Chibi Maruko-chan, mit richtigem Namen Sakura Momoko, geht in die dritte Klasse und lebt mit ihren Eltern, Großeltern und ihrer großen Schwester in Shimizu in der Präfektur Shizuoka. Trotz ihrer manchmal faulen, unvernünftigen Art, ist sie ein neugieriges, liebenswürdiges Mädchen. Der Leser und Zuschauer begleitet Marukos einfachen Alltag und trifft ihre bunt gemischten Klassenkameraden, darunter ihre beste Freundin, die romantische Tama-chan, den Klassen-Clown Yamada, den leicht narzisstischen Maruo-kun und den reichen, freundlichen Hanawa-kun.
Von Generationen geliebt
Trotz der sehr alltäglichen Themen, lieben Japaner Maruko-chan für die nostalgischen, aufrichtigen und bedachtsamen Darstellungen ihres Lebens. Inspiriert wurde der Charakter, wie sein voller Name schon sagt, von der Kindheit der Autorin. Seit den 1980er Jahren schrieb sie an der Manga-Serie (insgesamt 32 Millionen Bücher), 1990 folgte schließlich die Ausstrahlung des Animes. Während meiner Kindheit habe ich wie jedes andere Kind jeden Sonntagabend gebannt zum Fernseher gesehen und den Anime geschaut. Auch im deutschen Fernsehen wurden im Jahr 2000 die ersten 52 Episoden gezeigt.
Sakura war nicht nur Manga-Autorin, sondern auch Essayist und Texterin, und überzeugte stets mit vielen Talenten. Ihre ersten drei Essaybände gehören zu den Bestsellern Japans. Außerdem ist sie verantwortlich für den Text des Titelsongs von Chibi Maruko-chan. Bekannt ist sie vor allem für ihre ungewöhnlichen Redewendungen, die den Leser zum Lachen bringen. Die Erfahrungen und Emotionen, die sie in ihren Werken äußert, erwecken Mitgefühl in ihren Lesern – sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen, und sind der Grund dafür, dass sie über Generationen hinweg geliebt wird.
Die große Wirkung der Sakura Momoko
Nachdem Nachrichten ihres Todes sich verbreiteten, drückten zahlreiche japanische Prominente ihre Anteilnahme in den sozialen Medien aus. Der Manga-Autor und Schöpfer der Kultserie One Piece postete einen Nachruf auf seinem Twitter-Profil und teilte eine Sakura gewidmete Illustration. Laut Asahi-Shinbun waren die beiden Manga-Künstler befreundet gewesen. Sankei News teilte mit, dass sogar Medien in Taiwan, Hongkong, Singapur und China die Todesnachricht sendeten.
さくらももこ先生ご逝去に際し、尾田さんより追悼イラストが届きました。
対談はもちろん、プライベートでもほんとうに仲が良かったお二人。さくら先生のご冥福を心よりお祈り致します。 pic.twitter.com/2eE73Qixsn
— ONE PIECE スタッフ【公式】 (@Eiichiro_Staff) 28. August 2018
Der Kritiker und Experte japanischer Subkultur Nakamori Akio kommentierte in der Asahi-Shinbun: „[…] Zu Beginn der Heisei-Zeit [seit 1989, Anm. d. Red.] gab es vom Zusammenbruch der Spekulationsblase über die Erdbeben in Kōbe bis hin zur Aum-Sekte eine Vielzahl negativer Themen und man sprach von den ‚verlorenen Jahren‘. Man erfeute sich allmählich dennoch an den kleinen, alltäglichen Späßen des Lebens. Der Anime Chibi Maruko-chan symbolisiert genau diese Ära. […]“ Die Heisei-Zeit wird im nächsten Jahr mit der Abdankung des Kaisers Akihito zu Ende gehen, weshalb viele Japaner dieses Gefühl retrospektiv nachempfinden können.
Fuji-TV entschied sich zum Nachruf am 2. September zwei Programme zu senden, bei denen es sich um Remakes der erstmals 1990 ausgestrahlten Sendungen handelt. Da zurzeit sämtliche Mangas und Essays aus Sakuras Feder in ganz Japan ausverkauft sind, kündigte der Verlag an, 400 000 weitere Bücher drucken zu wollen. Sakura Momoko wird nicht aufhören, ihre Fans zum Lachen zu bringen und immer in unseren Herzen leben.
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