Welches Konzept steckt hinter dem Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU?
Das Abkommen soll die wirtschaftlichen Beziehungen stärken und dem Protektionismus in den teilnehmenden Ländern entgegenwirken. Im Zuge des Inkrafttretens werden Zölle auf mehr als 90 % der EU-Exporte nach Japan abgeschafft, bei vollständiger Umsetzung sogar 97 %. Verbleibende Tariflinien unterliegen dann einer teilweisen Liberalisierung durch Zollkontingente oder Zollsenkungen. Dies wiederum bedeutet für EU-Exporteure eine Ersparnis von allein rund einer Milliarde Euro an Zöllen pro Jahr.
Welche Wirkung hat das Abkommen auf den Im- und Export zwischen Japan und der EU?
Für verschiedene Waren gelten jeweils unterschiedliche Vereinbarungen, sodass Einfuhrzölle bei Inkrafttreten des Abkommens teilweise mit sofortiger Wirkung, teilweise jedoch erst schrittweise völlig abgeschafft werden. Für wieder andere Exportgüter, wie zum Beispiel Käse, einigte man sich auf Zollkontingente und Begrenzungen der Einfuhrmenge, um nachteilige Auswirkungen auf die heimische Käseproduktion in Japan auszuschließen.
Welche wirtschaftlichen Steigerungen Japans sind zu erwarten?
Das Bruttoinlandsprodukt könnte durch das Abkommen um 5,2 Billionen Yen wachsen, so eine Schätzung des japanischen Kabinettsbüros. JEFTA wird die Handels- und Investitionsmöglichkeiten erweitern. Hochproduktive und -innovative Unternehmen werden Technologie und vieles mehr zwischen Japan und Europa austauschen. Hieraus werden Neuerungen hervorgehen, was eine Steigerung der Produktivität in Japan nach sich ziehen wird. Dies wiederum bedingt ein Wachstum der Löhne und Gehälter. Eine Belebung der Unternehmensaktivität und höhere Gehälter motivieren zudem die Angestellten. Ferner ist ein Wachstum der Zahl der Erwerbstätigen um ca. 0,45 % möglich.
Welche Rolle spielt das Abkommen vor dem Hintergrund von Brexit und dem Rückzug der USA aus dem transpazifischen Freihandelsabkommen TTP?
EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström formulierte treffend: „Zusammen mit Japan senden wir ein starkes Signal an die Welt, dass zwei der größten Volkswirtschaften weiter vom offenen Handel überzeugt sind und Unilateralismus und Protektionismus ablehnen.“ Auch der japanische Premierminister Abe brachte seine Anerkennung zum Ausdruck: Die Unterzeichnung des Abkommens sei ein wichtiges und zudem historisches Ereignis, mit dem die Beziehungen zwischen Japan und der EU in eine neue Dimension voranschreiten. Er erklärte, dass inmitten einer sich weltweit ausbreitenden Tendenz zu Protektionismus die Unterzeichnung von JEFTA der Welt den klaren politischen Willen Japans und der EU zeige, die Flagge des Freihandels hoch zu halten.
Welche Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich in Japan durch JEFTA?
Wir gehen davon aus, dass JEFTA das Interesse deutscher und japanischer Unternehmen an der Geschäftsentwicklung in dem jeweils anderen Land insgesamt steigern wird. Die ausländischen Investitionen in Japan betrugen Ende 2016 rund 27,8 Billionen Yen. Das entspricht einem Anstieg um 12,4 % im Vorjahresvergleich und stellt ein neues Rekordhoch dar.
Ausländische Unternehmen tragen über die Zusammenarbeit mit japanischen Firmen, die Technologien der vierten industriellen Revolution (IoT, AI, etc.) nutzen, aktiv zur Lösung von Problemen bei, denen Japan gegenübersteht. Sie erschließen sich so auch Geschäftsmöglichkeiten in dem Land, das auch als „Vorreiter im Überwinden globaler Herausforderungen“ bezeichnet wird.
In welchen Bereichen, außerhalb von Zöllen, bringt das Abkommen Vorteile für Japan und die EU?
Vor allem die Harmonisierung von Normen und Bestimmungen, die im Rahmen der JEFTA-Verhandlungen erreicht werden konnte, ist für die wirtschaftlichen Beziehungen von Vorteil.
Dieser Artikel wurde für die Oktober 2018-Ausgabe des JAPANDIGEST verfasst und für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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