Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 hat unser Verständnis von Alltag und Normalität völlig neu definiert. War Anfang des Jahres das gewaltige Ausmaß und die dazugehörigen Maßnahmen noch völlig unvorstellbar, so ist das Tragen von Mundschutzmasken, soziale Distanz und verstärkte Hygiene nun Teil unserer Normalität, die vermutlich nicht so schnell verschwinden wird. Auch in Japan ist COVID-19 das Thema Nr. 1, obgleich das Land vergleichsweise glimpflich davon gekommen ist, wenn man sich die offiziellen Infektions- und Sterberaten ansieht. Doch Versorgungsengpässe von medizinischer Schutzkleidung, Mund-Nasen-Masken und Überforderung des Gesundheitssystems waren und sind noch in Japan ein großes Problem.
In diesen Zeiten, in denen die Menschen mit besonderen Ängsten und Sorgen konfrontiert werden, versucht eine Japanerin aus der Präfektur Shizuoka – Heimat des Fuji – auf besondere Weise ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Kleine Geste mit großer Wirkung
Die Hausfrau Matsuo Keiko spendete Anfang Juni 10 selbsthergestellte Schutzvisiere an das Mt. Fuji and Princess Kaguya Museum der Stadt Fuji, das am südlichen Fuß des heiligen Berges an der Suruga-Bucht liegt. Das Besondere: Die Masken tragen das Nationalsymbol Japans und der Region, den Fuji.
Nach dem Tod ihres Vaters wurde der 56-jährigen bewusst, welche wichtige Arbeit die Pflegekräfte und Ärzte leisten und sie hat diese wertzuschätzen gelernt. In Pandemie-Zeiten sind es diese Berufsgruppen, die die größte Verantwortung und das größte Risiko tragen. Mit ihren Schutzvisieren wollte Matsuo diesen Berufsgruppen etwas zurückgeben und den Menschen Kraft und Zuversicht spenden. Hergestellt wurden sie aus einfachen Materialien, die in jedem 100-Yen-Shop erhältlich sind. Auf diese Weise sind die Visiere leicht nachzubauen und vor allem erschwinglich. Zusätzlich zum Tragen einer Mund-Nasen-Maske sind die Visiere eine unterstützende Maßnahme beim Infektionsschutz.
Der Fuji als Inspiration
„Normale Gesichtsmasken sollen vor allem praktisch sein, daher ist deren Design oft lieblos und langweilig. Meine Visiere sollen nicht nur nützlich sein, sie sollen den Menschen ein angenehmes Gefühl der Sicherheit geben und sowohl Kindern als auch Erwachsenen ein Lächeln auf die Lippen zaubern.“, so die Hausfrau. So kam ihr die Idee, den zuvor simpel gestalteten Schutzvisieren ein frisches Design zu verleihen, das Mut und ein wenig Erleichterung von den Sorgen der Menschen spendet. Was wäre dafür besser geeignet als der mächtige Berg Fuji?
Ganz allein hat Matsuo die Masken nicht gebastelt – dafür hatte sie tatkräftige Unterstützung von Freiwilligen der örtlichen Gruppe “Happy Hug Heart” (hier geht’s zur japanischen Webseite), die vor allem Mütter bei Fragen rund um die Kindererziehung unterstützen und verschiedene Events und Beratungsmöglichkeiten anbieten.
Da die Herstellung so kinderleicht ist, sind der eigenen Kreativität jedoch keine Grenzen gesetzt. Wie wäre es mit einem hawaiianischen Motiv oder schönen Kirschblüten als Verzierung?
In Zeiten wie diesen, in denen niemand sagen kann, was die Zukunft bringen wird, ist es beruhigend zu wissen, dass es Menschen wie Matsuo Keiko gibt, die auch mit kleinen Gesten versuchen, anderen Menschen zu helfen. „Mit der Kraft und Wärme des Fuji soll es den Menschen besser gehen“, hofft sie – und kann nicht jeder diese Kraft gerade gut gebrauchen?
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