Zum ersten Mal weltweit sollen dieses Jahr in Japan Transplantationen von Spender-Stammzellen an Patienten der altersbedingten Makula-Degeneration (AMD) getestet werden. AMD ist weltweit eine der verbreitetsten Ursachen für Erblindung. Der Einsatz einer Stammzellen-Therapie gegen AMD wurde am 1. Februar 2017 von einem Panel des japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales bestätigt.
In einer Zusammenarbeit zwischen dem Riken Center for Development Biology in Kōbe, der Universität Kyōto, der Universität Ōsaka und dem Kōbe City Medical Center General Hospital sollen in der ersten Hälfte diesen Jahres fünf an AMD erkrankte Patienten Spender-Stammzellen erhalten.
Vorteile gegenüber patienteneigenen Zellen
Verwendet für die klinische Studie werden iPS-Zellen (induziert pluripotente Stammzellen) der Universität Kyōto, die als besonders resistent gegen immunologische Abstoßung gelten.
Im Forschungsinstitut Riken werden diese Stammzellen zu Netzhautzellen herangezüchtet. Die Universität Ōsaka und das Krankenhaus Kōbe injizieren anschließend eine Lösung mit den Zellen in die Augen der Patienten.
Da die Spenderzellen vorrätig gelagert werden, könne die Wartezeit der Patienten von elf auf etwa einen Monat reduziert werden. Die Kosten, die bei der Anwendung patienteneigener Zellen etwa 823.000 Euro (Wechselkurs 1€ zu 121¥) betragen, könnten bei Spenderzellen auf weniger als ein Fünftel sinken, berichten japanische Medien.
Risiken der Transplantation
Bereits im September 2014 führten Forscher des Riken Instituts mit anderen Ärzten die erste Stammzellen-Transplantation an einer AMD-Patientin durch. Hierfür wurden körpereigene Zellen der Patientin verwendet.
Takahashi Masayo, Projektleiterin bei Riken, bestätigte vor dem Panel des Ministeriums, dass keine Bedenken zur Krebsbildung an Stammzellen bestünden. Dies wäre aus diversen Tierversuchen sowie der Analyse genetischer Strukturen der entwickelten Zellen hervorgegangen.
Stammzellenforschung in Japan
Seit es dem Stammzellenforscher Yamanaka Shin’ya 2006 erstmals gelang, iPS-Zellen aud Bindegewebszellen von Mäusen zu erzeugen, hat sich die Erforschung der iPS-Zellen rasant entwickelt. Weltweit wird intensiv Forschung zum Einsatz von iPS-Zellen betrieben, die durch künstliche Reprogrammierung ein hohes Potential für die regenerative Medizin aufweisen.
Die japanische Forschung beschäftigt sich stark mit der Anwendung von iPS-Zellen auch außerhalb der AMD-Therapie.
Neben der Einrichtung eines iPS-Zellspeichers beschäftigt sich die Universität Kyōto mit der Behandlung der Parkinson-Krankheit, die Universität Ōsaka forscht zu Herz- und Hornhauterkrankungen und die Keiō-Universität untersucht den Einsatz von iPS-Zellen bei Verletzungen des Rückenmarks.
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