Wie Sprecher Nordkoreas am gestrigen Dienstag bestätigten, testete das autoritäre Regime unter Diktator Kim Jong-un am Montag ein „präzisionsgesteuertes“ Raketensystem. Die Rakete flog etwa 400 km weit und stürzte vermutlich in Japans ausschließliche Wirtschaftszone. Japans Premierminister Abe verurteilte den Raketentest und kündigte an, dass Japan „konkrete Maßnahmen“ einleiten werde, ohne diese weiter zu erläutern.
Es handelte sich bereits um den dritten Raketentest, den Nordkorea im Mai durchführte. Wie auch die Tests zuvor verurteilten Japans Sicherheitspartner USA, die Vereinten Nationen sowie verschiedene asiatische Länder diesen.
Nordkorea wiederum ließ verlauten, der Test sei nur ein weiterer Schritt gewesen, um den USA, die das Land als Erzfeind betrachtet, bald ein „noch größeres Geschenk“ zu schicken. Damit spielten die Sprecher auf das Interkontinentalraketen-Programm an, das laut Nordkorea kurz vor der Vollendung stehen soll. Bisher verfügt das Regime noch nicht über Raketensysteme, die beispielsweise die USA erreichen könnten.
Nordkoreas Raketen: Interkontinentaler Einsatz im Fokus, regionale Bedrohung gegen Japan aber realistischer
US-Präsident Trump hatte beim Treffen mit seinem japanischen Amtskollegen Abe auf dem G7-Gipfel im italienischen Taormina am 26. Mai bereits angekündigt, eng mit Japan zusammenzuarbeiten, um die Bedrohung durch Nordkoreas Raketen zu unterbinden.
Während sich die internationale Kritik in Folge des neuerlichen Raketentests aber vor allem gegen Nordkoreas Atomprogramm und die Entwicklung von Interkontinentalraketen richtete, streicht der Test tatsächlich die regionale Bedrohung durch Kurz- und Mittelstreckenraketen Nordkoreas heraus.
Nordkorea hatte bereits bei den Tests zuvor angegeben, dass diese einen Angriff auf die US-Militärstützpunkte in Japan simulieren sollten (JAPANDIGEST berichtete).
Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass es sich bei dem am Montag getesteten Projektil um eine modifizierte Scud-Variante – eine ursprünglich durch die UdSSR entwickelte Kurzstreckenrakete – handeln könnte, so die Japan Times in ihrer Berichterstattung. Diese wird durch das nordkoreanische Militär als KN-17 bezeichnet. Erstmals wurde das Waffensystem auf einer großen Militärparade im April diesen Jahres in Pjöngjang vorgestellt.
Während das nordkoreanische Staatsfernsehen angab, die „präzisionsgesteuerte“ KN-17-Rakete solle der Vernichtung von Zielen auf dem Wasser dienen, bezweifeln Experten, dass das Regime über die komplexe Technologie verfügt, bewegliche Ziele wie Schiffe zu lokalisieren und zu beschießen.
Es sei wahrscheinlicher, dass es sich um eine Boden-Boden-Rakete handele. Diese könnte unbewegliche Ziele im regionalen Umkreis Nordkoreas treffen – damit auch die Stützpunkte der USA in Japan.
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