Die Produktionsstudios Paramount und Dreamworks veröffentlichten am Wochenende den ersten Trailer zum für 2017 angekündigten Film Ghost in the Shell. Es handelt sich um eine Hollywood-Adaption des Mangas von Shirow Masamune von 1989. Die Anime-Produktion von 1995 wiederum hatte den Stoff global bekannt gemacht.
Ghost in the Shell gehört zusammen mit Akira nachwievor zu den populärsten Anime Japans, auch wenn die Veröffentlichung mehr als 20 Jahre zurückliegt. Die Geschichte spielt in Japan im Jahre 2029. Major Kusanagi jagt als Agentin für eine Spezialeinheit den Hacker Puppetmaster, der Cyborgs und so mittlerweile die Politik manipuliert. Auch Kusanagis Körper besteht komplett aus künstlichen Bestandteilen, der shell. Nur Teile ihres Gehirns sind erhalten und enthalten ihre Persönlichkeit, den ghost – und so läuft sie selbst auch Gefahr, vom Puppetmaster angegriffen zu werden.
Trailer zum Hollywood-Remake von Ghost in the Shell, ab 31. März 2017 weltweit in den Kinos. ©Paramount, Dreamworks
Gespielt wird Kusanagi von Scarlett Johansson. Es ist nicht ihre erste Besetzung in einem Film, der sich mit den Grenzen zwischen Mensch, Maschine, Virtualität und Materialität beschäftigt: In Her von 2013 lieh Johansson dem personalisierten Betriebssystem Samantha ihre Stimme – zwischen dem Betriebssystem und dem introvertierten Autoren Theodore entwickelt sich in dem Film eine Liebesbeziehung.
Kritik an der Star-Besetzung
Scarlett Johanssons Besetzung als Hauptcharakter Major Kusanagi in Ghost in the Shell war zuvor in Fan-Communities und von Experten kritisiert worden. Die Rolle einer Japanerin mit einer US-Amerikanerin zu besetzen, wurde als Whitewashing gewertet. Auch wenn die Resonanz auf den nun veröffentlichten Trailer größtenteils positiv war, bleibt der Vorwurf bestehen, die Rolle mit einer weißen Schauspielerin besetzt zu haben, anstatt eine Japanerin zu repräsentieren.
Weltweit bekannte Dystopien aus Japan
Während in Japan in Manga und Anime wie Ghost in the Shell seit Jahrzehnten immer wieder Technologie-Dystopien thematisiert wurden, erreichten diese Formate Europa geballt ab dem Ende der 1990er Jahre. Einerseits steigerten vor allem die bildgewaltigen Filme die Beliebtheit der japanischen Popkultur im Ausland. Andererseits verbanden sich die Bilder mit den Klischees der „wie Roboter arbeitenden“ Japaner. Dieses Vorurteil war vor allem in den Jahrzehnten zuvor aufgekommen, als Japan weite Teile der globalen Märkte dominierte. Um den Erfolg japanischer Unternehmen zu erklären und das Land abzuwerten, wurden die Japaner als „unmenschlich-maschinenhaft“ dargestellt.
Vorspann der Anime-Serie Ghost in the Shell von 1995. Einige Szenen sind im Hollywood-Remake fast vollständig übereinstimmend wiederzufinden.
So wurden in Europa auch die in den verschiedenen Anime dargestellten Zukunftsszenarien als unheimlich und dystopisch bewertet – auch wenn es mittlerweile nicht mehr weithergeholt scheint, dass Roboterprothesen Einsatz finden oder, wie in der Anime-Serie Silent Möbius von 1998, aufgrund von Umweltverschmutzung saurer Regen fällt, der einen Aufenthalt im Freien unmöglich macht.
Wie der Trailer von Ghost in the Shell andeutet, wird auch in der Hollywood-Version die Frage nach der Bedeutung von Menschlichkeit bei zunehmender oder gar vollständiger Technologisierung des Körpers gestellt.
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