Seit 173 Jahren findet irgendwo in der Welt und im Schnitt alle fünf Jahre die Expo statt – eine „Weltausstellung“, die man auf Japanisch gern als banpaku („Zehntausend-Ausstellung“) abkürzt. Der offizielle Name bedeutet in etwa „Ausstellung vieler Länder“, wobei man für das Wort „viel“ den japanischen Begriff ban benutzt, der auch die Zahl 10.000 bezeichnet. Bei der ersten Weltausstellung im Jahr 1851 war Japan noch nicht dabei – schließlich war man noch mitten in der Edo-Zeit und das Land befand sich seit 250 Jahren in selbstgewählter Isolation vor der Außenwelt. Doch bei der zweiten Expo 1867 in Paris war das Land kurioserweise gleich drei Mal vertreten – durch die Shogunatsregierung Bakufu, durch den Nabeshima-Clan (aus der heutigen Präfektur Saga) und durch den Satsuma-Clan (aus dem heutigen Kagoshima). Erst seit der Weltausstellung 1872 in Wien ist Japan als geeinte Nation vertreten.
Markante Expo-Bauwerke
Weltausstellungen hinterlassen oft, wenn auch nicht immer, markante Bauwerke – so zum Beispiel den Eiffelturm in Paris oder das Atomium in Brüssel. Die erste in Japan abgehaltene Weltausstellung 1970 in Ōsaka hinterließ den berühmten Sonnenturm, geschaffen von Okamoto Tarō, einem der bedeutendsten japanischen Künstler der Gegenwart. Damals nahmen 77 Länder und vier internationale Organisationen mit insgesamt 116 Ausstellungen teil.
Auch bei der kommenden Expo2025 in Ōsaka wird nicht gekleckert: Auf einer noch ungenutzten Neulandinsel in der Bucht von Ōsaka entsteht momentan ein riesiger, ringförmiger Bau komplett aus Holz mit einem Innenumfang von über 600 Metern und einer Höhe von 20 Metern. Die Struktur wird schlicht „großes Dach“ (Grand Roof) genannt und ragt teilweise auf das Wasser hinaus. Die meisten Pavillons sollen innerhalb dieses Rings entstehen – dessen Hauptaufgabe besteht dabei darin, die Besucherinnen und Besucher vor Wind und Wetter zu schützen.
Kostenexplosion und Bauprobleme
Dieses Mal haben 161 Länder und neun internationale Organisationen ihre Teilnahme zugesichert, so zumindest der Stand im März 2024 – doch die Probleme häufen sich. Die teilnehmenden Staaten können zwischen verschiedenen Optionen wählen – ein Typ-A-Pavillon ist die teuerste Option, gefolgt von Typ C. Die billigste Option ist Typ X. Bei ersterem bauen die ausstellenden Länder ihre Pavillons gewissermaßen selbst, zusammen mit örtlichen Unternehmen. Beim Typ X hingegen baut der Expo-Veranstalter selbst und vermietet die Räume an die Ausstellenden, die dann lediglich für die Innenausstattung verantwortlich sind. Bisher haben allerdings schon Mexiko und Estland ihre Typ-A-Pavillons abgesagt – Grund dafür sind die stark gestiegenen Kosten. Argentinien hat seine Teilnahme komplett abgesagt, da der neue Präsident Javier Milei die Teilnahme als unnötige Kosten bezeichnet hat.
Eigentlich sollten 56 Typ-A-Pavillons entstehen, doch im April hatte man gerade mal mit dem Bau von 14 dieser Pavillons begonnen. Für viele andere wurde noch nicht einmal ein Unternehmen gefunden, dass den Bau durchführen soll, denn es herrscht ein chronischer Arbeitskräftemangel in der japanischen Bauindustrie. Die Typ-A-Pavillons müssen nach dem Willen der Ausrichter eigentlich alle bis Oktober 2024 stehen, die Innenausstattung bis Januar 2025. Doch nach einigen schlechten Nachrichten bezüglich der Kostenexplosion ist es erstaunlich ruhig in den Medien geworden. Der genaue Stand der Dinge wird momentan nicht veröffentlicht.
Kritik aus der Bevölkerung
Aus der japanischen Bevölkerung gibt es auch viel Kritik – der Großteil der Japanerinnen und Japaner gab in Umfragen an, kein Interesse daran zu haben, die Expo zu besuchen. Viele Einheimische der Region sind der Meinung, dass die geschätzten Baukosten von rund 1,5 Milliarden Euro besser hätten angelegt werden können – und dass, obwohl das Wirtschaftsministerium einen wirtschaftlichen Effekt von umgerechnet 18 Milliarden Euro erwartet. Die Rechnung ist jedoch nicht ganz einfach, denn andere Schätzungen gehen davon aus, dass die Gesamtkosten, also die Baukosten mit sämtlichen Nebenkosten, bis zu 80 Milliarden Euro hoch sein könnten (wobei natürlich nicht alles von der öffentlichen Hand getragen wird) – in dem Fall wäre das Vorhaben dann in der Tat kritikwürdig und nur schwer tragbar.
Schaut man sich allerdings die Geschichte solcher großen Vorhaben in Japan an, darf auch ein bisschen Optimismus sein: Bei der letzten im Jahre 2005 in Aichi ausgerichteten Weltausstellung gab es ebenfalls etliche Probleme und viel öffentliche Kritik. Letztendlich musste man jedoch die Dauer der Ausstellung verlängern, denn erwartet wurden rund 15 Millionen Gäste, doch insgesamt fanden 22 Millionen ihren Weg dorthin, so dass die Ausstellung alles in allem ein großer Erfolg war. Denn so viel steht fest: In Japan liebt man solche Veranstaltungen. Und Myaku-Myaku, das etwas eigenwillige Expo-Maskottchen, wird bis zum Beginn der Weltausstellung im April 2025 schon für das nötige Interesse sorgen.
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