Jedem, der nach Japan reist, fällt sofort die hohe Dichte des weltbekannten großen “M” auf: Nach den USA und China gibt es hier die meisten McDonalds-Filialen – mit rund 3.000 Restaurants mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. McDonalds wird in Japan kurz makku genannt und hat den Ruf, schnell, bequem, billig und sättigend zu sein. Genau das Richtige für Studenten und Nachtschwärmer, aber bei McDonalds findet man auch alle anderen Altersgruppen, denn Fast Food hat in Japan einen nicht ganz so negativen Ruf.
Kartoffeln werden aus dem Ausland importiert
McDonalds hat zwar in Japan ein paar andere Speisen auf dem Menü als in Deutschland, aber die Hauptprodukte sind natürlich die bekannten Burger und Pommes. Doch eine Kartoffelknappheit führte zur drastischen Maßnahme, die Pommes-Größen M und L aus dem Sortiment zu nehmen. Ein paar Tage später reagierte die einheimische Fast Food-Kette “Freshness Burger” auf die Meldung des Konkurrenten, indem sie bekanntgab, in den kommenden Wochen 25 % mehr Pommes aufzutischen (und zwar ganz ohne Aufpreis). Diese Pommes würden aus Kartoffeln von der Insel Hokkaidō hergestellt und seien somit aus einheimischem Anbau.
Und genau darin liegt das Problem von McDonalds: Während man in Japan Pommes üblicherweise aus frittiertem Kartoffelpüree herstellt, bereitet McDonalds seine Pommes direkt aus gewürfelten Kartoffeln zu, und dafür kommen die zumeist kleineren japanischen Knollen nicht in Frage. Deshalb werden sie aus Kanada oder den USA importiert. Und nicht nur das: Aufgrund der Importbestimmungen dürfen Kartoffeln als solche nicht eingeführt werden – sie müssen erst verarbeitet und dann tiefgekühlt nach Japan verschifft werden.
Corona-Pandemie erschwert Importe
Aufgrund dieser Gegebenheiten ist McDonalds Japan anfällig für das Chaos, dass die Corona-Pandemie momentan in der globalen Logistik anrichtet – viele Schiffe fallen einfach aus, und es ist schwer, auf den verbliebenen Schiffen Ladekapazitäten zu bekommen. Erschwerend kam in den vergangenen Monaten hinzu, dass enorme Schneefälle und ein schweres Hochwasser große Schäden im kanadischen Vancouver, einem der wichtigsten Seehäfen des Warenverkehrs zwischen Amerika und Ostasien, anrichteten.
Die Kartoffelknappheit bei McDonalds ist also in diesem Sinne keine Knappheit, sondern schlichtweg ein Logistikproblem. Kurzfristige Lösungen sind begrenzt – teilweise werden die Fritten nun mit dem Flugzeug eingeflogen, aber aufgrund der schieren Menge und hohen Spritpreise, die sich auch auf die Frachtkosten niederschlagen, ist das auf Dauer keine Lösung. Andere Ansätze wie zum Beispiel der Einsatz japanischer Kartoffeln werden laut der Firma zwar erörtert, aber dies wird bis zur Verwirklichung viel Zeit beanspruchen.
Auch andere Lebensmittel betroffen
Aufgrund der Insellage Japans sowie der strikten Einfuhrregelungen kommt es immer wieder mal zu Engpässen. Ein gutes Beispiel dafür ist Butter, die dort hin und wieder knapp wird. Der Hauptgrund dafür waren in den vergangenen Jahren horrende Einfuhrsteuern. Wenn in Schlechtwetterjahren auf der Insel Hokkaidō – dort wird der Hauptteil der japanischen Milch hergestellt – die Milchproduktion sinkt, drosselt man als erstes die Weiterverarbeitung zu Butter, Sahne und Co. und das kann aufgrund der hohen Einfuhrsteuern nicht ohne weiteres durch Importe aufgefangen werden.
Auch beim Reis, dem Hauptnahrungsmittel in Japan, kann es zu Engpässen kommen – zuletzt geschah das 1993, als der Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen für einen ungewöhnlich kühlen Sommer sorgte und die Reisernte vermieste. Einheimischer Reis wurde sehr teuer und die Steuer auf Reisimporte ist ebenfalls sehr hoch. Aus diesem Grund schauten vor allem ältere Japaner besorgt auf den jüngsten Vulkanausbruch in Tonga Mitte Januar, auch wenn drastische Preissteigerungen vorerst ausgeblieben sind.
Mittlerweile scheint der Frittenmangel jedoch vorerst gelöst zu sein: McDonalds kündigte kürzlich an, ab Mitte Februar mittlere und große Pommes-Portionen wieder anzubieten, was besonders einer neuen alternativen Transportroute über Nordamerika zu verdanken ist.
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