispiel der Fall. Man begibt sich damit jedoch in eine gewisse Abhängigkeit, denn wenn man die Firma verlässt, wird das Visum nach einer gewissen Frist ungültig. Man muss sich anschließend nach einem neuen Visum/Sponsor umsehen oder ins Heimatland zurückkehren.
4. Von einer deutschen Firma oder Organisation entsandt werden
Von einem deutschen Arbeitgeber entsendet zu werden, ist sicherlich der bequemste Weg, um in Japan zu arbeiten – aber auch der schwierigste. Denn viele der in Japan tätigen Unternehmen (zum Beispiel Mercedes Benz, Bosch, TÜV Süd, Siemens usw.) entscheiden nicht unbedingt danach, wer nach Japan will, sondern welche Qualifikationen gerade vonnöten sind. Eine Initiativbewerbung bei deutschen Firmen vor Ort nach dem Motto “Da ich sowieso schon in Japan bin…” ist nahezu aussichtslos, da gerade die Unternehmen Firmen natürlich Angestellte bevorzugen, die den Betrieb schon lange kennen.
5. Digital Nomad Visa
Das Digital Nomad Visa ist eine neue Visaart, welche im ersten Halbjahr 2024 eingeführt werden soll. Berichten zufolge soll dieses Visum vorerst sechs Monate lang gelten, ohne Option der Verlängerung. Wer es erneut beantragen will, muss vorher für mindestens sechs Monate das Land verlassen. Zudem müssen Antragstellende nachweisen können, dass sie mit ihrer Remote-Arbeit am Computer mindestens 10 Millionen Yen, also über 60.000 Euro pro Jahr, verdienen. Das Digital Nomad Visa richtet sich also an Besserverdienende, die keine Absicht haben, dauerhaft in Japan zu leben.
Welche Fähigkeiten sind gefragt?
Fremdsprachen sind immer gefragt in Japan – Deutsch weniger, Englisch jedoch auf jeden Fall. Da Japaner:innen davon ausgehen, dass Deutsche sowieso nahezu perfekt Englisch sprechen, sind diesbezüglich oft keine Zertifikate wie TOEIC oder IELTS vonnöten. Englischlehrende, die es mit ihrer Lehrtätigkeit ernst meinen, haben mit einem TESOL oder ähnlichen Zertifikat spürbar bessere Chancen. Vorsichtshalber sei dabei angemerkt, dass der Fortschritt von Künstlicher Intelligenz dazu führen wird, dass Fremdsprachenkenntnisse immer weniger relevant werden. Schon jetzt benutzen viele japanische Firmen und Geschäfte KI, um mit ihren Kunden in Fremdsprachen zu kommunizieren.
Auch Japanisch-Kenntnisse sind natürlich – vor allem in Berufen, bei denen es nicht um das Unterrichten von Fremdsprachen geht – sehr hilfreich. Ob ein JLPT-Zertifikat dabei einen Vorteil ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Einerseits lieben japanische Unternehmen, und das schließt ausdrücklich die Personalabteilungen ein, Zertifikate, andererseits ist der JLPT nur wenigen ein Begriff. Was letztendlich wirklich zählt, ist die Qualität der Kommunikation auf Japanisch.
Hilfreiche Jobportale
Da in Japan aufgrund der demografischen Entwicklung überall Arbeitskräfte fehlen, ist es verhältnismäßig einfach, “irgendeine” Arbeit zu finden – doch ob man davon leben kann, und ob die Arbeitsbedingungen stimmen, sind eine gänzlich andere Sache. An Ausländer:innen gerichtete Jobportal wie GaijinPot oder Daijob helfen dabei eine geeignete Stelle zu finden, zur Not auch Craigslist, wenn es um Gelegenheitsarbeiten geht. Fachkräfte, vor allem aus dem IT-Sektor, können sich auch direkt an Headhunter wie Robert Walters wenden. Rein japanische Jobportale wie Indeed oder BizReach sind für ausländische Arbeitsuchende jedoch – selbst mit perfekten Japanisch-Kenntnissen – nur bedingt hilfreich, da die meisten Unternehmen auf der Suche nach “japanischen” Biografien sind.
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