Mindestens zwei Mal pro Monat flimmert in Japan das mehr oder weniger bekannte Gesicht eines Prominenten über die Bildschirme, im Zusammenhang mit der Meldung “XYZ wegen Drogenbesitzes festgenommen”. Jüngst erwischte es Taguchi, ehemaliges Mitglied der Boygroup KAT-TUN. Der Grund: Man fand bei ihm ein paar Gramm Marihuana.
Während die Meldung von Taguchis kurzzeitiger Festnahme in Deutschland und Umgebung keine einzige Schlagzeile wert wäre, ist die Angelegenheit in Japan ein ganz großes Ding und Grund genug, mühevoll aufgebaute Karrieren für immer zu ruinieren. Denn um es vorneweg zu nehmen: In Sachen Drogen, von Nikotin und Alkohol mal abgesehen, versteht der japanische Gesetzgeber keinen Spaß. Was natürlich nicht bedeutet, dass Drogen in Japan unbekannt sind. Doch vor allem dank der rigiden Gesetze sind Drogen in der Mitte der Gesellschaft nicht angekommen. Und nicht nur das: Sie werden von der breiten Masse nicht akzeptiert, und selbst Diskussionen wie “Marihuana ist nicht schlimmer als Alkohol” werden einfach nicht geführt – von wem auch.
Das Cannabiskontrollgesetz: Harte Strafen bei Vergehen
Marihuana wird auf Japanisch taima 大麻 (“großer Hanf”) genannt und die Verbreitung wird seit 1948 durch das Cannabiskontrollgesetz geregelt. Es gibt somit ein eigenes Gesetz nur für Marihuana. Die Zahl der Fälle derer, die auf Grundlage dieses Gesetzes pro Jahr angeklagt werden, schwankt stark, liegt aber seit Jahrzehnten ziemlich genau zwischen 1500 und 3000. Die Strafen kann man, zumindest nach westlichem Maßstab, als empfindlich bezeichnen. Der Besitz von Cannabis zum Zwecke des Eigenbedarfs (also in geringen Mengen – letztendlich entscheidet jedoch das Gericht, ob es Eigenbedarf oder gewerblich ist) kann bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug sowie zusätzlich und in jedem Fall 2 Millionen Yen Strafe (gut 15.000 Euro) bedeuten.
Interessant ist dabei, dass die Strafen für Morphine und Kokain kaum anders aussehen: Bis zu sieben Jahre Haft und 3 Millionen Yen Strafe. Bei Amphetaminen wie Speed, in Japan als kakuseizai 覚醒剤 (wörtlich: Muntermacher) bekannt, sowie bei Heroin sind bis zu zehn Jahre Haft und 5 Millionen Yen Strafe fällig. Einzig bei der Einfuhr werden größere Unterschiede gemacht: Wer mit Heroin, Kokain oder Speed erwischt wird, wandert mindestens ein Jahr ins Gefängnis, bei Marihuana hingegen wird eine Gefängnisstrafe zwar möglicherweise aber nicht zwangsläufig verhängt. Hierbei sollte unbedingt erwähnt werden, dass es egal ist, ob man in irgendeiner Hosentasche aus Versehen ein halbes Gramm Gras vergessen oder ein Tütchen mit 5 Gramm dabei hat.
In der japanischen High-Society scheint vor allem Speed beliebt zu sein – wenn es um Drogen geht, dann meistens um diese Sorte. Bei Fällen wie dem von Taguchi kommt man jedoch nicht umhin, sich zu fragen, woher die Fahnder jeweils den Tipp bekommen haben. Grundlos setzt sich die Polizei nämlich nicht in Bewegung. Wie eingangs angedeutet, sind die Folgen einer Verhaftung für Prominente meist katastrophal, weshalb diese Aktionen oft nach einem Racheakt aussehen.
Marihuana in Japan: Eine Droge mit Konsequenzen
Fazit ist jedoch: Marihuana ist in Japan absolut illegal, und es wird von den Japanern sowie ihrem Rechtssystem nahezu auf die gleiche Stufe gestellt wie Heroin oder Kokain. Eine Unterscheidung in harte und weiche Drogen wird nicht gemacht. Ganja-liebende Japanfans sollten deshalb auf der Hut sein und die gleiche Vorsicht walten lassen, wie sie auch in China, Thailand und anderen Ländern der Region angebracht ist. Die Lage dürfte sich auch so schnell nicht ändern, denn die Haltung des Staates gegenüber solchen Drogen findet, genau wie die Todesstrafe, in der japanischen Bevölkerung einen breiten Rückhalt.
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