Er hat es wieder geschafft: Donald Trump zieht erneut für vier Jahre ins Weiße Haus ein. Die Wahlen wurden auch in Japan mit Spannung beobachtet, denn schließlich sind die USA der engste Partner. Und jede größere wirtschaftspolitische Richtungsänderung des großen Bruders hat unweigerlich Einfluss auf Japan.
Finanzpolitik
Im Fokus steht vor allem der “Trump Trade”: Der neue alte Präsident verspricht Deregulierung und enorme Steuerkürzungen, und die will er zusammen mit Elon Musk durch massive Einsparungen bei den Staatsausgaben erreichen. Doch wie man auch rechnet, werden die Einsparungen nur circa ein Drittel der Steuerverluste auffangen können. Möglicherweise wird die Regierung wesentlich mehr langjährige Staatsanleihen auf den Markt werfen. Der US-Dollar könnte somit noch attraktiver für Anleger werden, was im Gegenzug den japanischen Yen noch weiter unter Druck setzen wird – eine Entwicklung, die in Japan durchaus mit Sorge betrachtet wird, denn der derzeit schwache Yen lässt die Verbraucherpreise immer weiter ansteigen, was vor allem 2024 für die meisten Haushalte eine spürbare Belastung bedeutete. Nicht zu unterschätzen ist auch die Affinität der neuen Regierung für Kryptowährungen, die als Anlageobjekt ebenso den japanischen Yen und alle anderen konventionellen Währungen unter Druck setzen können.
Importzölle
“Tariffs!” hört man es immer wieder aus dem Trump-Lager schallen, fast so, als ob hohe Importzölle ein Zaubermittel wären. Das sind sie natürlich nicht, denn wenn Trump die Einfuhrzölle für gewisse Länder erhöht, werden diese Länder ebenfalls an der Zollschraube drehen. Insbesondere hat Trump hier scheinbar die amerikanischen Nachbarländer und die VR China ins Visier genommen und dies unter anderem damit begründet, dass diese Länder nicht genug tun, um die Flut von Drogen, die trotz aller Maßnahmen ihren Weg in die USA finden, zu unterbinden. In dem Fall wäre Japan zwar außen vor, doch es ist allgemein bekannt, dass Trump alles tun wird, um die amerikanischen Autobauer vor Importen zu schützen – das würde das Flaggschiff der japanischen Industrie empfindlich treffen.
Außenpolitik
In Sachen Außenpolitik ist Donald Trump für zwei Dinge bekannt: seine Vorliebe für Diktatoren sowie sein Desinteresse daran, amerikanisches Geld für Konflikte außerhalb amerikanischer Interessen zu vergeuden. Hier rückt Taiwan in den Mittelpunkt, denn es ist gut denkbar, dass die USA unter Trump von der jahrzehntelang Mantra-artig wiederholten Doktrin, Taiwan unter allen Umständen zu beschützen, abrückt – der ideale Zeitpunkt für die VR China, sich Taiwan unter Waffengewalt einzuverleiben. Die Taiwanesen sind sich dessen bewusst, weshalb schon jetzt das beobachtet werden kann, was vor der Rückgabe von Hongkong und Macao an die VR China zu sehen war. Immer mehr Taiwanesen bemühen sich darum, einen ausländischen Pass zu erlangen, zum Beispiel den von Kambodscha, um im Ernstfall frei ausreisen zu können.
Auch die Kosten der amerikanischen Stützpunkte in Japan könnten, wie schon in der ersten Amtsperiode Donald Trumps, erneut ein Thema werden. Schon vor acht Jahren mokierte sich der Präsident darüber, dass Japan wesentlich mehr für den Schutz durch das amerikanische Militär zahlen solle. Vieles in den amerikanisch-japanischen Beziehungen der kommenden vier Jahre wird allerdings von der Chemie zwischen den Staatschefs abhängen. Abe Shinzō war Trumps Golfkumpel und auch sonst verstanden sich die beiden offenbar ganz gut, weshalb die negativen Folgen der MAGA-Politik für Japan überschaubar waren. Dass der momentane Premierminister Ishiba Shigeru einen ähnlich guten Draht zu Trump aufbauen kann, ist fraglich – genauso fraglich wie seine Lebensdauer im Amt.
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