Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Licht und Schatten in Okinawa: Präfekturgouverneur Onaga verstorben

Miho Doi
Miho Doi

Onaga Takeshi galt lange Zeit als Symbol der Hoffnung für die Einwohner Okinawas, die mit dem Bau von US-Militärbasen vor Ort zu kämpfen haben. Anfang August ist der Gouverneuer Okinawas verstorben. Wie geht der Kampf weiter?

Gouverneuer Onaga setzte sich gegen die Umsiedlung des US-Stützpunkts an die Küste von Henoko ein. © NurPhoto/SIPA USA/PA Images

Am 8. August 2018 ist Okinawas Präfekturgouverneur Onaga Takeshi im Alter von 67 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. 2014 wurde er erstmals zum Gouverneur gewählt, weil er sich gegen die Umsiedlung einer US-Militärbasis in den Bezirk Henoko in Nago aussprach. Erst diesen Juli gab er kund, die Genehmigung der Landgewinnung in Henoko seines Vorgängers zu widerrufen. Seit seiner Wahl galt er als ein Symbol des Widerstands gegen die starke militärische Präsenz der USA auf Okinawa.

Ehrholungsgebiet mit tragischer Geschichte

Die Präfektur Okinawa ist eine Inselgruppe südlich der vier japanischen Hauptinseln. Es leben rund 1.400.000 Menschen dort. In Japan ist Okinawa wegen seiner reichen Natur und dem blauen Meer als Erholungsort sehr beliebt. Nach der Dreifachkatastrophe in Fukushima 2011 zogen viele Leute nach Okinawa – denn dort gibt es keine Atomkraftwerke. Aber außerhalb Okinawas kennen viele Japaner nicht die tragische Geschichte, die die Präfektur verfolgt. Zumindest habe ich in meiner Schulzeit auf einer der Hauptinseln kaum etwas über die Schlacht um Okinawa und die Probleme mit den US-Stützpunkten gelernt.

Die Schlacht um Okinawa dauerte im Pazifikkrieg drei Monate. Pro vier Stadtbewohnern fiel etwa eine Person dem Kampf zum Opfer und es kam zu vielen Gruppenselbstmorden. Nach Kriegsende besetzte das US-Militär Okinawa und erst 1972 ging die Kontrolle an Japan zurück. Vor diesem Hintergrund liegen nun 74 % der US-amerikanischen Militärstützpunkte auf Okinawa – obwohl die Präfektur nur 0.6 % der japanischen Landfläche ausmacht.

Ist es normal, dass einem das US-Militär über den Kopf fliegt?

Für Einwohner Okinawas ist es selbstverständlich, dass die Jagdflugzeuge des US-Militärs über deren Köpfe hinweg fliegen. Der Lärm der Jäger behindert den Schulunterricht und stört den Schlaf in der Nacht. Auch kommt es immer wieder zu militärischen Unglücken wie Flugzeug- oder Helikopterabstürzen. Auch über Gewaltverbrechen wie Mord und Vergewaltigung durch US-Soldaten wird berichtet. Wegen des 1960 abgeschlossenen japanisch-amerikanischen Abkommens über militärische Posten (日米地位協定) liegen solche Fälle allerdings außerhalb der Gerichtsbarkeit Japans. Die Inhalte des Abkommens stehen zu Ungunsten Japans und wurden seit der Unterzeichnung nicht mehr verändert.

An der Küste vor Henoko begann schon der Bau einer neuen US-Militärbasis. Dorthin soll der Flugplatz des bestehenden Stützpunkts Futenma im Stadtzentrum Ginowans umsiedeln. Doch im Meer vor Henoko leben Dugongs, dort gibt es reichlich Nahrung der Tiere. Außerdem findet man dort vom Aussterben bedrohte Korallen. Ein seit 2004 stattfindender Sit-in in Henoko versucht die lokale Natur vor den Einflüssen der Bauarbeiten zu schützen. Doch die Gefahr, dass Bauschutt ins Meer geleitet wird, besteht weiter. (Stand: 16.08.2018)

henokoNEWS I US-Stützpunkt auf Okinawa: Relokalisierung schreitet voranRelokalisierung des US-Stützpunktes Futenma nach Henoko entschieden +++ Zentralregierung Japans plant maritime Baumaßnahmen ab nächster Woch...01.02.2017

Japanische Zentralregierung ignoriert den Willen Okinawas

Onaga gewann die Gouverneurswahl mit 100.000 Stimmen mehr als sein Vorgänger Nakaima Hirokazu. Mit seinem Motto „All Okinawa“ appellierte er nicht nur an den Widerstand gegen den Bau des Stützpunktes sondern auch an eine Revidierung des Abkommens über militärische Posten. – ein Hoffnungsschimmer. Doch die japanische Zentralregierung ignorierte weiterhin die Wünsche Okinawas. Ist das wirklich ein demokratischer Staat?

Nach dem Tod Onagas befiel die Einwohner von Okinawa große Traurigkeit, denn sie verloren ihren Anführer. Bei einer Protestveranstaltung am 11. August demonstrierten rund 70.000 Personen gegen den Bau der neuen Militärbasis. Sie betrauerten den Tod Onagas und vergewisserten sich der Durchsetzung Onagas Willens. Onaga habe sehr oft gesagt: „ Wenn man das Problem, das Okinawa hat, nicht lösen, kann die Demokratie in Japan nicht weiter bestehen“.

Eine Woche nach seinem Tod schlug die Nationale Gouverneurskonferenz der japanischen und der US-amerikanischen Regierung vor, das 1960 getroffene Abkommen zu überprüfen. Onaga hatte sich zwei Jahre lang für diesen Vorschlag eingesetzt.

„All Okinawa“: eine Aufgabe für alle Japaner

Wie oben bereits erwähnt, ist in der Bevölkerung der Hauptinseln die Situation Okinawas nicht weit verbreitet. Onaga bemühte sich bis zu seinem Tod, das Bewusstsein für Okinawa japanweit zu vestärken. Meiner Meinung nach trug er dazu bei, dass der Realität ins Auge geblickt wird. Nicht nur Okinawa sollte die Last der US-Militärspräsenz tragen, sondern alle Japaner müssen sich unter dem Motto „All Okinawa“ vereinen.

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