Nach mehr als 2 ½ Jahren war es endlich soweit: Japan entfernte (nahezu) alle Einreisebeschränkungen, die Reisenden auferlegt wurden. Um die Ausbreitung des Coronavirus in Japan einzudämmen, wurde das Touristenvisum ausgesetzt (welches zum Beispiel deutschen, österreichischen und schweizerischen Staatsbürgern bei Einreise kostenfrei und ohne jegliche Bürokratie gewährte). Zudem wurden auch Obergrenzen bei den täglichen Einreisen festgelegt, was dazu führte, dass streckenweise selbst Inhaber einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr oder nur nach sehr viel Mühe in Japan einreisen durften.
Während andere Staaten 2021 und 2022 nach und nach ihre Einreisebeschränkungen aufhoben, blieb Japan bis zum Sommer 2022 stur. Erste Lockerungen, wie zum Beispiel die Genehmigung von Gruppenreisen zu touristischen Zwecken seit Juni 2022, hatten nicht den erwünschten Effekt – die Zahl ausländischer Besucher:innen pro Monat stieg zwar auf über 200.000 an, aber das war noch immer weit entfernt von der Zahlen vor der Pandemie.
Der außenpolitische Druck auf Japan, die Obergrenzen abzuschaffen und die de-facto Visafreiheit wieder einzuführen, gepaart mit einem sehr schwachen Yen, der Japan aktuell wirtschaftlich stark zusetzt (1 Euro = 146 Yen, Stand 20.10.22), ließ Japan also nun den letzten Schritt gehen.
Einreisebedingungen und Maskenpflicht
Doch potenzielle Besucher:innen müssen sich noch immer auf einiges einstellen. So wird zum Beispiel eine dreifache Impfung gegen das Coronavirus vorausgesetzt – oder negatives PCR-Testergebnis (in einem von Japan anerkannten Format), das nicht älter als 72 Stunden (vor Abreise) ist. Außerdem erwarten Reisende diverse kleinere Einschränkungen und Maßnahmen, wobei die Erwartung, dass sie so ziemlich überall eine Maske tragen sollten, wahrscheinlich am gravierendsten ausfällt. Eine Auflistung der Maßnahmen ist online einsehbar.
In Japan beobachten die Menschen die spektakulärste Landesöffnung seit 1853 mit Freude, aber auch mit Argwohn – die Bilder nicht enden wollender Touristenströme, wie man sie vor Corona erlebte, sind bei vielen noch frisch im Gedächtnis und lassen die Angst aufkeimen, dass die Zahl der Infektionen wieder stark ansteigt bzw. dass neue Virus-Varianten ungebremst in Japan Fuß fassen können. Dagegen kann man jedoch einfach argumentieren, dass Ausländer:innen nicht an der zweiten bis siebten Welle beteiligt waren – sprich, Corona breitet sich so oder so periodisch aus, ob mit Touristen oder ohne.
Keine schnelle Rückkehr zum Normalzustand erwartet
Doch selbst mit der völligen Öffnung für Touristen wird es noch lange dauern, bis man zum Stand vor 2020 zurückgekehrt ist, denn:
- 37 % der Touristen kamen vor 2020 aus der Volksrepublik China. Die Zero-COVID-Strategie des Landes erschwert jedoch Auslandsreisen massiv.
- Der Krieg in der Ukraine sorgt dafür, dass Touristen aus Russland nicht mehr einreisen können und dass Besucher:innen aus Europa einen längeren Weg nach Japan hinnehmen müssen, da der Luftraum über Russland für die meisten Airlines gesperrt ist.
- Stark gestiegene Mineralölpreise machen Langstreckenflüge spürbar teurer.
- Die in vielen Ländern hohe Inflation sorgt bei immer mehr Menschen für finanzielle Sorgen, weshalb auf längere oder teurere Urlaubsreisen vorerst verzichtet wird.
- Die noch immer hohen Inzidenzzahlen lassen viele Menschen abwarten – schließlich will man nicht riskieren, im Ausland an Corona zu erkranken
Die sehnsüchtig erwartete Öffnung des Landes ist von daher nur ein Schritt von vielen – nun muss dafür gesorgt werden, dass potenzielle Besucher:innen der allgemeinen Situation vertrauen können, denn die Gefahr, dass Japan etwa beim Erscheinen einer neuen Virus-Variante plötzlich wieder die Grenzen schließt, ist durchaus real. Andere die Rückkehr der Touristen verhindernde Umstände, wie zum Beispiel die stark gestiegenen Flugkosten oder der Ukrainekrieg, liegen jedoch außerhalb des Machtbereiches der japanischen Politik. Aus diesem Grund ist es auch schwer vorhersehbar, wie sich die Besucherzahlen in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln werden.
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