Am 4. September traf gegen Mittag der asienweit 21. Taifun der Saison auf die Westküste Japans und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Mit Windgeschwindigkeiten im Zentrum des Wirbelsturms bis zu 216 Stundenkilometern ist Taifun „Jebi“ der stärkste Taifun seit 1993, so Chef-Meteorologe der japanischen Wetterbehörde Kurora Ryuta. Bereits vor Eintreffen des Wirbelsturms hatten Behörden rund 1,2 Millionen Menschen vor Überschwemmungen und Erdrutschen gewarnt und aufgefordert, sich in Sicherheit zu begeben. Ministerpräsident Abe Shinzō berief einen Krisenstab ein und verkündete: „Ich fordere das japanische Volk auf, Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Leben zu schützen, einschließlich der frühen Vorbereitung und Evakuierung.“ Die Nachrichtenagentur Jiji Tsūshin berichtete, dass 16.000 Menschen in 20 Präfekturen in Notunterkünften untergebracht wurden.
11 Tote, 300 Verletzte
Laut Regierungssprecher Suga Yoshihide ist die Zahl der Opfer auf elf gestiegen. Örtliche Medien berichten, dass sie von umherfliegenden Trümmerteilen erschlagen, vom Sturm erfasst und zu Boden geschleudert oder unter Gebäuden begraben wurden. 300 Menschen überlebten den Taifun mit teilweise schweren Verletzungen.
Als Folge des starken Sturms sind erhebliche Sachschäden zu verzeichnen. So wurden bei einem Autohändler in der Präfektur Hyōgo durch den enormen Wind etwa 100 Autos aufgetürmt, die daraufhin durch einen Kurzschluss in Brand gerieten. Fabriken, Geschäfte und sogar Großkonzerne wie Toyota, Honda und Panasonic stellten die Produktion ein und riefen ihre Angestellten auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Auch viele Schulen blieben geschlossen. 1,4 Millionen Haushalte in Zentraljapan waren außerdem von den großflächigen Ausfällen in der Stromversorgung betroffen, nachdem Strommasten umgerissen worden waren. Bäume wurden entwurzelt, Lastwagen umgeweht und Straßen überflutet. Medien zeigten Aufnahmen eines 100 Meter hohen Riesenrads in Ōsaka, das sich im abgestellten Zustand wie wild im Sturm drehte.
Chaos am Flughafen
Am schlimmsten traf es jedoch den auf einer künstlichen Insel gelegenen internationalen Flughafen Kansai in Ōsaka, als der Taifun den 2.591 Tonnen schweren Öltanker Houn Maru löste und gegen die ca. 3.700 Meter lange Brücke trieb, die den Flughafen mit dem Festland verbindet. Die 11 Personen an Bord blieben unverletzt, doch der Aufprall brachte schwere Beeinträchtigungen im Flug-, Bahn- und Fährenverkehr mit sich. Fast 800 Flüge fielen aus und rund 3.000 Menschen mussten die Nacht am Flughafen verbringen, so ein Vertreter des Verkehrsministeriums. Die gestrandeten Menschen klagten während ihres Zwangsaufenthalts am Flughafen über mangelnde Versorgungsmöglichkeiten, unzureichende Informationen und starke Hitze aufgrund der mangels Strom ausgefallenen Klimaanlagen. Mittwochmorgen wurden sie schließlich mit Fähren und Bussen über nicht beeinträchtigte Fahrspuren auf das japanische Festland nach Kōbe gebracht. Der Tanker wurde gegen 3 Uhr morgens von Schleppern etwa 400 Meter von der Brücke weggetreidelt.
Ein feindseliger Sommer
Japan hatte diesen Sommer bereits mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen. So kamen im Juli bei Überschwemmungen und Erdrutschen 220 Menschen und bei einer extremen Hitzewelle 119 Menschen ums Leben.
Taifun „Jebi“ verließ das Festland zwar am Dienstagabend, doch seine Folgen und Schäden erfordern einen aufwändigen Wiederaufbau in sämtlichen Bereichen. Auch jetzt noch ist der Flugplatz überflutet und es ist ungewiss, wann der Flughafen den Betrieb wieder aufnehmen wird.
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